Generation Z: Kein Bock auf Großraumbüro

Der Saarbrücker Wirtschaftsprofessor Christian Scholz referierte beim Wirtschaftsforum Alzey-Worms und resümierte: Jungen Menschen unter 25 Jahren, die auf den Arbeitsmarkt strömen, haben andere Einstellungen und Vorstellungen als die Vorgängergenerationen. Foto: Alexander Sell
FLONHEIM - Die Mehrzahl der rund 60 Besucher hebt die Hand. Ob Vertrauensarbeitszeit eine gute Idee ist? Nicht jeder Gast des Wirtschaftsforums Alzey-Worms im Flonheimer Weingut Meyerhof ist der Meinung, aber doch viele. „Die Generation Z ist absolut dagegen“, hält Professor Christian Scholz fest. Die bis etwa 25-Jährigen, die mehr und mehr in den Arbeitsmarkt kommen, bringen völlig andere Ein- und Vorstellungen mit als ihre Vorgänger der Generationen Y, X oder gar der Babyboomer.
Verlangen nach Sicherheit
Unbezahlte Überstunden und ein „Mechanismus der Selbstausbeutung“ würden beim Thema Vertrauensarbeitszeit befürchtet, wie der lange Zeit in Saarbrücken lehrende Betriebswissenschaftler aus Österreich berichtete. Unternehmen, die damit werben, würden riesige Probleme bekommen, Nachwuchskräfte zu finden. Und weil die Wirtschaftsförderung des Landkreises laut Geschäftsführerin Kerstin Bauer den Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung helfen möchte, kam Scholz' Vortrag zur rechten Zeit.
Die Generationen sind, so Scholz, vor allem durch die Erfahrungswelten ihrer Jugendzeit geprägt. Die „Generation Y“, Anfang der 80er bis etwa Mitte der 90er geboren, erscheint als „Traum eines jeden Personalleiters“. Als Anreizsystem funktioniere das „Karottenprinzip“: Ein konkretes Ziel vor Augen, lasse sich eine prima Arbeitsmoral herstellen. Durchaus selbstbewusst, passe diese mit der Globalisierung erwachsen gewordene Generation zu den modernen Arbeitsprinzipien – auch, weil sie statt der „Work-Life-Balance“ noch dem „Work-Life-Blending“ folgte, also dem Verschwimmen von Arbeit und Privatem. Da funktioniert auch das Prinzip der Selbstausbeutung noch.
Die „Generation Z“ ist da anders. Gut behütet aufgewachsen („Helikoptereltern“), habe die, so Scholz, „völlig verkorkste Bologna-Reform“ ihr ein durchorganisiertes Studentenleben beschert. Die Folge: Man will Strukturen, ist diese gewöhnt. Ein besonderes Verlangen nach Sicherheit rühre aus der Globalisierung sowie der Ungewissheit, wie es mit den hergebrachten Berufen in Zukunft weitergeht, her. Die „Zettler“ wollen sich in Beruf und Privatem verwirklichen, aber beides trennen und in Balance halten. „Das gerät mit dem, was sich die Industriepolitik unter der Arbeit der Zukunft vorstellt, in Konflikt.“
Kernarbeitszeiten, klare Anweisungen, verlässliche Schichtpläne und Arbeitsplätze, an denen man sich wohlfühlen kann, sollten die Arbeitgeber anbieten, um für die Generation Z attraktiv zu sein. Moderne Erscheinungen wie „lärmige“Großraumbüros oder täglich rotierende Schreibtische würden abschrecken. Die gegenwärtig so populäre Transparenz bedeute vor allem Kontrolle, deshalb gehe der Nachwuchs auf die Barrikaden. „Sie müssen aber nicht alles machen, was die Generation Z will“, betonte der Buchautor, „sie arbeiten nicht gern in Unsicherheit, aber sie müssen sich daran gewöhnen.“ Den Stil der Generation Z sieht Scholz auf dem Weg, „so etwas wie Zeitgeist zu werden“. Denn die Y-Vertreter seien durchaus mit ihren Prinzipien einverstanden, was anders herum keineswegs der Fall sei.
Die Publikumsfragen lenkten den Blick auf die Innovationskraft der Generation Z. Die wurde, lässt Scholz durchblicken, durch die durchstrukturieren Bachelor- und Master-Studiengänge nicht eben gestärkt. Neues Denken bräuchte einen gewissen Rahmen. Als Kunden legen die „Zettler“ weniger auf das Digitale wert als gedacht. Sie schätzen den Face-to-Face-Kontakt, vor allem wenn es komplexer wird. Strategien etwa von Banken, immer mehr Personal einzusparen, sieht Scholz insofern kritisch. Auch die Marken- und Arbeitgeberloyalität sinkt. „Sie bleiben da, wenn es gut ist.“ Das mache es schwerer, Bindungen zu schaffen.