Norbert Frank (l.) und Uwe Siebert packen ehrenamtlich beim Transport der Lebensmittel zu – und finden sich nun auf dem Werbebanner wieder. Foto: Tafel
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ALZEY - Es ist nur ein kleines Jubiläum, doch steht es für eine große Leistung. Zehn Jahre wird die Alzeyer Tafel in diesem Jahr alt. Ein Anlass, der im November mit Gottesdienst und Empfang in der Nikolaikirche begangen werden soll – und nicht gefeiert. Denn von Anfang an stellen sich Vorstand und Helfer die selbstkritische Frage, ob es die Tafel überhaupt geben muss. Diese Frage beantworten die Initiatoren mittlerweile mit einem „Ja, aber...“.
Kräftiger Rückenwind von Diakonie Hessen
Angesichts des enormen Engagements der rund 100 ehrenamtlichen Helfer soll das markante Jahresdatum nicht einfach unter den Tisch fallen. „Wenn die Mitarbeiter es eine Dekade lang schaffen, gut zu arbeiten, und es gelingt, eine Struktur aufzubauen, die trägt, dann sollte man das nicht unbeachtet vorbeigehen lassen“, sagt Stefan Brux, Vorsitzender des Trägervereins Alzeyer Tafel e.V. Der katholische Diakon kündigt eine Reihe von verschiedenen Aktivitäten an und zeigt sich erfreut darüber, dass das Jubiläum von der Diakonie Hessen tatkräftig unterstützt wird.
Erste sichtbare Zeichen im Alzeyer Stadtbild sind große Banner, auf denen die Menschen abgebildet sind, die sich für die bedürftige Klientel aktiv einsetzen: die ehrenamtlichen Helfer bei Transport, Sortierung und Ausgabe der von den Märkten und Händlern zur Verfügung gestellten Lebensmittel. „Wir haben diese neue Form der Werbung mit Menschen, die sich mit der Tafel identifizieren, ganz bewusst gewählt“, sagt die evangelische Dekanin Susanne Schmuck-Schätzel. Das solle andere motivieren, sich ebenfalls zu engagieren. Und Agnes Weires-Strauch ergänzt: „Die ehrenamtlichen Mitarbeiter tragen die Tafel.“ Die Slogans auf den Plakaten sind, so Dekanatsreferent Guntram König, von den darauf Abgebildeten selbst entworfen. Darin sieht Karin Mettner vom Diakonischen Werk auch die besondere Qualität des Projektes: „Es ist eine Aktion, an der alle mitwirken.“
JUBILÄUM
Das Tafel-Jubiläum wird am Freitag, 10. November, um 19 Uhr in der Nikolaikirche mit Gottesdienst und anschließendem Empfang begangen.
Träger der Tafel sind Evangelische und Katholische Kirchengemeinde, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde, Evangelische Stadtmission, Evangelisches und Katholisches Dekanat, Caritaszentrum und Diakonisches Werk.
Doch nicht nur die Form der Werbung für das Jubiläum weicht vom Üblichen ab, auch der Gottesdienst mit anschließendem Empfang tut dies. Auch wenn sich die Macher noch nicht zu sehr in die Karten blicken lassen wollen, steht jetzt schon eines fest: Es wird zauberhaft. Denn Zauberer Martin Drechsler wird den Gottesdienstbesuchern das Evangelium auf magische Weise verkünden. „Damit wollen wir auch Menschen erreichen, die der Kirche sonst nicht so zugewandt sind“, verdeutlicht Susanne Schmuck-Schätzel. Zudem wolle man mit Werbung und Jubiläumsfeier zeigen, dass die Tafel nichts ist, was im Verborgenen geschieht oder verborgen werden muss.
Tafel-Leiter Gerd Koenen berichtet von einer seit Beginn an langsam aber stetig wachsendem Klientel. 410 Tafelkarten sind derzeit an die Bedarfsgemeinschaften ausgegeben. Rund 330 davon kommen regelmäßig in die Friedrichstraße, um sich mit einwandfreien Lebensmitteln zu versorgen, die im Handel nicht mehr verkäuflich sind.
Die Verteilung läuft reibungslos, „Verteilungskämpfe“ gibt es keine. Die Tafel wird als Einrichtung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen als Anlaufstelle für konkrete Alltagshilfe geschätzt. „Das liegt an der guten Organisation, der wertschätzenden Haltung den Nutzern gegenüber und dem Bemühen um gerechte Verteilung“, fasst Karin Mettner zusammen.
Nach zehn Jahren blickt dessen Vorsitzender Stefan Brux stolz auf das Geleistete zurück, bringt es zum Jubiläum aber so auf den Punkt: „Wir haben damals nicht gewusst, auf was wir uns einlassen und dass das alles viel komplexer ist als die bloße Ausgabe von Lebensmitteln an Menschen in schwierigen Lebenslagen.“