Eppelsheimer Heinz Hinkel und das Treffen mit Bert Trautmann

Heinz Hinkel berichtet eifrig und hat auch Fotos von seiner Begegnung mit Bert Trautmann parat. Foto: BilderKartell/Axel Schmitz
EPPELSHEIM - Dass bei Heinz Hinkel das Telefon klingelt, war und ist nichts Besonderes. Trainer, Jugendwart, Funktionär, Fahrer von „Schweini“ und „Poldi“ – der Eppelsheimer ist eine Koryphäe im hiesigen Fußballsport. Eines Vormittags kurz nach der Jahrtausendwende war Reinhold Wosab am Apparat. Der frühere BVB-Spieler war nicht nur aufgrund seines „Goly-Pokale“-Geschäfts stets um Austausch und Vernetzung bemüht. Und er hatte einen besonderen Gast bei sich.
„Er sagte: Du musst herkommen, ich habe Bert Trautmann hier“, erzählt Hinkel, „ich sollte dabei sein, wenn er erzählt.“ Hinkel sprang ins Auto, war eine Viertelstunde später da. Kaffeestündchen bei Wosabs, Essen im Hotel Krause, die Stunden flogen dahin. „Trautmann kam von einer DFB-Veranstaltung in Wiesbaden, Reinhold hat ihn überredet mitzukommen“, grinst Hinkel. Sein Eindruck: „Er war zurückhaltend, unheimlich bescheiden. Ein richtig netter Mensch.“
Am 14. März kommt ein Film über Bert Trautmann in die Kinos. Ein Stoff, wie man ihn sich in Hollywood nicht besser hätte ausdenken können. Von einem Deutschen, der nach dem Krieg in England zum Idol und von der Queen ausgezeichnet wurde. Bernhard Trautmann geriet in englische Gefangenschaft – und blieb nach seiner Freilassung freiwillig im Königreich, um Fußball zu spielen. Mehr als 500- mal stand er im Tor von Manchester City. Dass ein früherer deutscher Fallschirmjäger den Kasten des Erstligisten hütet, trieb 20 000 Demonstranten auf die Straße. „Er hat sich die Akzeptanz erarbeitet“, sagt Hinkel, „er ist immer voll nach vorne gegangen, auf den Gegner zu, hatte keine Angst, und das hat den Zuschauern imponiert.“
Eine Szene mit Symbolkraft: Im Finale des Pokalwettbewerbs 1956 rasselte Trautmann mit einem Gegenspieler zusammen. Ein Genickbruch samt fünf ausgerenkter Halswirbel wurde später diagnostiziert. Auswechslungen gab es noch nicht, der Keeper hielt die letzten 15 Minuten durch und seinen Kasten sauber, sein Team gewann. Über Monate lag er vom Kopf bis zu den Hüften hinab in Gips. Es war das Jahr, in dem Trautmann zu Englands Fußballer des Jahres gewählt wurde. Der deutsche Fallschirmjäger, elf Jahre nach Kriegsende. Jahrzehnte später erhielt er von Queen Elisabeth II. den „Order of the British Empire“, einen Orden für seine Verdienste um das deutsch-englische Verständnis.
„Er hat sich verpflichtet gefühlt weiterzuspielen“, blickt Hinkel auf dieses legendäre Pokalfinale zurück. Die Ehrung durch die Queen habe Trautmann als „größten Moment seines Lebens“ bezeichnet. Der gebürtige Bremer, der 2013 im Alter von 89 Jahren in seiner Wahlheimat Spanien starb, wollte 1952, vier Jahre vor dem Pokalfinale, eigentlich zu Schalke 04 wechseln, um in der Nationalmannschaft eine Chance zu haben. Denn Trainer Sepp Herberger verzichtete grundsätzlich auf „Legionäre“. Der Wechsel scheiterte an der Ablösesumme, sodass Trautmann nicht Teil des „Wunders von Bern“ wurde. Später, nach Trautmanns letztem Spiel bei City, wurden die Torpfosten ausgetauscht. Niemand anders sollte mehr zwischen diesen Pfosten stehen.
In der Alzeyer Gesprächsrunde war die Nicht-Karriere in der Nationalelf kein Thema. Über die Bundesliga wurde gesprochen („dafür hat der Reinhold schon gesorgt“), und es gab reichlich schöne Anekdoten aus alten Zeiten. Auch, als Trautmann 1969/70 Regionalliga-Trainer bei Opel Rüsselsheim war. Für Hinkel ist er, neben Uwe Seeler und Fritz Walter, „einer der drei ganz Großen, denen ich begegnet bin“. Hinkel war Jugendtrainer und -koordinator beim FSV Mainz 05 und dem 1. FC Kaiserslautern, über 40 Jahre Kreisjugendwart beim Südwestverband – und 2004 ortskundiger Betreuer der U 21-Nationalmannschaft, die damals im Hotel Am Schloss residierte. So kam es, dass Hinkel die späteren DFB-Legenden Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger im Auto sitzen hatte, die kurz darauf gemeinsam in der A-Nationalmannschaft debütieren sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.