Treffen mit Mathias Gall im ELG zum Thema „Hörbarer Adventskalender“ (v.l.): Kenia Keller, Chiara Haupt, Marco Pousel, Bettina Nickel, Laura Marie Emmel, Mathias Gall, Tamira Schmitt, Moritz Benzinger, Lucy Zimmer, Henriette Nickel. Foto: photoagenten / Carsten Selak
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ALZEY - Es gibt das Sprichwort, wer sein Hobby zum Beruf macht, muss nie wieder arbeiten. Oder man arbeitet dann nur noch und hat kein Hobby mehr – je nachdem, wie man es betrachten will. Bei Mathias Gall ist das auch alles nicht so leicht zu trennen. Ist er Musiker oder Lehrer? Jedenfalls nicht Musiklehrer – er unterrichtet Latein, Deutsch und Katholische Religion seit 13 Jahren am Elisabeth-Langgässer-Gymnasium und seit diesem Jahr noch das freiwillige Fach „Darstellendes Spiel“.
„Ich wollte nicht Musik studieren, sondern mich lieber mit meinen Ideen im Kopf an die Gitarre setzen und loslegen“, sagt Gall. Seine neueste Idee: ein Adventskalender für die Ohren. Da geht kein Türchen auf, sondern jeden Tag ein Kapitel weiter: Schüler aus seinem Kurs „Darstellendes Spiel“ haben seiner Geschichte ihre Stimmen gegeben.
Drei Freundinnen müssen dabei ein Referat über Weihnachten halten und sind auf Ideensuche in der Schule. „Wir haben uns ganz gut angegiftet“, sagt Bettina Nickel über die besten Szenen des Stücks. Am schwierigsten sei es gewesen, bei den Aufnahmen nicht zu lachen. „Das war schon komisch, so im Stuhlkreis um das Aufnahmegerät“, sagt Laura Emmel. Aber alle zehn sind sich einig: Ziemlich viel Spaß habe es gemacht und eine überlegt sich sogar, ob sie nicht Synchronsprecherin werden möchte.
HÖRBAR
„Die drei Sternchen und das Geheimnis der Weihnacht“heißt das handgemachte Hörspiel des Kurses Darstellendes Spiel.
Entstanden sind 15 Kapitel für die adventlichen Schuldezembertage.
Der scheidende Direktor Gerhard Hoffmann nennt zu Beginn eines jeden „Türchens“ das Datum.
Alle Kapitel sind anzuhören unter www.elg-alzey.de.
Ideen und Projekte sind Nahrung für den Geist
„Schüler brauchen Projekte“, sagt Gall. Er wirft sein Portemonnaie vor sich auf den Tisch und sagt: „Projekt bedeutet auf Lateinisch etwas vorauszuwerfen“. Also eine Idee in die Zukunft werfen und dann darauf hinarbeiten. Sonst sei die Gefahr, sich zu verzetteln, auch zu groß.
Gall wirft mit seinen Ideen auch geradezu um sich: Er hat mit „Parva“ einen eigenen Musikverlag gegründet, gibt regelmäßig musikalische Lesungen und ist auf verschiedenen Events der Region präsent, Weihnachten zeigt er ein „Open-Air-Krippenspiel“ in Mainz mit Kindern und Schafherde. Bald erscheint sein neues Hörspiel, über das er noch nichts verraten will. Außerdem soll sein neues Buch nach „Seelenfutter“ unter dem Titel „Saitenweise“ bald erscheinen. Mal zeichnet eine Schülerin etwas für seine Bücher, mal fotografiert ein Freund. Gall steckt gerne andere mit seinen Ideen an und wird gerne angesteckt. „Selbst ein schlechter Film hat noch Denkanstöße“, sagt er. Der Titel Seelenfutter beschreibe daher sein Anliegen ganz gut: Nahrung für den Geist schaffen.
Sein neuestes „Restaurant“ sozusagen ist „Darstellendes Spiel“, und das hat seit Schuljahresbeginn geöffnet. Auf der Ideen-Speisekarte: sich präsentieren lernen, Selbstbewusstsein sammeln, Stimmbildung. „Beim Schauspielern lernt man sich selbst sehr gut kennen“, sagt Gall. Und es sei mittlerweile in sehr vielen Berufen wichtig, frei reden und etwas darstellen zu können. Deshalb möchte er das Fach gerne dauerhaft am ELG etablieren, als Wahlfach zu Kunst und Musik. Noch ist es ein freiwilliges Fach, weil weder für Gall noch für einen anderen Lehrer ein Platz in der Weiterbildung frei war, der nötig ist, um es regulär anbieten zu können. „Schule ist wie ein buntes Fernsehprogramm“, sagt Gall. Jedes Angebot zum Kosten, Schauspielerei sei da eine wichtige Ergänzung. Ob dieses neue „Seelenfutter“ für die Schüler dann wirklich zum „Studentenfutter“, also an die Uni beziehungsweise Schauspielschule führe, müsse dann jeder für sich selbst rausfinden.
Bei ihm habe das damals keinen Monat gedauert, als er in der siebten Klasse die zweite Fremdsprache zu lernen begann. „Latein, das war Liebe auf den ersten Blick bei mir“, sagt er mit einem Lachen. „Da stand fest, das will ich lernen“. Also zum Studium an die Mainzer Uni – und danach: „Naja, so viel mehr als Lehrer kann man mit Latein gar nicht machen“, sagt Gall und schmunzelt wieder. Dass er mit seinem Lieblingsfach Latein sowohl damals wie heute eher die Ausnahme ist, ist ihm durchaus bewusst. Für seinen Adventskalender habe er erst einmal nur die Hälfte seiner Geschichte geschrieben und sie dann schon mal den Schülern gegeben. Ein bisschen mehr echte Jugendsprache haben sie eingefordert, über diese und jene Person wollten sie mehr wissen, einen Charakter auf ihre Art ausbauen. Und wieder wurden ganz viele Ideen vorausgeworfen.