Präsentieren Renaissance-Stücke von einer ganz besonderen Saite: Michael Donka und Angela Öztanil musizieren auch mit Nylon und Stahl. Foto: photoagenten/Axel Schmitz Kulturgut
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BECHTOLSHEIM - Coverbands für Rockmusik gibt es viele. Ihnen gemein ist das Faible für handgemachte Klassiker der letzten 50 bis 60 Jahre Musikgeschichte. Doch es gibt auch andere. Coverbands, die völlig aus der Norm fallen. Eine von ihnen: Michelangela – so der Name des Gitarrenduos, das am Sonntag im KulturGut sein Plattendebüt feierte und vom Classic-Rock ein ganzes Stück weit entfernt ist. Um genau zu sein rund 300 Jahre.
Zwar sind Michael Dorka und Angela Öztanil mit Gitarren unterwegs, aber Klassiker von Paul McCartney oder Jimi Hendrix sind nicht auf der Platte zu finden. Dafür die Songs von einem, der, wie Dorka findet, beide Gitarrenvirtuosen vereint. Ein Vorreiter könnte man sagen. Der Singer-Songwriter des 16.Jahrhunderts. Der Jimi Hendrix der Renaissance also, der auf den Namen John Dowland hörte und zu seiner Zeit so einige Alben veröffentlicht hat. Wenn auch in gebundener Form als Notenbücher. Doch nun haben es auch sie auf einen Silberling geschafft, der die Renaissance in die Gegenwart holt.
Das Faible für die alte Musik habe er schon immer gehabt, erklärt der 63-jährige Michael Dorka. Orchestermusik war sein Studienfach. Da allerdings hatte er noch die Oboe in der Hand. Die Gitarre sei aber schon immer Wegbegleiter gewesen. Nun haben sich die Rollen getauscht. Die Oboe verstaubt im Keller und dafür erklingt die Gitarre umso mehr. Allerdings in Klängen, die für Akustikgitarren eher ungewöhnlich scheinen mögen. Denn Vorbild John Dowland schrieb keine Stücke für das moderne Saiteninstrument. Dowland schrieb Lautenstücke. Und genau die erwecken Michael und Angela zu neuem Leben. Auf eine ganz eigene Art.
KONTAKT
Informationen rund um das Duo und CD-Bestellungen per Mail an michelangelo@gmx.de.
Während die studierte Gitarristin Dowlands Stücke über klassische Nylonsaiten erklingen lässt, greift Steelstring-Gitarrist Dorka lieber zu den Stahlsaiten, um die Musikklassiker in Szene zu setzen. Eine Kombination, die, schätzt der 63-Jährige, so noch keiner ausprobiert hat. Michelangela hat Alleinstellungsmerkmal, ist sich der Gitarrist sicher.
Und das nicht nur wegen der Kombination an Saiten. Denn sowohl auf der Platte als auch beim Gig am Sonntag sind nicht nur die beiden Gitarristen zu hören. „Wir waren am überlegen, wie man die Lautenmusik einbinden kann“, erklärt der 63-jährige. Klar, Gesang gehörte auch damals schon zur Musik. Eine Sängerin einzubinden, lag also auf der Hand. Doch nur auf die Stimme von Mezzosopran Nora Weinand zurückzugreifen, reichte dem Duo nicht. Die beiden Musiker wollten mehr. Nach langem Überlegen sei dann der Entschluss auf Rezitationen gefallen. Nicht von irgendwem. Sondern von einem Zeitgenossen und Landsmann des Lautenmusikers – William Shakespeare.
Mit drei Sonetten im originalen Wortlaut ist der Poet auf der Platte vertreten und ergänzt die musikalischen Stücke, die von Liebe und Sehnsucht handeln. Gesprochen von Dorkas Frau Jette. Auch sie war bei der Plattenpremiere dabei und lieferte neben dem Wortlaut Shakespeares ausnahmsweise auch die deutsche Übersetzung. Im direkten Vergleich konnten sich die Zuhörer selbst von der Behauptung des Steelstring-Gitarristen überzeugen: „Shakespeares Worte sind allein schon wie Musik.“