Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz IV“ ist in Alzey-Worms in zehn Jahren um 27 Prozent gestiegen. Die Gewerkschaft NGG fordert eine zügige Umsetzung der Grundrente.
ALZEY-WORMS - (red). Wenn die Rente nicht reicht: Immer mehr Menschen im Landkreis Alzey-Worms sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ stieg innerhalb von zehn Jahren um 27 Prozent. Gab es im Kreis 2008 noch 810 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits 1031. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit.
Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Rheinland-Pfalz zuletzt rund 46 000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 35 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.
Guido Noll, Geschäftsführer der NGG-Region Darmstadt und Mainz, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine „rentenpolitische Kurskorrektur“. Insbesondere die von der Bundesregierung nun beschlossene Grundrente müsse zügig umgesetzt werden, um ein Ausufern der Altersarmut zu verhindern. „Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, sagt Noll. So sind nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung der Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.
„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkschafter Noll.
Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. „Für Tausende Beschäftigte allein im Kreis Alzey-Worms stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist“, warnt Noll. Das Bundesarbeitsministerium gehe bei der Grundrente von jährlichen Kosten von etwa fünf Milliarden Euro aus. Guido Noll: „Allein die Bankenrettung im Jahr 2008 hat den Steuerzahler rund 60 Milliarden Euro gekostet.“