Beim Mittelalter-Spectaculum aus Anlass der ersten Erwähnung Erbes-Büdesheims vor 1250 Jahren hatten auch Gaukler ihren großen Auftritt, ganz zur Gaudi der Kinder. Foto: photoagenten/Axel Schmitz
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ERBES-BÜDESHEIM - Das Allercoolste war die wunderbare Welt aus Seifenblasen, die die Fee Jessica Sorgenfrei schier endlos in sich immer wieder ändernden Formen und Größen herzaubern konnte. Je nach Temperament folgten die Kinder dem faszinierenden Schauspiel mit den Augen oder sie versuchten möglichst viele mit ihren Schwertern zu erlegen. Für die Erwachsenen wie Jörg Bausch gab es noch einen zusätzlichen Aspekt: „Allein das fröhliche Lachen der vielen Kinder hat schon die Fahrt nach Erbes-Büdesheim gelohnt.“ Gekommen war Bausch zum Erbes-Büdesheimer Mittelalter-Spectaculum, bei dem die wunderschön kostümierte Seifenblasenfee, die mit ihrem Gefährten auch noch mongolische Wüstenrennmäuse als Attraktion hatte, zur Gruppe der Gaukler gehörte.
Von der Seifenblasenfee bis zur wunderschönen Elfe
Wie es zu dieser Begegnung kam, ist eine etwas längere Geschichte, die vor 1250 Jahren begann. Als Erbes-Büdesheim im Jahr 767 erstmals urkundlich erwähnt wurde, herrschte hier nämlich noch tiefstes Mittelalter. Da lag es für Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Sailler nahe, zur Erinnerung an diese Zeit ein Mittelalter-Spectaculum zu initiieren, dessen Organisation er Jürgen Graf, dem „Meister der Ringe“ übertrug, der in Eckelsheim schon 13 Mal das Mittelalterfest an der Beller Kirche organisiert hat. Skeptiker bezweifelten, dass das in Anbetracht vieler anderer Mittelaltermärkte eine gute Idee sei und bei dem regendurchwachsenen Wetter am Samstag ließ sich das Fest auch etwas schleppend an.
Der Sonntag mit der stabileren Wetterlage lockte jedoch viele Familien mit Kindern an, die nicht nur an den Seifenblasen sehr viel Spaß hatten. Da konnte man gegen den Vater im Bogenschießen antreten, Simon durfte den Schleifstein drehen und Lio ein Herz aus einer Schieferplatte schneiden. Oder man folgte dem glockenbehangenen Wagen des Franz von Schabernack, der allerhand Jonglierkunststückchen vorführte. Schnell hatte er eine „Rasselbande“ rekrutiert, die es spannend machte, wenn Prinz Fridolin auf dem Brummophon oder er selbst auf einer großen Holzkugel balancierte. Je nach Zusammensetzung seiner Zuhörerschaft unter dem Nussbaum im Hof Sailler wählte der Geschichtenerzähler Chnutz vom Hopfen aus seinem Fundus an mittelalterlichen Texten aus verschiedenen Ländern, denjenigen aus, bei dem ihm die Aufmerksamkeit der Zuschauer sicher erschien.
Mittelalterlich-deftig war die „Vagantenmusik fürs Folk“ von Malefizius, drei Musikern, die zupfend, Dudelsack pfeifend und mit großer Landknechtstrommel auch die drei Bauchtänzerinnen des Tanzstudios Gersemi aus Bingen bei ihren Tänzen begleitete.
Örtliche Vereine und zwei ortsansässige Caterer sorgten im Hof und hinter der evangelischen Kirche fürs leibliche Wohl der Besucher, die, auch wenn es sich um Gewandete aus Nack oder Gau-Odernheim handelte, kein bisschen enttäuscht waren, dass Getränke und Essen den Gepflogenheiten und Standards des Jahres 2017 entsprachen, die Getränke gekühlt waren und Käsesahnetorte und Fantaschnitten so gar nicht mittelalterlich aussahen.
Einzig die Ständchen mit Dekomaterialien, Pfeilen, Lederwaren und Metallkunst waren mit dem Umsatz nicht ganz zufrieden, während Senf und Met ihre Liebhaber fanden. „Jetzt müssten mal auf einen Schlag 200 Besucher kommen“, seufzte einer der Händler. Aber damit war sogar die wunderschöne Elfe überfordert.