Martina Lawall und Konstantin Wegner beim Jubiläumskonzert. Foto: photoagenten/Carsten Selak
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FLONHEIM - Majestätisch erhebt sie sich über der Gemeinde, riesige Pfeifen ragen bis unter die Decke. Das Glockengeläut verklingt, in der Kirche ist es mucksmäuschen still. Dann setzt die Orgel ein. Volltönende Melodien wechseln sich mit leisen Klängen ab, zeigen schon zu Anfang den Facettenreichtum der Sauer-Orgel, die heute ihren 125. Geburtstag feiert.
Mit dem der „Suite gothique“ von Léon Boëllmann, die extra zur Einweihung der Orgel von Notre Dame geschrieben wurde, spielt Christian Rodrian ein dem feierlichen Anlass entsprechendes Stück. An diesem Abend steht das große Pfeifeninstrument im Mittelpunkt und zu ihrem Geburtstag überbringen alle musikalischen Gruppen der Kirchengemeinde ihre Geschenke. Und genauso wie die Orgel vor 125 Jahren mit einem Konzert eingeweiht wurde, so feiert sie auch mit solch einem ihr Jubiläum. „Am 23. August 1892 wurde der Vertrag mit der Firma Sauer unterschrieben“, sagt Helga Lawall, die durch das Programm führt. Vier Monate später, am 18. Dezember, steht sie fertig aufgebaut im Dom zum Wiesbachtal.
Mit dem Festmarsch „Tochter Zion“ verbindet der evangelische Posaunenchor, unter der Leitung von Herbert Wafzig, die Festlichkeit mit dem beliebten Weihnachtslied und füllt die Kirche mit festlicher Stimmung. Das Duett von Orgel und Chor und auch das anschließende Solostück der Orgel verbreiten Melancholie im Kirchenraum, sind sie für ein Geburtstagskonzert vielleicht doch zu gediegen. Obwohl die Auswahl der Stücke eher in die besinnliche Richtung geht, so wird durch sie doch deutlich, dass es sich bei der Sauer-Orgel um keine reine Kirchenorgel handelt. „Unsere Orgel ist zugleich auch eine Konzertorgel. Sie war eine der ersten mit dem pneumatischen System“, erklärt Helga Lawall. Beim Zusammenspiel mit dem Projektchor, unter der Leitung von Pfarrer Martin Schauß, untermalt die Orgel den Gesang statt ihn zu übertönen. Ebenso bei dem Duett mit der Soloklarinette, gespielt von Martina Lawall. Die Weichheit beider Instrumente ergänzt sich und ergibt bei dem ebenfalls getragenen Weihnachtslied „God rest ye merry Gentelman“ ein schönes Klangbild.
Erst als die Gemeinde Tochter Zion singt, löst sich die Melancholie auf. Im Programm sind einige der großen Komponisten vertreten, so bringt Konstantin Wegner an der Orgel mit einem Stück von Beethoven wieder die Festlichkeit in das Jubiläumskonzert. Mit Musik lassen sich Gefühle oft einfacher Ausdrücken, als es mit Worten möglich ist. „Bettina von Arnim hat einmal gesagt: Die Berührung zwischen Gott und der Seele ist Musik“, sagt Helga Lawall und beschreibt damit wie wichtig die Orgel für das Gotteslob ist. Auch „Gabriellas Song“, gespielt vom Posaunenchor, zeigt wie groß die Bedeutung der Musik ist.
Obwohl die Sauer-Orgel die letzten 125 Jahre gut überstanden hat, so ist sie bei weiten nicht in einem einwandfreien Zustand. Immer mal wieder erklingen Zwischentöne, die da nicht hingehören, setzten Pfeifen aus oder klingen Töne zu lange nach. Die Organisten kennen die Problematik. Doch die Kirchengemeinde hat sich einiges einfallen lassen, um die Orgeln in Flonheim und auch in Uffhofen wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Mit einem Orgelwein, dem Orgelförderkreis, kleinen silbernen Orgelpfeifen, handgefertigten Schlüsselanhängern und vielem mehr, sollen die Kosten gestemmt werden. Dabei freut sich die Gemeinde jetzt schon sehr über den Zuschuss des Bundes in Höhe von 70 000 Euro.