Bei dem Projekt „Zusammen schweißen“ haben Flüchtlinge in Alzey aus Altmetall Sitzmöbel gemacht. Noch stehen die „Bänke der Kulturen“ im Quartiersgarten, das soll sich bald ändern.
ALZEY. Sie sind Unikate. Echte Hingucker, handgemacht, einladend. Und vor allem stabil: Die „Bänke der Kulturen“, die seit Kurzem den Garten des Quartiermanagements Alzeyer Osten in der Hagenstraße schmücken. Geschaffen haben die fantasievoll gestalteten Sitzgelegenheiten 14 junge Männer, die als Flüchtlinge aus Somalia, Afghanistan und Syrien nach Alzey gekommen sind.
„An den Bänken haben wir im vergangenen Jahr zwei Tage gearbeitet, in diesem Jahr noch mal einen Tag“, berichtet Liban. Der 30 Jahre alte Somalier und seine Projektkollegen freuen sich sichtlich über ihr Werk aus Altmetall: „Es war sehr interessant und hat viel Spaß gemacht, mit dem Schmied zusammenzuarbeiten.“
Der Schmied, das ist der Metallkünstler Joachim Harbut. Mit seiner „Zauberschmiede“ ist er aus Armsheim nach Alzey gekommen, um mit den Flüchtlingen die Aktion „Zusammen schweißen“ zu realisieren. Die Idee dazu kam unter anderen von der Quartiermanagerin Anna Forke, Christian Zeiß vom Café Asyl, und der Integrationsbeauftragten des Landkreises. „Wir sind bei unseren Beratungen zu dem Schluss gekommen, dass es viele Angebote für Frauen und Familien gibt, aber kaum etwas für junge Männer. Denen wollten wir mit dieser Aktion etwas anbieten“, erklärt Forke und ergänzt: „Aufgrund von Corona konnten wir nur in zwei kleinen Gruppen arbeiten. Schon nach wenigen Tagen waren die Anmeldelisten voll und wir hatten keine Plätze mehr frei.“ Mit so viel Interesse hatten die Initiatoren nicht gerechnet.
Teile von Landmaschinen und Hufeisen verwendet
Schmied Harbut sorgte an den Arbeitstagen für die nötigen Werkzeuge, die mobile Esse – also die Feuerstelle, in der das Metall erhitzt wird – sowie das Material. Er brachte Teile von ausgedienten landwirtschaftlichen Maschinen mit, allerlei vom Schrottplatz und einige Hufeisen. „Die Jungs haben damit sehr kreativ gearbeitet, hatten tolle Ideen“, berichtet Harbut.
Für Liban ist Schmieden und Schweißen etwas komplett Neues: „Ich habe so etwas noch nie gemacht, aber ich habe dabei viel gelernt“, sagt er. Andere aus der Gruppe hätten schon in ihrer Heimat mit Metall gearbeitet. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden: „Die Bänke sind sehr schön geworden.“ Die Quartiermanagerin sieht damit das Ziel der Aktion erreicht: „Das Projekt sollte den Geflüchteten Anerkennung in ihrem Umfeld und ein Wir-Gefühl vermitteln.“
Neben den Bänken hat die Gruppe einen Stern geschweißt und geschmiedet, auf dem in arabischen Buchstaben das Merkel-Zitat „Wir schaffen das!“ zu lesen ist. Die deutsche Übersetzung steht auf der Rückseite. Außerdem haben die Flüchtlinge einen Stuhl sowie eine Liege gemacht, ebenfalls aus Altmetall. Sie gehören jetzt zum Inventar des großen Spiel- und Bolzplatzes neben dem Quartiersgarten. Anna Forke: „Die Bänke werden zunächst im Garten stehen bleiben. Dann schauen wir mal, wo wir sie zeitweise außerhalb aufstellen können, damit sie auch gesehen werden.“ Eine Idee hat sie hier schon: am Jugend- und Kulturzentrum.