Schon vor Konzertbeginn versammeln sich die Zuhörer vor der festlich illuminierten St. Josefkirche am Glühweinstand. So gestärkt, füllen sie die Bankreihen, um das...
ALZEY. Schon vor Konzertbeginn versammeln sich die Zuhörer vor der festlich illuminierten St. Josefkirche am Glühweinstand. So gestärkt, füllen sie die Bankreihen, um das Weihnachtskonzert des Lions-Clubs Donnersberg zu genießen. Wie schon im vergangenen Jahr haben die Lions das Landespolizeiorchester Rheinland-Pfalz eingeladen und um die musikalische Illustrierung der Vorfreude auf das Christfest gebeten.
Zum Auftakt spielt ein Teil der Bläser vom Hintergrund aus
„Da dies ein Benefizkonzert ist, spielen die Musiker heute ohne Gage“, sagt Klaus Rüter, Vorsitzender der Donnersberger Lions. Er begrüßt auch Hartmut Müller, Kantor und Organist an der Evangelischen Nikolaikirche, der schon die Orgelempore erklommen hat. Das Konzert beginnt mit dem „Canzon Septimi e Oktavi Toni à 12“ von Giovanni Gabrielli (Arrangeur: Klaus Winkler), bei dem ein Teil der Bläser vom Hintergrund der Kirche aus spielt. So erzielt das Orchester einen wunderbaren, klanglichen „3-D-Effekt“. Zum „Westminster Carol“ nimmt dann das gesamte Ensemble seine Plätze im Altarraum ein.
„Angels we have heard on high“ – man kann sich durchaus vorstellen, dass „der Engel Lobgesänge“ so klingen. Das fast vierzig Mann starke Orchester – einige Frauen sind auch dabei – ist organisatorisch der Bereitschaftspolizei zugeordnet. Unter der Leitung von Stefan Grefig sind die Musiker immer bereit, ihr großes Können zu Gehör zu bringen, davon zeugen auch die CDs, die das Ensemble produzierte: Bläsermusik auf höchstem Niveau.
Als Sprecher tritt Christian Küchenmeister ans Mikrophon. Er hat drei Texte vorbereitet, die gut in die Atmosphäre der Zeit passen und zwischen den Musikstücken das Konzert gliedern. „Luthers Apfelbäumchen“ nimmt er zum Anlass über Hoffnung zu sprechen. Das „Vater unser“ und besonders der Satz „Unser täglich Brot gib uns heute“ regt ihn zu meditativer Überlegung an, und zu Gedanken über das „Sichtbare und Unsichtbare im Leben“ gelangt er bei der Betrachtung von Ebbe und Flut.
Beim „Konzert für Klarinette und Fagott“ von Karl Stamitz glänzen Bernd Schneider (Fagott) und Norman Weidmann (Klarinette) und beweisen, dass das Landespolizeiorchester ein Ensemble von Solisten ist. So auch zu hören beim „Concerto D-Dur“ von Vivaldi, für Bläser arrangiert von Bernd Schneider, bei dem Helmut Martini und Markus Privat als Solisten auf den Piccolotrompeten hervortreten.
Zuvor jedoch erklingt die Orgel, gespielt von Müller, mit dem „Grand Dialogue“ von Louis Marchand. Später bringt er die „Variationen über Gelobet seist Du, Jesu Christ“ von Georg Böhm zu Gehör, bei denen er den Variantenreichtum durch die vielfach wechselnde Registrierung betont.
Das Traditional „Greensleeves“ erhält als „What Child is this“ nach dem Gedicht von 1865 von William Chatterton Dix auch instrumental einen ganz neuen Zauber. In der „Paraphrase über Tochter Zion“ von Händel (Arrangeur: Albert Loritz) wandert die Melodie von Instrumentengruppe zu Instrumentengruppe, um im mächtigen Tutti zu münden.
Die Oboe stimmt an beim Brahms‘schen „Guten Abend, gut‘ Nacht“, die Flöte übernimmt die Melodie, die dann von den anderen Instrumenten aufgegriffen wird. So ist zu hören: Blasorchester kann auch ganz zart sein. „Adeste Fideles“ hingegen ist eines der prächtigen Stücke, bei dem „mit Pauken und Trompeten“ alle Stimmen des Orchesters zur Geltung kommen. Zum „Macht hoch die Tür“ intoniert die Orgel die ersten Takte, dann singt das Auditorium mit, bis mit der nächsten Strophe das Orchester einsetzt und den Gesang übertönt.
„Wir sind jetzt in der richtigen, weihnachtlichen Stimmung“, meint Rüter bei seinen abschließenden Worten. Und Glühwein gibt es, trotz Regen, auch nach dem Konzert noch draußen vorm Kirchenportal.
Von Ulla Grall