Palliativmediziner berichten in Alzeyer Nachtvorlesung, worauf...

Über die Palliativversorgung diskutierten (v.l.) Joachim Putz, Ulrike Haase, Ruth Maas, Friedel Rohr,  Günter Gerhardt, Katharina Nuss und Christoph Samuel Kern bei der Nachtvorlesung.Foto: pa/Axel Schmitz  Foto: pa/Axel Schmitz
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Palliativmediziner und –pfleger haben die Aufgabe, Sterbende auf ihrem letzten Weg würdevoll zu begleiten. Und obwohl das so ist, geht es bei ihrer Arbeit ums Leben, nicht...

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ALZEY. Palliativmediziner und –pfleger haben die Aufgabe, Sterbende auf ihrem letzten Weg würdevoll zu begleiten. Und obwohl das so ist, geht es bei ihrer Arbeit ums Leben, nicht um den Tod. Diese Feststellung des Palliativmediziners Dr. Christoph Samuel Kern zog sich durch alle Vorträge der jüngsten Nachtvorlesung, zu der das Gesundheitsnetz Region Alzey gemeinsam mit der Allgemeinen Zeitung eingeladen hatte.

Die sechs Referenten näherten sich dem Thema „In Würde sterben“ aus medizinischer sowie seelsorgerisch-betreuender Sicht und gaben dabei einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit. Mit der großen Zuhörerschar, die ins Tagungszentrum der Rheinhessen-Fachklinik (RFK) gekommen war, um sich informieren zu lassen, hatten sie nach den Worten von Moderator Dr. Günter Gerhardt allerdings selbst nicht gerechnet. Offenbar ist man inzwischen mehr als noch vor ein paar Jahren bereit, sich mit dem Thema Sterben und Tod zu befassen.

Liebe Worte als Vermächtnis hinterlassen

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Dass es bei der Palliativmedizin nicht nur darum geht, Sterbende mit Hilfe der Medizin vor Schmerzen, Luftnot und Angst zu bewahren, schilderte Dr. Christoph Kern in anschaulichen Worten. Für den Facharzt für Innere Medizin ist es genau so wichtig, den Patienten zuzuhören, gemeinsam auf ihr Leben zurückzublicken und sie dabei zu unterstützen, den Hinterbliebenen ein „Vermächtnis“ in Form von liebevollen Worten und Wünschen zu hinterlassen.

Dr. Friedel Rohr, Palliativmediziner, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Region Alzey und des Vereins zur ambulanten Palliativversorgung Rheinhessen/Pfalz, berichtete, 2007 sei das Recht auf spezielle Palliativversorgung gesetzlich geregelt worden. Diese Versorgung, die über die Betreuung durch den Hausarzt weit hinausgeht, muss verordnet werden, damit die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Voraussetzung sei, dass der Patient an einer nicht heilbaren Krankheit leidet, eine begrenzte Lebenserwartung hat und ein besonderer Pflegebedarf festgestellt wurde. Durch den Palliativstützpunkt des Vereins seien die Menschen in den Regionen Worms, Alzey, Nierstein-Oppenheim und Donnersbergkreis mit besonders ausgebildeten Ärzten und Pflegekräften gut versorgt. 2016 habe man 620 Patienten durchschnittlich 28 Tage lang betreut.

Die Palliativstationen im DRK-Krankenhaus Alzey und in der Gerontopsychiatrie der Rheinhessen-Fachklinik stellten die Oberärztinnen Dr. Ruth Maas und Dr. Ulrike Hase vor. Hier wie dort arbeiten Ärzte und Pflegepersonal mit Zusatzausbildung, die sich ganz auf die Bedürfnisse der Patienten einstellen können. Da demenzkranke Senioren sich häufig nicht mehr äußern können, muss man nach den Worten von Dr. Hase aus ihren Lautäußerungen und der Körpersprache Rückschlüsse auf etwaige Schmerzen ziehen.

Alltägliche Dinge und Rückblick wichtig

Der katholische Pfarrer Joachim Putz vom Verein Stationäres Hospiz Rheinhessen und Katharina Nuß, Vorsitzende des „Hospizvereins Dasein“, begleiten Sterbende schon seit längerer Zeit. Pfarrer Putz stellte dabei fest, dass die schwerkranken Menschen nicht nur vom Tod sprechen wollen, sondern auch über alltägliche Dinge. Oft sei es ihnen wichtig, sich zu besinnen und zu fragen: Wie habe ich gelebt?

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Ähnliche Erfahrungen hat Katharina Nuß gemacht. 20 Mitglieder des „Vereins Dasein“ haben sich nach ihren Worten zum Hospizbegleiter ausbilden lassen. Sie besuchen jetzt Menschen, die am Ende ihres Lebens angekommen sind, sowohl zu Hause als auch im Krankenhaus oder im Pflegeheim. „Wir schenken ihnen unsere Zeit“, sagte Nuß. Das schließe die An- und Zugehörigen mit ein, Familienmitglieder und Freunde des Sterbenden, die ebenfalls der Zuwendung bedürften. Pfarrer Putz stellte außerdem das Vorhaben seines Vereins vor, ein stationäres Hospiz in Rheinhessen zu errichten.