Florian Geyer ist am vergangenen Samstag im Alter von 77 Jahren gestorben. Der Steinmetzmeister und Bildhauer hinterlässt im Alzeyer Land und darüber hinaus viele Spuren.
Von Thomas Ehlke
Reporter Politikredaktion
So kannte man Florian Geyer: Mit Mütze und Meißel, an einem Werkstück arbeitend.
(Foto: pa/Carsten Selak)
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FLOMBORN/ALZEY - Ein Künstler, der mit seinen Werken Alzey und die Region wie kein Zweiter prägte, ist tot. Florian Geyer erlag am vergangenen Samstag einer schweren Krankheit. 77 Jahre alt ist der Steinmetzmeister, Bildhauer und Kunsterzieher geworden. Die zahlreichen, zumeist in Stein gemeißelten Zeugnisse seiner Kunstfertigkeit erinnern weit über seinen Tod hinaus an Geyers Schaffenskraft. Sein fachlicher Rat und seine kreative Tat wurden von vielen geschätzt.
Dem Altstadtverein etwa, in dessen Vorstand Geyer von 2007 bis 2017 wirkte und wo er bis zuletzt im Beirat saß. „Wir hatten die große Hoffnung, dass unser wertvoller Freund, der schon längere Zeit krank war und sich immer wieder gut erholt hatte, auch diesmal zu uns zurückkehrt, doch das Schicksal hat zugeschlagen“, zeigt sich Ehrenvorsitzender Wulf Kleinknecht betroffen vom Tod seines langjährigen Weggefährten. Kleinknecht schätzt Geyers „aufrechte Art und geraden Charakter“. Er habe seine Meinung stets deutlich zum Ausdruck gebracht.
„Wenn wir heute durch Alzey gehen, begegnen wir an vielen Stellen seinem Schaffen. Seine Werke sind wunderbare Erinnerungssteine, die in Dankbarkeit an den großen Künstler erinnern“, sagt der Alzeyer Ehrenbürger. Und es gibt viele Spuren, die Florian Geyer in der Volkerstadt hinterlässt. Synagogen-Denkmal, Römertor, Stele am Aral-Kreisel, Würfelstele und Buttenträger am Kunst- und Kulturwanderweg oder der Brunnen im Schlosspark, um nur einige zu nennen. Doch auch außerhalb Alzeys kann man seine Werke sehen, das Lettern-Denkmal in Mainz etwa oder die Hildegard- von-Bingen-Skulptur in Bermersheim vor der Höhe und natürlich die „Flomborner Wutz“ in seinem Heimatort.
So kannte man Florian Geyer: Mit Mütze und Meißel, an einem Werkstück arbeitend. Foto: pa/Carsten Selak
Zu Geyers Werken zählen die „Flomborner Wutz“.... Foto: Axel Schmitz
..., das Alzeyer Römertor, .... Foto: Axel Schmitz
... oder der Buttenträger. Foto: pa/Carsten Selak
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Als Mitglied der Künstlergruppe „impuls(e)“ setzte Florian Geyer ebenfalls Akzente, etwa bei den Ausstellungen im Burggrafiat. 1995 zählte er zu den Kunstschaffenden, die den Zusammenschluss nach 20-jährigem Stillstand wieder aktivierten. „Er hat unsere Gruppe bedeutend mitgeprägt“, würdigt Doris Seibel-Tauscher den Verstorbenen. Die Künstlerin und heutige Vorsitzende des Altstadtvereins arbeitete in beiden Vereinigungen eng mit Florian Geyer zusammen. In ihrer Wohnung gibt es keinen Raum, in dem nicht ein Werk des Flomborners steht. „Er war ein großer Künstler. Wir werden ihn sehr vermissen“, sagt Doris Seibel-Tauscher.
Das ist auch in Flomborn so, wo Geyer seit 1972 wohnte. Mit tiefer Betroffenheit reagiert man hier auf die Nachricht vom Tode Geyers. Ortsbürgermeisterin Sabine Kröhle blickt auf die Werke in Ortsmitte, auf dem Friedhof und in der Gemarkung, wenn sie feststellt: „Er ist überall präsent, auch nach seinem Tod.“ Florian Geyer habe aktiv mitgeholfen, den Ort zu verschönern. Er sei ein ruhiger besonnener Mensch gewesen, der zuerst zugehört habe, bevor er etwas sagte.
Einer, der oft mit dem Bildhauer in Gremien zusammentraf, wie zum Beispiel in der Jury zur Entscheidung über das Richter-Denkmal auf dem Obermarkt, ist der Alzeyer Bürgermeister Christoph Burkhard. „Ich habe ihn als Mensch und Künstler kennengelernt, der in Alzey viele Spuren hinterlassen hat“, sagt Burkhard. Der Bürgermeister erinnert sich gerne an Geyers Engagement als Triebkraft des großen Steinmetzsymposiums zur Errichtung des Römertors.
Geboren im November 1941, musste Geyer den frühen Tod des Vaters verkraften. Die Mutter führte fortan als Witwe mit sechs Kindern eine Gaststätte mit Übernachtungsbetrieb in der Alzeyer Antoniterstraße alleine weiter. „Zum Bobbeschänkelche“ hieß das urige Lokal, in dem auch Florian Geyer mit anpacken musste. „Bei uns hat ein Steinmetzmeister im Abonnement gegessen. Da hat meine Mutter entschieden: ‚Du wirst Steinmetz‘“, erinnerte sich Florian Geyer 2015 im Gespräch mit dieser Zeitung.
Von den Flonheimer Steinbrüchen wechselte er auf die Meisterschule für Steinmetze und Steinbildhauer in Aschaffenburg, wo er 1964 seine Meisterprüfung ablegte. Es folgten Studiengänge an der Werkkunstschule auf der Darmstädter Mathildenhöhe und der Uni Mainz. An der Berufsbildenden Schule Mainz und als Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Wiesbaden bildete Florian Geyer Steinmetze aus. Die Liebe zur Bildhauerei entdeckte er schon früh, als er während seiner Zeit als Steinmetz beim Wiederaufbau historischer Bauten in Mainz Bildhauerstücke ergänzt hat.
Geyer arbeitete jedoch nicht nur mit dem Werkstoff Stein, sonder auch mit Glas, Ton und Bronze. Bei allem handwerklichen und künstlerischen Know-how, nutzte der Flomborner oft die unverhofften Fingerzeige, die das Material ihm gab. „Wenn ich mit Stein arbeite, zeigt mir der Stein die Wege, die ich vorher nicht denken kann. Das ist das, was Kunst ausmacht“, stellte Florian Geyer seinerzeit im AZ-Gespräch fest. Allerdings müsse der Künstler in der Lage sein, diese Zufälle zu sehen und zu erkennen. Und das war Florian Geyer zweifelsohne. Der Mann mit Mütze und Meißel ist gegangen, seine Werke bleiben.