Die Grund- und Realschule plus wird mit ihrem neuen Blockheizkraftwerk rechnerisch zum Selbstversorger in Sachen Strom und nutzt die Abwärme.
Von Torben Schröder
Christoph Zeis von der EDG (l.) erläutert VG-Bürgermeister Steffen Unger die Details der Kraft-Wärme-Kopplung.
(Foto: BK/Axel Schmitz)
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FLOMBORN - Auch wenn in den vergangenen Wochen wohl die wenigsten auf die Idee kamen, über das Thema Heizung nachzudenken – es wird schneller wieder akut werden, als man sich vorstellen mag. Insofern durften sich Ines Klag und Mischa Lott, die Leiter der Grund- und Realschule plus in Flomborn, beim Pressetermin unter der Turnhalle ehrlich freuen. Denn dort steht seit Neuestem ein grüner Kasten, der gleich mehrere Aufgaben übernimmt. Kraft-Wärme-Kopplung ist der Schlüsselbegriff. Der grüne Kasten ist ein Blockheizkraftwerk, das aus Brennstoff Strom erzeugt und die dabei entstehende Wärme zum Heizen des Schulgebäudekomplexes nutzt.
Bei Stromerzeugung wird Abwärme genutzt
„Effizienter, klimafreundlicher, zuverlässiger“ soll das neu installierte System sein, sagte Bürgermeister Steffen Unger. In der Verbandsgemeinde Alzey-Land ist es das dritte Projekt, bei dem die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe (EDG) als Partner mit im Boot ist, nach der Petersberghalle in Gau-Odernheim und der Schule am Adelberg in Flonheim. Die in Nieder-Olm ansässige EDG ist ein kommunales Unternehmen, Gesellschafter sind die Kreise Alzey-Worms, Bad Kreuznach und Mainz-Bingen sowie auch eine Reihe Verbandsgemeinden. Seit ihrer Gründung 1998 hat die Gesellschaft 250 Contracting-Projekte umgesetzt. Das heißt, dass der Energiedienstleister die Anlagen aufbaut, betreibt und die Betriebsstoffe, also in diesem Fall Wärme und Strom, liefert. Die Kosten der neu errichteten Anlage beziffert die EDG auf 230 000 Euro. Der Vertrag zwischen der VG als Schulträger und der EDG läuft 15 Jahre.
Christoph Zeis, Geschäftsführer der Gesellschaft, spricht von einer Reduzierung der CO2-Emissionen von rund 50 Prozent jährlich. Ermöglicht werden soll das vor allem durch die Nutzung der Abwärme bei der Stromerzeugung, die sonst verfliegen würde. In Sachen Strom werde die Schule rechnerisch zu einem Selbstversorger. Aber da nur Strom produziert wird, wenn die Heizung läuft, muss weiterhin zugekauft werden. Auf der anderen Seite wird Strom in das Netz eingespeist und entsprechend vergütet. Das neue Kraft-Wärme-System an der Flomborner Schule ist damit ein kleiner Bestandteil der Dezentralisierung des Stromnetzes, die Zeis für zukunftsweisend hält. Und die EDG ist als Akteur mit im Spiel, sie hat schon über 120 Blockheizkraftwerke eingebaut. „Wir haben nicht das Know-how für den Betrieb solcher Anlagen, aber gleichzeitig einen gesetzlichen Auftrag für die Umsetzung der Energiewende im kommunalen Sektor“, sagte Unger. Schritt für Schritt plane die VG, die Heizungsanlagen in ihren Liegenschaften umzustellen. In Flomborn handelt es sich um den vorläufigen Abschluss einer seit fast zwei Jahrzehnten laufenden, energetischen Optimierung des Schulstandorts. Unger erinnerte an die Erneuerung der Wärmeverteilung und die baulichen energetischen Maßnahmen der 1968 errichteten Gebäude. Maßnahmen, die sich Klags Schilderung nach beispielsweise im Hitzesommer 2018 sehr angenehm auf die Innentemperaturen ausgewirkt hätten.
Um Kraftwerk und Heizung, die differenzgesteuerten Pumpen und die viermal 1000 Liter großen Pufferspeicherbatterien im Keller unter der Turnhalle muss sich die Schule zudem nicht selbst kümmern. Das macht die EDG, per elektronischer Fernwartung und, falls es denn notwendig wird, persönlich vor Ort. „Wir müssen nicht investieren und bei Störungen nicht tätig werden“, betonte Unger, „das ist eine große Entlastung.“ Der sich aus der Investition ergebende Kapitaldienst finde sich im Strompreis wieder, erklärte Zeis.