Linn Mann und Danny Behrendt kümmern sich in Alzey-Weinheim um Vierbeiner in Not
Von David Rech
Danny Behrendt und Linn Mann mit ihren Ziegen. Die beiden nehmen in Not geratene Tiere auf. Foto: photoagenten/Carsten Selak
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ALZEY-WEINHEIM - Die Geschwister Linn Mann und Danny Behrendt stoßen fast gleichzeitig ein lautes „Mäh“ aus. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis der Ruf auf der anderen Seite des Zaunes erwidert wird und eine kleine Herde Kamerunschafe auf die Geschwister zugelaufen kommt und sie begrüßt. Die kleinen Schafe sehen etwas zerzaust aus. Der kalte Winter ist vorbei und sie verlieren gerade ihre dicke Winterwolle. Acht Kamerunschafe und sieben Ziegen haben in Weinheim einen Weideplatz und damit ein neues Zuhause geschenkt bekommen.
Rheinhessen ist für seine Weinberge und Felder bekannt. Weniger aber für Kuh- oder Schafsweiden. Auch landwirtschaftliche Nutztiere sind selten geworden in Deutschlands größtem Weinanbaugebiet. In Weinheim sind die Tiere der Geschwister nicht gerade alltäglich – und eine ziemlich große Sache für manche Bewohner gewesen. Behrendt nennt es vorsichtig eine „gesunde Skepsis“, die sich anfangs durch das Dorf zog.
Doch oft war es mehr als nur das. 2015 fingen Behrendt und Mann an, Tiere aufzunehmen. Aus Tierfreude und -begeisterung wurde quasi ein Vollzeitjob. Durch sein Studium des Grundschullehramts verschlug es Behrendt auf eine Farm in Kanada, die mit Waisenkindern und Tieren arbeitete. Die Pädagogik und die Tierliebe lernte er hier vereint kennen. Zurück in Deutschland hatte ein befreundetes Lehrerehepaar der beiden vier Ziegen abzugeben. Da musste nicht mehr lange überlegt werden. Weinheim hatte nun vier neue tierische Bewohner.
Doch mit den vier Ziegen kamen auch die Befürchtungen mancher Anwohner. Sie würden stinken, hieß es. Sogar eine Anzeige bekamen die Tierhalter. Die Haltung sei nicht artgerecht, hieß es, doch das Veterinäramt konnte das Gegenteil bestätigen. Und Behrendt und Mann sahen sich in ihrem Vorhaben nur bestärkt. „Jetzt erst recht, dachten wir“, erinnert sich Mann. Heute sind die Tiere ein Beispiel gelungener Integration. „Die Nachbarn passen auf“, so Behrendt. Wenn es einem der Tiere nicht gut geht, bekommen sie direkt einen Anruf oder eine Nachricht – auch von denen, die anfangs nicht begeistert waren.
Eines der Schafe wurde in letzter Minute vom Schlachthof gerettet. Mit einem gebrochenen Bein kam es zu seinem Retter, bevor es auf die große Weide in Weinheim kam. Viele der Tiere mussten mit der Hand aufgezogen werden. Behrendt und Mann wollen den Tieren ein sorgenfreies, langes Leben in Freiheit versprechen. Einen Zaun gibt es zwar noch, aber dafür ein zwei Hektar großes Grundstück, auf dem gegrast, getobt und geklettert werden kann. Und das auch dank der Natur- und Umweltschutzbehörde des Landkreises und der Stadt Alzey, die das Gelände zur Verfügung stellen. Mann und Behrendt betonen, wie wichtig die Unterstützung sei. Auch Michaela Drossard aus dem Fachbereich Bauen und Umwelt der Stadtverwaltung kann sich vorstellen, in Abstimmung mit der Kreisverwaltung eine langfristige Zusammenarbeit zu gewährleisten. Noch tragen die Geschwister sämtliche Kosten selbst.
Behrendt und Mann haben schon einiges mitgemacht in den vergangenen drei Jahren. Ausbrüche der Ziegen waren zu Beginn häufig, sogar eine versehentliche Vergiftung eines Schafes mussten sie schon miterleben. „Letztes Jahr war ganz furchtbar“, erinnert sich Behrendt. Gleich mehrere Tiere starben. Dazu kam noch der Tod des Familienhundes, der sie 13 Jahre lang begleitet hatte. Doch heute sind sie motivierter denn je. Ihr großes Vorbild ist ein Gnadenhof hoch im Norden Deutschlands: Hof Butenland.
Dort leben vor allem Kühe, die Lieblingstiere von Mann und Behrendt. Eine Kuh zu retten und auf die große Weide zu bringen, ist ein Traum, den sie sich hoffentlich irgendwann erfüllen können. In jedem Fall planen beide, die Tiere in ihre pädagogische Arbeit miteinfließen zu lassen.