Skulptur „Mein Volker von Alzey“ bei Museumsnachtisch vorgestellt

Künstler Eberhard Linke mit der Skulptur „Mein Volker von Alzey“, die nun im Museum der Stadt ausgestellt wird. Foto: BK/Carsten Selak
© BK/Carsten Selak

Museumsleiter Dr. Rainer Karneth hat darum gebeten. Künstler Eberhard Linke hat ihm den Wunsch erfüllt. Doch hinter der Skulptur steckt mehr, als nur ein Symbol der Identifikation.

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ALZEY. Für viele Alzeyer ist „Volker von Alzey“ ein Begriff und überall im öffentlichen Leben präsent. So nennt sich Alzey stolz die „Volkerstadt“ und hat seit 1927 die Fiedel im Wappen. Kurzum: Alzey identifiziert sich mit dem berühmten Spielmann und Ritter aus dem Nibelungenlied. Es gibt aber nur wenige Darstellungen des mittelalterlichen Helden, immerhin einige Gemälde in der Dauerausstellung im Museum.

Skulptur von Linke-Stiftung an Museum überreicht

So ist es kein Wunder, dass Museumsleiter Dr. Rainer Karneth den hoch dekorierten und zuletzt mit der Max-Slevogt-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichneten Bildhauer Prof. Eberhard Linke um eine Darstellung des Volker bat. Der Künstler nahm die Herausforderung an und so entstand 2018 die spannungsgeladene Skulptur des Volker, dienun beim Museumsnachtisch unter dem Titel „Mein Volker von Alzey“ dem zahlreich anwesenden Publikum vorgestellt wurde. Die Terrakottabüste ist eine Schenkung der Eberhard-und-Barbara-Linke-Stiftung an das Alzeyer Museum.

Eberhard Linke erklärte, dass man nicht wisse, wie Volker ausgesehen haben könnte. Um sein erscheinungsbild nicht auf etwas festzulegen, verzichtete Linke auf ein Porträt. Da es keine historischen Belege zu Volker gibt, musste auf die Legende, zurückgegriffen werden. Im Nibelungenlied, das im 12. Jahrhundert von einem unbekannten Dichter aufgeschrieben wurde, geht es um Liebe, Intrigen und Mord im Umfeld des Wormser Königshofes und den Untergang der Burgunder zur Zeit der Völkerwanderung im vierten bis sechsten Jahrhundert. Volker von Alzey gehört zu den zentralen Figuren des Nibelungenliedes, er ist als Minnesänger und Ritter zugleich eine äußerst facettenreiche Figur, die den Fiedelbogen gewandt zu schwingen vermag, als kluger Redner und Frauenliebling gilt, aber auch als brutaler Kämpfer, der gnadenlos und barbarisch töten kann, entgegen aller Konventionen, weil er seine Emotionen nicht im Griff hat, wie Karneth berichtete.

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Entsprechend zeigt die Skulptur eine gespaltene Persönlichkeit. Sie hat ein schemenhaftes Gesicht, das wie aus dem Dunkel der Geschichte aufgetaucht ist; der Helm, die waagrecht gehaltene Fiedel mit vier Saiten und ein abgebrochenes Schwert als Fiedelbogen sind seine charakteristischen Merkmale. Die Skulptur ist aus Ton in Aufbautechnik entstanden. Das heißt, sie ist hohl aufgebaut. Die geringe Größe der Plastik sei durch seinen gesundheitlichen Zustand bedingt, erklärte Linke.

Den Zwiespalt innerhalb der Persönlichkeit des Volker zeigt er auch anhand der Farben Anthrazit und Rot. Anthrazit für den Körper, gefärbt mit Kaolinpulver, das auf den noch feuchten Ton gestreut wird. Helm, Schwert und Rüstungsteil erscheinen dagegen metallisch rot, wie verrostetes Eisen. Entstanden ist die durch die Bestäubung mit rot brennendem Tonstaub. Auch die zweifarbige Rückseite der Skulptur lässt weitere Interpretationsmöglichkeiten zu.

Durch Nibelungenfestspiele ins Bewusstsein gerückt

Volker von Alzey gilt auch als der Waffengefährte des Hagen von Tronje. Daher stammt die unverbrüchliche, bis in den Tod reichende „Nibelungentreue“.

In Form der Skulptur ist der zwiespältige Held nun im Alzeyer Museum verewigt. Auch durch die Nibelungenfestspiele in Worms ist Volker wieder ins Bewusstsein der Menschen gerückt, wie Dr. Eva Heller-Karneth ergänzte.

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Seit der Wiederentdeckung der bedeutendsten deutschen Heldendichtung des Mittelalters im 19. Jahrhundert gilt das Nibelungenlied als Nationalepos der Deutschen.