Jutta Göttel-Becker unterrichtete Latein und Geschichte am Langgässer-Gymnasium in Alzey. Von ihrer neuen Stelle als Museumspädagogin ist sie begeistert.
ALZEY. Museumspädagogen müssen vielseitig sein. An einem Regionalmuseum wie in Alzey beispielsweise genügt es nicht, Geschichte studiert und eine pädagogische Ausbildung zu haben. Man sollte gerne basteln, mit flexiblen Arbeitszeiten zurechtkommen und sich auf verschiedene Altersstufen einstellen können. Das Wichtigste aber ist, zündende Ideen zu entwickeln, wie man Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 19 Jahren die Geschichte ihrer Heimat nahebringt, ohne sie zu langweilen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe. Aber wenn man mit Leib und Seele Pädagogin ist wie Jutta Göttel-Becker, dann ist dieser Job einfach nur großartig.
Seit August ist die Geschichts- und Lateinlehrerin jetzt ans Alzeyer Museum abgeordnet und sie gesteht: „Ich bin ausgesprochen gerne hier.“ 2016 hatte sie noch am Elisabeth-Langgässer-Gymnasium ihr 25-jähriges Berufsjubiläum gefeiert. Als dann die Stelle im Museum frei wurde, sah sie eine Chance, einmal etwas anderes zu tun und unabhängig von Lehr- oder Stundenplan zu arbeiten. Kindern und Jugendlichen die Regionalgeschichte sowie den Spaß am Entdecken und Selbermachen nahezubringen – das erschien ihr damals außerordentlich reizvoll. Und wie sich herausstellte, ist es das tatsächlich.
Die Themen ihrer pädagogischen Arbeit ergeben sich aus den Exponaten des Museums und sind sehr vielfältig. Dabei mischt Jutta Göttel-Becker immer einen Teil Theorie mit einem großen Anteil an praktischen Übungen. So spricht sie etwa an einem Tag mit Fünftklässlern über die Römer in Rheinhessen und fertigt mit den Kindern ein buntes Mosaik an. In der Woche darauf geht sie mit einer achten Klasse durch die Sonderausstellung des Alzeyer Museums zur Heimatfront im Ersten Weltkrieg und gestaltet mit den Schülern anschließend „Nagelbilder für den Frieden“. Beim Thema „Ötzi – Kampf ums Überleben in der Steinzeit“ näht sie mit den jungen Besuchern Beutel aus Leder, und beim „Leben im Mittelalter“ stellt sie den Kindern – natürlich – auch den Recken Volker von Alzey vor.
Selbst Kindergeburtstage können im Museum gefeiert werden. Dabei zeigt sich immer wieder, dass es die berühmte „Seekuh Elsa“ den Mädchen und Jungen besonders angetan hat. Staunend stehen sie vor dem versteinerten Skelett, das vor 35 Millionen Jahren im subtropischen Binnenmeer „Mainzer Becken“ nordöstlich von Alzey umher schwamm. Großen Eindruck machen auch die furchterregenden Gebisse von Haien, die ebenfalls das Urmeer bevölkerten „Die Kinder lieben unsere Paläontologie-Abteilung“, sagt Jutta Göttel-Becker mit einem Schmunzeln. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass die kleinen Forscher nach der Einführung in dieses lange zurückliegende Erdzeitalter mit Ton und Gips Fossilien „fälschen“ dürfen.
Plätzchen backen nach alten Rezepten
Wie so etwas geht, musste sich die Geschichtslehrerin erst einmal selbst aneignen. Und sie lernt immer noch dazu. „Vieles habe ich mir selbst beigebracht oder mir in Workshops für Museumspädagogen zeigen lassen“, sagt Jutta Göttel-Becker. „Beispielsweise Feuer zu machen wie die Steinzeitmenschen. Ich musste viel üben, bis beim Hantieren mit Pyrit, Feuerstein und Zunderschwamm die ersten Flammen aufflackerten.“
In der Adventszeit plant die Pädagogin zwei Projektnachmittage für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Am 4. Dezember geht es von 15 bis 16.30 Uhr um alte Weihnachtsbräuche und -rezepte. Am 15. Dezember heißt es dann von 15 bis 16.30 Uhr: „Wir backen Weihnachtsplätzchen nach alten Rezepten.“
Wer teilnehmen möchte, sollte sich unter 06731-49 97 13 oder jutta.goettel-becker@alzey.de anmelden. Und Vorratsdosen nicht vergessen!