Ob kleiner Käfer, eine eingegrabene Kartoffel oder das Pflanzengießen: Im Schulgarten der Volkerschule kann praktisch alles zum Thema werden, um mit der Natur in Kontakt zu treten.
ALZEY. Im Schulgarten der Volkerschule ist alles auf Besuch eingestellt. Überall hängen große Bildertafeln, die erläutern, was es Interessantes zu sehen gibt. Schüler bieten kühle Limonade als Erfrischung an, die sie mit frischer Pfefferminze oder Zitronenmelisse herstellen. Zacharias gibt Kostproben gerade gepflückter Erdbeeren und Selina verteilt Umschläge mit Akelei- oder Ringelblumensamen. Eine Gruppe von Schülern der Realschule plus wird freundlich von lachenden Gesichtern und Birgit Genähr, der Förderschullehrerin in den Klassen 1 bis 4, empfangen.
Zum Tag des Schulgartens, der seit drei Jahren von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten initiiert wird, dürfen alle kommen, die das möchten. Vor 13 Jahren wurde das Grundstück mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins gepachtet und ist dank des Einsatzes der engagierten Lehrerin und ihrer Helfer zu einem lebendigen Lernort geworden, um den andere Schulen die Volkerschule beneiden dürften.
Einige Besucher sitzen auf den selbst gefertigten Palettensesseln unter dem riesigen Nussbaum und blättern in der kleinen Bücherausstellung. Das ist das grüne Klassenzimmer, in dem gelegentlich auch Unterricht stattfindet. Wichtiger als Theorie und schöne Kulisse aber sind Birgit Genähr reale Begegnungen mit Pflanzen und Tieren: „Was meinen Sie, wie viele der kleinen Kinder noch nie ihre Finger in der Erde hatten? Die kennen vieles nur aus der virtuellen Welt.“
Es müssten ja nicht gleich so illustre Gäste sein wie die beiden Waldohreulen, die neulich auf dem Zaun saßen. Viktoria findet auch die Ameise lustig, die auf ihrer Handfläche kitzelt. Andere Krabbeltiere sitzen mit ein wenig Grünzeug in kleinen Gläsern mit Lupendeckel. „Du darfst die nicht schütteln“, ermahnt ein Schüler einen anderen. „Die sterben sonst.“ Alles ist hier Thema. Deshalb überwiegt im Garten der situative Gelegenheitsunterricht.
Die Erstklässlerin Blair führt Besucher zum kleinen Tierfriedhof mit den selbst gemalten Grabsteinen und erzählt etwas von Flauschi. Gleich daneben ist ein winziger Kartoffelacker. Da haben Gäste von der Nibelungenschule vor acht Wochen Kartoffeln vergraben. Heute dürfen sie nachschauen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Beim vorsichtigen Ausgraben sehen alle, dass die „Mamakartoffel“ ganz viele Wurzeln mit winzigen Kinderkartoffeln bekommen hat. „Die müssen noch weiterwachsen, sonst langt das noch nicht für ein Essen“, erklärt die Lehrerin. In einem Hochbeet blüht roter Mangold, in einem anderen lässt die Petersilie die Blätter hängen. „Bring den Kräutern doch mal Wasser“, fordert sie ein Kind auf, das schnell eine Gießkanne füllt. „Viele unserer Schüler finden diese sinnvollen Tätigkeiten toll“, erzählt Ruth Bartelmes. Die Lehrer finden immer wieder Anregungen für neue Projekte. So wurden mit einer Klasse schon Schmetterlinge großgezogen. Der Apfelbaum, der ganz am Anfang im Garten gepflanzt wurde, ist inzwischen so groß, dass man im vergangenen Herbst Saft keltern konnte.
Von ihrer Teilnahme an einem Projekt der Uni Freiburg zum Thema „Schulinsektenhaus“ erhofft sich Genähr, die das Geschehen im Schulgarten über die Jahre sorgfältig und anschaulich dokumentiert hat, einen Geldpreis, der wiederum dem Schulgarten zugutekommen kann.