Pfarrerin Anja Krollmann ist als evangelische Geistliche zuständig für vier Gemeinden im Alzeyer Land
Von Nicholas Matthias Steinberg
Lokalredakteur Mainz
In ihrem Element: Pfarrerin Anja Krollmann in der Kettenheimer Kirche. Foto: photoagenten/Axel Schmitz
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KETTENHEIM - Für etwas einstehen – auf die Frage, wie sie Verantwortung definiert, zögert Anja Krollmann nicht lange. Und das weiß sie so genau, weil es als evangelische Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinden Esselborn, Freimersheim, Kettenheim und Wahlheim gewissermaßen ihr Job ist, sich für andere einzusetzen, verantwortlich zu sein. Und in diesen Tagen ist die 43-Jährige ganz besonders gefordert. Schließlich steht Ostern vor der Tür, das Fest der Auferstehung Jesu – einer der bedeutendsten Feiertage des Christentums. Und immer wieder ein ganz besonderer. Dabei ist Krollmann inzwischen gewohnt, Verantwortung zu tragen, verantwortlich zu sein, für ihr eigenes Handeln, aber auch für das anderer. Und das pausenlos. Ob privat oder beruflich, als Pfarrerin ist sie eine Person des öffentlichen Lebens.
Grundstein legte der Konfirmandenunterricht
Seit knapp 14 Jahren lenkt sie nun schon die Geschicke im Pfarramt in Kettenheim. Die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, sei in der Tat sehr vielfältig, berichtet die gebürtige Mainzerin. Aufgewachsen in Ingelheim, kristallisierte sich schon früh heraus, dass sie Theologin werden würde. Den Grundstein legte der Konfirmandenunterricht. „Mich hat die Herangehensweise des Pfarrers beeindruckt“, erinnert sich Krollmann. Und da war klar: „Das möchte ich auch mal machen.“ In der Oberstufe dann folgten Praktika und die ersten Schritte in der Gemeindearbeit, als Ehrenamtliche engagierte sie sich für Kinder und Jugendliche. Mit dem Theologie-Studium in Mainz, Heidelberg und Marburg folgte der nächste logische Schritt.
Als Krollmann nach ihrem Vikariat 2003 schließlich nach Kettenheim kam, in eine Gemeinde, die ihr – wie sie schmunzelnd zugibt – vorher kein Begriff war, gefiel es ihr gut, das Pfarramt, das Umfeld, die Menschen, einfach das rheinhessische Flair. So gut, dass sie blieb, die Herausforderung und damit auch die Verantwortung annahm. Auch wenn sie anfangs nicht wusste, was sie erwarten würde, Zeit und Erfahrung ließen sie in ihre Rolle hineinwachsen. „Nach zehn Jahren dann war ich endgültig angekommen“, schaut die 43-Jährige zurück.
In ihrem Element: Pfarrerin Anja Krollmann in der Kettenheimer Kirche. Foto: photoagenten/Axel Schmitz Foto: photoagenten/Axel Schmitz
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Dabei ist Krollmanns Verantwortung zum einen philosophisch-wissenschaftlicher Natur, betrifft das, was sie von der Kanzel zum Besten gibt, sowohl an biblischer Überlieferung als auch eigenen Botschaften. Wissenschaftlich sauber zu arbeiten, den theologischen Inhalt herunterzubrechen auf den Alltag der Menschen, das sei jedes Mal aufs Neue herausfordernd, berichtet Krollmann. Zudem gilt es, den Menschen, letztlich den insgesamt rund 1030 Mitgliedern in den vier Gemeinden gerecht zu werden. Noch dazu selbst immer authentisch zu bleiben. Schließlich ist sie Vorsitzende der vier Kirchenvorstände, setzt dessen Beschlüsse in die Tat um, koordiniert zudem den Einsatz der 14 nebenberuflich und rund 35 ehrenamtlich Tätigen. Dabei gilt es nicht nur, die vorhandenen Kräfte anzuleiten und zu betreuen, bei der Stange zu halten, sondern auch stets neue zu gewinnen. Viele junge Erwachsene – insbesondere in ländlichen Gebieten – kehren der Heimat nach der Schulzeit den Rücken, ziehen für Ausbildung und Studium weg, in die Städte. Zumal Freizeit immer kostbarer geworden sei, „das merkt man schon“, so Krollmann.
DIE SERIE
Sie sind Ärzte, Seelsorger, Feuerwehrleute, Fußballtrainer oder Hebammen. Sie alle eint eine Eigenschaft: Sie tragen Verantwortung. Die einen in ihrem Beruf, die anderen im Ehrenamt. Für die Gesellschaft sind sie unverzichtbar.
In einer großen Serie stellt die AZ Verantwortungsträger aus dem Alzeyer Land vor.
Aufgaben zu delegieren, anderen zu vertrauen, die jahrelange Arbeit hat Krollmann auch immer wieder gezeigt, wie schwer es ihr fällt, ab und an Verantwortung abzugeben. „Aber das gehört eben dazu“, weiß die 43-Jährige inzwischen. Genauso, dass sie nicht alles regeln kann, weil sie für manches einfach nicht verantwortlich ist. Wie den Mitgliederschwund der Kirchen.
Zumal auf Krollmann an ihrem Schreibtisch noch organisatorische Aufgaben warten. Schließlich gehören zu den vier Gemeinden vier Kirchen, zwei Gemeindehäuser und ein Pfarramt, die verwaltet werden müssen. Die Kirchenäcker und Baugrundstücke hat die Regionalverwaltung in Alzey im Blick.
Und so bleibt Krollmann mehr Zeit, um ihrer Verantwortungsdefinition – für etwas einzustehen – gerecht zu werden. „Für die Mitmenschen, aber auch für die gesamte Gesellschaft“, macht die Pfarrerin deutlich. Angefangen bei den Jüngeren, die ihr Leben noch vor sich haben, bis zu den etwas Betagteren. Vor allem aber möchte Krollmann diejenigen in den Blick nehmen, die nicht dieselben Lebenschancen haben wie andere.