Elke Günther wird nach 29 Jahren als Hauptamtliche des DRK...

Zur Verabschiedung in den Ruhestand erhielt Elke Günther einen bunten Blumenstrauß und einen Erste-Hilfe-Koffer mit diversen Zutaten. Zu sehen sind Christine Selak (v.l.), Ernst Walter Görisch, Isabell Burkhard, Falk Diergarten, Elke Günther, Monika Heckler, Karin Fitz, Cornelia Schuh, Gunter Zimmermann und Norbert Günther.                                                                                             Foto: photoagenten/Carsten Selak    Foto: photoagenten/Carsten Selak
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Landrat Ernst Walter Görisch steigt aus seiner schwarzen Limousine. Schnell die Hose noch einmal richtig hochgezogen, Sakko an, Blumenstrauß geschnappt. Norbert Günther,...

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ALZEY. Landrat Ernst Walter Görisch steigt aus seiner schwarzen Limousine. Schnell die Hose noch einmal richtig hochgezogen, Sakko an, Blumenstrauß geschnappt. Norbert Günther, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Alzey, wartet bereits seit zehn Minuten am Straßenrand auf ihn. Sturer Blick geradeaus trotz knallender Sonne, Hände in die Hüfte gestemmt. Es steht eine Verabschiedung in den Ruhestand auf dem Programm – und zwar von Günthers Ehefrau Elke, nach 29 Jahren als Hauptamtliche beim DRK.

Normalerweise steht Elke Günther im Schatten ihres Mannes, fleischgewordenes Ehrenamt, mit sämtlichen Auszeichnungen geadelt. Doch hinter einem engagierten Mann steht stets auch eine engagierte Frau, eine Frau wie Elke Günther. Ob die Betreuung der DDR-Flüchtlinge 1989 in der Alzeyer Turnhalle, der Aufbau des Hausnotrufes oder Hilfe bei Bränden im Wörrstädter Seniorenheim – Elke Günthers Steckbrief liest sich, als hätte sie ein Heinzelmännchen im Stammbaum.

Essen ist bei den Günthers ein zentrales Thema

Im DRK-Partyraum macht sich indes Unruhe breit. Wo bleibt Elke Günther? Noch weiß sie nichts von ihrer feierlichen Verabschiedung. Überraschungsparty. Ihre Kollegen lauern am Fenster, blicken immer wieder durch die Lamellen der Jalousie, Brezeln und Kaltgetränke decken den Tisch. Essen für die Partygäste.

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Generell ist Essen ein zentrales Thema bei den Günthers. Während bei der Verabschiedung die Verpflegung eher spartanisch ausfällt, tafeln Elke und Norbert Günther, wenn es nötig ist, groß auf. Die Verpflegung der Flüchtlinge 2015 in Ingelheim oder der Ausbau des Lieferservice „Essen auf Rädern“, überall hat Elke Günther fleißig mitgekocht und koordiniert.

Auf einmal ist sie da, Elke Günther blickt sich verwundert um. Ihr Mann klatscht in die Hände und lacht. Überraschung gelungen. Elke Günther sagt: „Ich habe mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmt. Alle Büros waren abgeschlossen.“ Kollegen überreichen ihr das Ruhestandsgeschenk, einen Erste-Hilfe-Koffer mit Gummibärchen, Pulverkaffee, Faltencreme, Traubenzucker und mehr. Großes Gelächter. Es ist zwar ein Abschied, aber irgendwie kein richtiger. „Ich bleibe dem DRK ja weiterhin erhalten. So richtig gehe ich ja nur als Schuldnerberaterin.“ Von 1985 an, also seit 32 Jahren, hat Elke Günther beim DRK erst ehrenamtlich, ab 1989 dann hauptamtlich in der Schuldnerberatung gearbeitet. 219 Klienten, die vielen Kurzkontakte nicht eingerechnet. Und auch in Zukunft wird sie Menschen helfen: Als Betreuerin des Bewegungsprogramms für Seniorentanz und Gymnastik oder beim Betreuten Wohnen in Saulheim – eine Lebensgemeinschaft bestehend aus 18 Wohnungen, die sie unterstützten und in ihrer Gemeinschaft stärken möchte.

Zeit für andere Hobbys hat sie derweil nicht. „Aber das ist auch nicht schlimm“, beteuert Elke Günther. „Bei mir sind Freizeit und Ehrenamt so durchmischt, für mich ist das mein Hobby.“ Dass ihr nicht langweilig wird, dafür wird schließlich auch ihr Mann Norbert sorgen, über den sie sagt: „Der hat immer viel zu tun, sodass er mich weiterhin gut verplanen kann. So lange, bis ich sage: bis hierher und nicht weiter.“

Und dass ihre Worte wahr sind, daran zweifelt niemand. Auch nicht Ernst Walter Görisch. „Alles, was Herr Günther gemacht hat, hat auch Frau Günther immer gemacht, und dafür sollten ihr alle dankbar sein“, sagt der Landrat und überreicht ihr einen Blumenstrauß. Für ein Berufsleben, das hauptsächlich der Hilfe anderer gewidmet wurde.