Kinder von „La Casita“-Familien können kostenfrei an...

Mehr als nur ein Handballverein. Dieses Motto hat sich der Handballsportverein (HSV) selbst gegeben. Und dieses Motto will der Klub durch Projekte mit Leben füllen. Das neueste...

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ALZEY. Mehr als nur ein Handballverein. Dieses Motto hat sich der Handballsportverein (HSV) selbst gegeben. Und dieses Motto will der Klub durch Projekte mit Leben füllen. Das neueste Vorhaben des HSV ist eine Kooperation des Vereins mit der Einrichtung La Casita. Heißt: Mütter und Väter aus dem Haus bekommen die Möglichkeit, kostenfrei an der Ballspielstunde des HSV mitzumachen.

In der Einrichtung La Casita des Deutschen Roten Kreuzes werden junge Mütter und Väter mit psychischen Erkrankungen bei der Erziehung ihrer Kinder, die zwischen null und sechs Jahre alt sind, betreut und unterstützt. „La Casita“ ist spanisch und bedeutet „kleines Haus“, wenngleich das nicht ganz zutrifft. Denn: Zurzeit wohnen zwölf Mamas mit ihren Kindern dort, aufgeteilt in zwei Wohngruppen. Das Ziel von La Casita ist es, die Mütter und Väter auf ihrem Weg zu einem eigenverantwortlichen Leben zu begleiten.

Ab Anfang August haben die Eltern die Chance, mit ihren Kindern beim Mutter-Kind-Turnen des HSV dabei zu sein. Die Kleinen können sich dann ein bisschen bewegen, toben, vielleicht erste Spiele mit einem Ball mitmachen, ohne dafür Geld oder einen Mitgliedsbeitrag zahlen zu müssen – was die Erziehungsberechtigten nicht könnten, weil sie kein eigenes Einkommen hätten, wie HSV-Vorsitzender Marc Lungwitz erklärt. „Die Kinder sollen aber die Chance bekommen, ganz normal groß zu werden. Dafür wollen wir mit der Zusammenarbeit einen Beitrag leisten“, sagt der 36-Jährige.

Ihm und dem Verein sei klar, dass man aus dem Projekt nicht die nächsten Nachwuchstalente für die HSV-Jugendmannschaften gewinnen könne. Das stehe aber auch nicht im Vordergrund, sagt Lungwitz, der beim HSV für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist. „Wir haben als großer Verein auch eine soziale Verantwortung. Und der wollen wir mit einer solchen Kooperation gerecht werden.“

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Bei Besuchen und Gesprächen mit La Casita sei klar geworden, dass die Mütter und Väter der Einrichtung nicht besonders oft die Gelegenheit hätten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Deshalb sei es gut, wenn der HSV ihnen mit der Ballspielstunde eine Gelegenheit dazu biete, so Lungwitz. Eine Möglichkeit, über die sich auch die Einrichtungsleiterin Christiane Vogelgesang freut: „Für die Mütter und uns ist es wichtig, sich gut zu vernetzen, auch in Alzey. Es ist wichtig, rauszugehen, an Sportangeboten teilzunehmen.“

Daneben könnten die Eltern mit ihren Kindern bei der Kooperation auch eine andere Seite erleben – eine jenseits des Alltags im Haus vor der Töngesmühle und jenseits der gewohnten Umgebung. „Sie machen da Erfahrungen, die sie vorher noch nicht gemacht haben. Für die Mütter ist es ein riesengroßer Schritt, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden und neue Leute kennenzulernen“, sagt Vogelgesang. Deshalb sei das Angebot ein „ganz großes Geschenk, für das wir wahnsinnig dankbar sind.“

Weil es bei einem Verein am Ende auch um Wertevermittlung, Konfliktlösung, Organisation und Verantwortung gehe, glaubt auch HSV-Vorsitzender Lungwitz, dass die Mütter durch die Zusammenarbeit von diesen Themen profitieren könnten. Deshalb machten sich Lungwitz, der hauptberuflich in der Bankenbranche tätig ist, und der HSV für das Projekt stark. Und dafür, dass die Kooperation möglichst unbürokratisch abläuft. Dafür musste unter anderem die Frage geklärt werden, wie die Kinder von La Casita versichert werden können. Denn: „Die Kids müssen alle versichert sein. Für uns als Verein war es wichtig, das zu klären“, verdeutlicht der 36-Jährige.

Der HSV habe sich schließlich dafür entschieden, die Mitgliedschaft für die Kleinen zu sponsern. „Die Gruppe gibt es sowieso schon. Und die Beiträge übernehmen wir“, erläutert der Vorsitzende. Für Kinder bis sechs Jahren fielen Beiträge von vier Euro pro Monat an. Hochgerechnet seien das also 48 Euro im Jahr für ein Kind. Damit bewege man sich in Kategorien, die der HSV verkraften könne. „Wir haben dadurch keine großen Verluste, nur vielleicht etwas weniger Einnahmen“, sagt Lungwitz.

Von Bastian Hauck