Tag der Architektur: Familie Matthes baut Scheune in Dintesheim zur Ferienwohnung um
Von Helmut Oesterwinter
Beim Tag der Architektur in Dintesheim findet die zur Ferienwohnung umgebaute Scheune großen Anklang. Foto: photoagenten/Carsten Selak
( Foto: photoagenten/Carsten Selak)
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DINTESHEIM - Wer schon immer einmal wissen wollte, was da hinter dem Tor der Hofreite in der Hauptstraße 20 in Dintesheim vor sich geht, der hatte am Wochenende ausgiebig Gelegenheit, seinen diesbezüglichen Wissensdurst zu stillen: Beim „Tag der Architektur“, den die Architektenkammer Rheinland-Pfalz landesweit veranstaltete, gewährte Bauherr Moritz Matthes allen Interessierten Zugang zur ehemaligen Scheune des typisch rheinhessischen Hofes, die zu einer modernen Ferienwohnung umgestaltet wurde.
Fotovoltaikanlage auf dem Dach
Vor fünf Jahren erwarben Matthes und seine Frau Barbara das Anwesen mit Wohnhaus, Scheune und einem weiteren Nebengebäude. Schon bald reifte die Idee, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, weil das Haus für die Familie mit den drei Kindern gerade zwar genügend Platz bietet, aber es viel zu eng wird, wenn Besuch kommt und ein paar Tage bleibt. „Und wir haben häufig und viel Besuch“, unterstrich Matthes die Notwendigkeit, neue Räume zu schaffen.
2015 setzte man sich mit der Hillesheimer Architektin Marion Prowald zusammen – und begann zu planen. Dabei stellte sich schnell heraus: Die Scheune eignet sich bestens für einen Ausbau. 2016 begannen die Arbeiten. Der ehemalige Zugang zum Keller wurde zum Eingang der neuen Ferienwohnung, der Zugang zum Gewölbekeller entstand innerhalb der Scheune. Die Architektin: „Ein klar gegliederter, moderner Wohnraum mit Schlafzimmerempore in der Ebene des Gebälks wurde über dem unterkellerten Teil der Scheune geschaffen. Der Mittelteil des Gebäudes ist jetzt ein Wintergarten und bietet zugleich Zugang zum großen Garten der neuen Wohnung.“ In den Wohnbereich integriert ist eine bestens ausgestattete Küchenzeile, ein Bad mit WC ist angegliedert.
PROJEKTE
Beim jährlich stattfindenden „Tag der Architektur“ präsentieren die Architektenkammer, Architekten und Bauherren landesweit vielfältige Projekte. 63 waren es allein diesmal in Rheinland-Pfalz, 15 davon in Rheinhessen.
„Das Besondere ist, dass es gelungen ist, den Ausbau vorzunehmen, ohne dass die Ansicht der Scheune zum Hof und damit das ganze Ensemble verändert wurde. Außerdem erfolgte der Ausbau im Niedrig-Energie-Standard, sodass wir auf eine konventionelle Heizung komplett verzichtet haben“, erklärte Prowald. Geheizt werde bei Bedarf ausschließlich mit Elektrostrahlungsheizkörpern, die den benötigten Strom von der Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Scheune beziehen. Der so erzeugte Strom speise zudem das Elektroauto der Familie. „Das ist das Konzept der Zukunft – hier mustergültig umgesetzt.“
Für den Aus- und Umbau engagierte Moritz Matthes Fachfirmen, legte aber auch selber fleißig Hand an. Und das stets mit dem Blick fürs Detail. So besorgte er sich unter anderem für den Eingangsbereich Ornament-Betonfliesen, wie sie früher in vielen rheinhessischen Häusern zu finden waren. „Die habe ich in Spanien noch bekommen“, freute er sich. Obwohl die Ferienwohnung schon seit 2017 nutzbar ist, sieht der 38-jährige Maschinenbau-Ingenieur noch viel Arbeit vor sich. „Bei all den Ideen, die ich habe, wird das hier wohl nie ganz fertig“, sagt er schmunzelnd. Wie beispielsweise die Terrasse: „Die kommt noch. Eigentlich sollte sie längst gebaut sein.“
Matthes machte klar, dass alles natürlich nicht nur eine Frage der zur Verfügung stehenden Zeit – er nahm während des Ausbaus ein Jahr Elternzeit in Anspruch, sondern auch des Geldes sei. Immerhin habe die Familie für das Projekt Fördermittel aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Etwa 20 bis 25 Prozent des gesamten Investitionsvolumens, ergänzte die Architektin.
Kamen am Samstag rund 50 Besucher, um sich über die Entstehung der neuen Ferienwohnung in der alten Scheune zu informieren, so meldete Matthes am Sonntag „ein noch volleres Haus“. Es sei jedoch trotz der großen Besucherzahl immer möglich gewesen, mit den Gästen zu sprechen, sie durch das Gebäude zu führen und ihre Fragen zu beantworten. Marion Prowald: „Da kamen und informierten sich auch Leute, die gerade selbst einen Um- oder Ausbau planen.“