Dorfwettbewerb: Kommission bescheinigt Gau-Heppenheim viel Potenzial, hat aber auch Kritikpunkte

Petrus sorgte beim Kommissionsbesuch im Dorfwettbewerb für ideale Voraussetzungen. Bei so strahlender Sonne ist etwa das Gehöft Rasch in Gau-Heppenheim, das fast fertig saniert ist, besonders schön. Foto: photoagenten/Carsten Selak Foto: photoagenten/Carsten Selak
GAU-HEPPENHEIM - Der Marktplatz sieht gerade etwas gewöhnungsbedürftig aus. Ein riesiger Berg schwarzen Asphalts, der im angrenzenden Straßenbereich rausgerissen wurde, türmt sich auf einer Seite, Absperrungen prägen das Bild. Kein schöner Anblick, aber das sichere Signal: Hier werden die Dinge angegangen. Ein Schluss, den die Kommission im Dorfwettbewerb später in ihrem Resümee auch in anderer Hinsicht zieht: Gau-Heppenheim hat Potenzial, schon einiges gemacht aber auch noch viel vor sich; der Ort geht es mit Augenmaß zielstrebig an. So, wie bald der Marktplatz ein schön gestalteter Ort zum Verweilen und Feiern wird.
Ensemble von Rathaus und Freiwilliger Feuerwehr gefällt
Genau hier erwartet Bürgermeister Helmut Matthäi die Bewertungskommission im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. In der Kreisrunde hatte Gau-Heppenheim den zweiten Platz belegt und war damit in den Gebietsentscheid eingezogen. Das Ritual ist also bekannt. Im evangelischen Gemeindehaus gleich um die Ecke eine erste Vorstellungsrunde, dann geht es auf einen anderthalb Stunden dauernden der Rundgang durch den Ort. Spangenberger und Matthäi gehen voran, die anderen Kommissionsmitglieder, die unter anderem Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, bürgerliches Engagement, soziale und kulturelle Aktivitäten, Grüngestaltung und Grünentwicklung sowie das Dorf in der Landschaft bewerten, führen mit Gemeinderatsmitgliedern und anderen engagierten Bürgern zum Teil eigene Gespräche am Rande.
Das Ensemble von Rathaus und Freiwilliger Feuerwehr gefällt ganz offensichtlich, auch der gerade exotisch blühende kleine Baum, von dem keiner weiß, wie er heißt, der aber auf begrenztem Raum einen schönen Akzent setzt. Die alten Hofreiten, die zum Teil schon liebevoll renoviert sind oder gerade renoviert werden, machen ebenfalls Eindruck. „Wir haben nur zwei Leerstände im Ortskern“, sagt Matthäi nicht ohne Stolz. Und auch das geplante Neubaugebiet mit 22 Einheiten könnte quasi schon belegt sein, bevor es losgeht.
KOMMISSION IN ARMSHEIM
Am Morgen waren die Juroren bereits in Armsheim. „Ein Ort mit rund 2500 Einwohnern hat natürlich andere Voraussetzungen als Gau-Heppenheim“, stellte der Kommissionsleiter Dr. Volker Spangenberger fest.
Armsheim habe sich gut präsentiert. Als besonders positiv habe die Kommission empfunden, dass man in Armsheim viel über den Ort selbst hinaus denke und viel auch auf VG-Ebene.
Verbesserungswürdig sei das innerörtliche Grün, da könnte noch etwas mehr geschehen.
Auch beim Thema Fremdenverkehr gebe es noch Luft nach oben. Es gebe zwar viele Wanderwege, aber zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten, die dazu beitragen würden, dass die Gäste mehr im Ort ließen.
Armsheim habe sich gut präsentiert. Als besonders positiv habe die Kommission empfunden, dass man in Armsheim viel über den Ort selbst hinaus denke und viel auch auf VG-Ebene.
Verbesserungswürdig sei das innerörtliche Grün, da könnte noch etwas mehr geschehen.
Auch beim Thema Fremdenverkehr gebe es noch Luft nach oben. Es gebe zwar viele Wanderwege, aber zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten, die dazu beitragen würden, dass die Gäste mehr im Ort ließen.
Die derzeit rund 540 Einwohner große Gemeinde legt Wert darauf, mit Maß und Ziel zu wachsen. Ansprechend von der EKHN renoviert: die evangelische Kirche. Ihr alter Altar hat derweil einen neuen Platz auf einer Anhöhe unter einem Baum gefunden – mit prächtigem Blick auf den Ort und in die Landschaft. „Bei der Prozession an Pfingsten wird Sankt Urban aus der katholischen Kirche hier hochgetragen“, erzählt Matthäi. Spangenberger indes finde die Form und Anordnung der benachbarten älteren Sitzgruppe wenig ansprechend und kritisiert den Mülleimer direkt am Altar: „Etwas hübscher könnten Sie es machen ...“. Und am Kindergarten begeistert der grüne Garten mit alten Bäumen, der schattenlose gepflasterte Eingangsbereich weniger. Am Sportfeld gibt es eine Gaststätte, die fünf Tage in der Woche auf hat, das kommt gut an.
„Dieser Wettbewerb ist schon deshalb sinnvoll, weil die Gemeinden anhand der Bewertungsliste vieles noch einmal reflektieren“, sagt Steffen Unger, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, der den Rundgang mitmacht. Fast pünktlich ist die Gruppe im evangelischen Gemeindehaus zurück zu Kaffee und Streuselkuchen. Obs für den Landesentscheid reicht? Matthäi und seine Mitstreiter hoffen natürlich. Die Kommission gibt sich lakonisch. Spangenberger verweist auf den Zustand mancher Straßen, der aber jetzt mithilfe wiederkehrender Beiträge angegangen werden soll. Andere Kommissionsmitglieder loben die guten Voraussetzungen für Tourismus, das Engagement im Dorf. Auch im Bereich Baugestaltung bewege sich vieles, es bleibe aber noch viel zu bewegen.
Immer wieder kommt der Hinweis, auf für die Region Typisches zu setzen. Etwa bei den Pflanzen im öffentlichen Grün, wenn schon in den Vorgärten häufig Bäume, Hecken und Blumen aus dem Baumarkt dominierten. Bei Bänken und Kübeln solle man nicht einfach das überregionale Standardmodell wählen. Zudem müsse die Bewahrung alter Substanz ein Ziel sein. Matthäi hört zu, will auch nachfragen, wenn Hilfe gebraucht werde.
Wie Gau-Heppenheim letztlich im Vergleich mit anderen abgeschnitten hat, dieses Rätsel wird erst am 9. Juli gelüftet werden. Dann stehen die vier Gemeinden, die in den Landeswettbewerb einziehen, fest.