Die „stillen Örtchen” von Alzey: hui oder pfui?

Die öffentlichen Toiletten am Parkplatz in der Ostdeutschen Straße in Alzey werden einmal am Tag geputzt, oftmals fehlt hier schon bald danach das Klopapier.
© Foto: pakalski-press / Axel Schmitz

Zum Welttoilettentag haben wir die öffentlichen WCs der Stadt besucht, um herauszufinden, welche außer Betrieb sind, wo Klopapier fehlt und wo es am saubersten ist.

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Alzey. Das stille Örtchen, der Pott, das WC oder einfach Klo. Für die Toilette gibt es viele Begriffe. Sie ist für uns so selbstverständlich, dass man sich wenig Gedanken über sie macht. Außer, wenn es mal schnell gehen muss.

Eigentlich soll der Welttoilettentag am 19. November darauf aufmerksam machen, dass einem großen Teil der Menschheit der Zugang zu ausreichend hygienischen sanitären Einrichtungen immer noch fehlt. Zum Anlass haben wir uns mal in Alzey angeschaut, wo man ein stilles Örtchen findet, wenn man mal muss. Die gute Nachricht vorweg: Keiner muss es allzu lange einhalten. Trotzdem ist auch in der Volkerstadt die ein oder andere Toilette „außer Betrieb”.

Weil die Toiletten seit geraumer Zeit geschlossen sind, haben manche das Treppenhaus als Klo benutzt.
Weil die Toiletten seit geraumer Zeit geschlossen sind, haben manche das Treppenhaus als Klo benutzt.
© Lili Judith Oberle
Das WC auf dem Obermarkt ist laut Michael Arm vom technischen Gebäudemanagement der Stadt das am wenigsten durch Vandalismus beschäfigte.
Das WC auf dem Obermarkt ist laut Michael Arm vom technischen Gebäudemanagement der Stadt das am wenigsten durch Vandalismus beschäfigte.
© Lili Judith Oberle
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Die behindertengerechte Toilette am Museum ist derzeit noch nicht nutzbar.
Die behindertengerechte Toilette am Museum ist derzeit noch nicht nutzbar.
© Lili Judith Oberle
Täglich werden auch die öffentlichen Toiletten am Parkplatz in der Ostdeutschen Straße geputzt, immer morgens.
Täglich werden auch die öffentlichen Toiletten am Parkplatz in der Ostdeutschen Straße geputzt, immer morgens.
© Lili Judith Oberle
Auch am Alzeyer Bahnhof sind die Toiletten derzeit außer Betrieb.
Auch am Alzeyer Bahnhof sind die Toiletten derzeit außer Betrieb.
© Lili Judith Oberle

Treppenhaus der Tiefgarage als Klo genutzt

Etwa das WC an Gleis eins des Alzeyer Bahnhofs. Auch geschlossen ist derzeit noch die Toilette auf dem Parkdeck der Tiefgarage am Museum. Sowie jene Klos, die es in der Tiefgarage gab. „Dort wäre ich nicht freiwillig gegangen”, gibt auch Michael Arm, der bei der Stadt im technischen Gebäudemanagement tätig ist, zu. Weil die Toiletten nun geschlossen sind, wurde wohl in letzter Zeit auch das Treppenhaus an sich als Klo benutzt. Wer hier an sein Auto läuft, sollte besser die andere Treppe benutzen. Dort riecht es nicht nach Urin. Wesentlich gepflegter sehen da die WCs auf dem Parkplatz an der Ostdeutschen Straße aus. Ein kurzer Blick in die Räume, der erste Eindruck: alles sauber. Was allerdings fehlt, ist Toilettenpapier. Seit Corona ist es laut Arm öfter vorgekommen, dass Klopapier geklaut wurde. „In der Zeit als der Einzelhandel quasi geplündert wurde, hatten wir damit stark zu kämpfen”, meint er rückblickend. Heute käme es zwar häufiger mal vor, dass plötzlich ganze Rollen fehlten, aber es sei eher „moderater” geworden. Trotzdem klauen und horten einige wohl immer noch Toilettenpapier.

Jeden Morgen werden Toiletten geputzt

Deshalb habe man bereits mehrfach darüber nachgedacht, wie man dieses Problem beheben könne. Bisher allerdings ohne etwas aktiv an der Situation zu ändern. Täglich würde Toilettenpapier nachgelegt. Und geputzt, an sieben Tagen die Woche, immer morgens vor Öffnung. Neben der Damen- und Herrentoiletten auch die Toilette für Menschen mit Behinderung auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes. In die kommt nur, wer einen Schlüssel hat. Personen mit entsprechendem Ausweis bekämen diesen Schlüssel auf Antrag ausgehändigt, erklärt Arm. Und der ist sogar genormt und passt in die Schlösser aller behindertengerechten WCs europaweit.

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Auch in die Toilette am Obermarkt, für die man sonst 50 Cent bezahlen muss, um sein Geschäft zu erledigen. Hier sei der Raum in gutem Zustand, meint Arm. „Wir haben hier den geringsten Vandalismus”, sagt er und vermutet, dass das an der Bezahlung liegt und „vielleicht auch, weil wir hier eine andere Klientel haben”. Er spricht von Kunden des Wochenmarktes oder auch den Leuten, die den Weihnachtsmarkt besuchen und für ihren Toilettengang auch bereit sind, 50 Cent zu bezahlen. Ähnlich sieht es in der Toilette am Mehrgenerationenplatz in Heimersheim aus, auch die sehe gepflegt aus. Anders allerdings als die Toilette am Spielplatz am Herdry, die vor allem in den Sommermonaten gut genutzt werde. „Hier haben wir den meisten Vandalismus”, meint Michael Arm. Vielleicht auch, schätzt er, weil sie kostenlos und immer offen ist.

Genaue Nutzerzahlen gibt es nicht

Wie häufig die Alzeyer und Gäste insgesamt die öffentlichen Toiletten nutzen oder wie viele in anderen Geschäften, etwa denen, die ihr stilles Örtchen als „nette Toilette” frei zur Verfügung stellen, kann Arm nicht einschätzen. Genaue Zahlen könne man da nicht nennen, außer vielleicht an der Toilette am Obermarkt, bei der die 50 Cent pro Gast gezählt werden könnten. „Die wird sicher rege genutzt”, schätzt der Gebäudemanager. Ansonsten gibt keinen Besucherzähler für die Alzeyer Toiletten.