Naturfreunde frischen Vogellehrpfad in Flomborn auf
Der Flomborner Natur- und Vogellehrpfad ist 20 Jahre alt. Jetzt bekommt er ein neues Gesicht und soll so zu einem Schatz für Flora und Fauna werden.
Von Frederik Voss
Digitalreporter
Werner Schappert (l.) und Wilhelm Reinheimer am Eingang des Vogellehrpfades.
(Foto: BilderKartell/Axel Schmitz)
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FLOMBORN - Wenn Wilhelm Reinheimer vor die Tür geht, dann sieht es um ihn herum nicht besonders rheinhessisch aus. „Rheinhessen ist ja nicht gerade waldreich“, sagt der Flomborner. Doch im Norden von Reinheimers Wohnort schmiegt sich ein Grüngürtel um das 1000-Einwohner-Dorf. Aus Ausgleichsflächen für Windkraft oder Baugebiete wurde hier über die Jahre ein kleines Wäldchen. Mittendrin liegt ein Vogel- und Naturlehrpfad. 20 Jahre ist der Weg alt. Die kleinen Tafeln mit Wissenswertem sind entsprechend in die Jahre gekommen. „Da kann man mehr draus machen“, sagt Reinheimer. „Das hat Potenzial. Man muss sich nur drum kümmern.“
Und das tun Wilhelm Reinheimer, seine Kollegen der Bürgerinitiative für Flomborn (BIF), der Verein Pindactica und viele andere. Vor einem Jahr haben sie sich dem Projekt angenommen – auch als Folge der Dorfmoderation, nachdem Flomborn den Landessieg bei „Unser Dorf hat Zukunft“ geholt hatte.
„Wir können mehr“, sagt Reinheimer, und das sollen auch Naturfreunde aus der Umgebung und natürlich die Tiere und Pflanzen zu spüren bekommen. 22 Nisthilfen hängen seit ein paar Monaten entlang des Weges. „Bald kommen noch vier für die Schwalben an der Gemeindehalle dazu“, sagt Wilhelm Reinheimer. Um die Kästen kümmern sich auch die Kinder der Vogel AG aus der Grundschule Flomborn sowie der Realschule plus Flomborn/Flörsheim-Dalsheim. „Als wir die Kästen im Oktober gemeinsam gesäubert haben, waren die Kinder total begeistert“, erzählt der BIF-Vertreter.
Werner Schappert (l.) und Wilhelm Reinheimer am Eingang des Vogellehrpfades. Foto: BilderKartell/Axel Schmitz
Schüler säubern unter fachlicher Anleitung die Nistkästen am Vogellehrpfad Flomborn. Foto: Anke Geyer/Pindactica
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Ohnehin soll der Lehrpfad vor allem für den Nachwuchs lehrreich sein: Die Kinder kümmern sich auch um die Verjüngung der alten Streuobstwiese. Einen ersten Apfelbaum hat die Garten-AG schon gepflanzt. Bald soll es sogar ein Grünes Klassenzimmer geben. Wie das genau aussehen wird, dürfen die Schüler mitentscheiden. „Die Entwürfe haben sie schon gemalt“, sagt Wilhelm Reinheimer.
Für die pädagogische Betreuung ist der Berliner Bildungsverein Pindactica involviert. Vorsitzende ist die Flombornerin Anke Geyer. „Der Entdeckerpfad ist mir ein Herzensprojekt“, sagt sie. „Dort habe ich als Kind schon immer gerne gespielt.“
Geyer und ihre Experten bringen den Kindern nicht nur unterschiedliche Vogelarten näher, sondern helfen auch bei der Erstellung der 14 neuen, großen Infotafeln entlang des Lehrpfads. „Jede Tafel hat ein eigenes Thema“, erläutert Reinheimer. Mal geht es um den Lebensraum Wald, mal den Waldrand und ein paar Meter weiter finden sich Informationen zu Zugvögeln. Besonders spannend für die jüngeren Besucher: Alles ist interaktiv gestaltet – Drehräder und Guck-Löcher bringen extra Spannung.
25 000 Euro fließen in das Projekt, 19 000 Euro davon kommen von der Stiftung Natur und Umwelt. Aber auch die BIF oder etwa die Landfrauen stiften Tische und Bänke entlang des Pfads – das Holz für die Sitzgelegenheiten wurde vor wenigen Tagen geschlagen.
Damit es auch die Tiere gemütlich haben, finden sich am Weg inzwischen ein Lesesteinhaufen und ein Insektenhotel. Ein perfekter Fleck auch für BUND und Nabu, um hier bald mit Interessierten die Natur zu erkunden. Das gesamte Projekt soll noch größer werden: Ein kleines Bachstück soll renaturiert und aus einer alten Quelle eine Nassstelle auf der Streuobstwiese angelegt werden – ein neues Zuhause vielleicht für seltene Pflanzen.
60 Vogelarten sowie viele andere Tiere und Pflanzen haben die Naturfreunde mittlerweile im Flomborner Norden schon registriert. „Und es werden hoffentlich noch mehr“, sagt auch Anke Geyer. „Dieser Grüngürtel ist ein echter Schatz.“