Gustav-Heinemann-Realschule plus Röka in Alzey nehmen an Juniorwahl teil
Von David Schöne
Schüler der Gustav-Heinemann-Realschule plus konnten ihr Kreuzchen machen. Foto: pa/Andreas Stumpf
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ALZEY - Alles wartet gespannt auf den Wahlabend. Wer wird Kanzler? Wer wird drittstärkste Kraft in Deutschland? Und welche Parteien werden die Regierung bilden? Das werden unter anderem die Fragen sein, die sich die Wähler stellen – und hoffen, am Sonntag eine Antwort darauf zu bekommen. Doch was ist mit denen, die am Wahltag kein Kreuz setzen werden, weil sie es wegen ihres Alters noch nicht dürfen? Für die gibt es das Projekt „Juniorwahl“, an dem viele Schulen bundesweit teilnehmen. Die AZ hat zwei Alzeyer Schulen besucht.
Schüler sind in Rolle der Politiker geschlüpft
Wer den Konferenzraum der Gustav-Heinemann-Realschule plus betritt, dem fallen die große Wahlurne und die beiden Kabinen am Ende des Raumes direkt ins Auge. An einer langen Tischreihe sitzen drei Schüler, sie sind heute Wahlhelfer. Sie lassen sich von den Klassenkameraden den Personalausweis und die Wahlbescheinigung zeigen und händigen schließlich den Wahlzettel aus – denn es soll alles so ablaufen wie am Tag der Bundestagswahl.
Dominik ist 17 Jahre alt und hat gerade seinen Zettel in die Urne geworfen. Er sehe es als seine Verantwortung an, bei der Juniorwahl teilzunehmen und sei auf das Ergebnis gespannt. Das wird am Sonntag um 18 Uhr veröffentlicht. In einer Unterrichtsreihe wurden die Klassenstufen neun, zehn und zwölf im Sozialkundeunterricht gezielt auf die Wahl vorbereitet. In einer Podiumsdiskussion sind die Schüler in die Rolle der Politiker geschlüpft und haben so alle Parteien einander vorgestellt. „Das war sehr hilfreich, da die Parteiprogramme so umfangreich sind, dass man da leicht den Überblick verliert“, sagt die Zwölftklässerin Anna.
Politik beschäftige einen auch abseits des Klassenzimmers und sei Gesprächsthema, sagt die 17-jährige Zeyneb. „Bei den vielen Wahlplakaten und der Werbung in sozialen Netzwerken kommt man ja auch nicht mehr drum herum, sich damit auseinanderzusetzen.“ Den Schülern sei wichtig, dass durch die Juniorwahl so auch die Interessen der jüngeren Generation vertreten werden, denn die kämen ihnen in der aktuellen Politik zu kurz. Die Juniorwahl sei gut geeignet, um Demokratie in der Praxis mitzuerleben, sagt Lehrer Rüdiger Tanny.
Am Gymnasium Römerkastell läuft die Juniorwahl ein wenig anders ab. Im Klassenraum stehen auch zwei Wahlkabinen, aber keine Wahlurne. Die Schule benutzt ein elektronisches System, bei dem die Wahl aller Schüler direkt online ausgewertet wird. Die Mitglieder des Sozialkunde-Leistungskurses der elften Klassenstufe zeigen ihre Wahlbescheinigung und erhalten im Gegenzug einen Schlüssel mit einem Zahlencode, mit dem sie dann in der Kabine an zwei Computern wählen können. Lehrer Michael Steuer hat für diesen Anlass sogar den Lehrplan umgestellt und das Thema „Wahlen und Demokratie“ um ein Schuljahr nach vorne gezogen.
Nach der Wahl bilden sich im Kurs verschiedene Gesprächsgruppen und in jeder geht es nur um ein Thema: kommenden Sonntag. Zwei Schüler vergleichen die Ergebnisse aus dem „Wahl-o-mat“, andere reden über Erwartungen und Wünsche an die Politiker: „Ich würde mir wünschen, dass mehr Versprechen gehalten werden“, sagt Henning (16). Katrin (17) erhofft sich, dass das Thema Digitalisierung eine höhere Aufmerksamkeit im Bundestag bekommt.
Insgesamt 374 Schüler des Römerkastells nehmen an der Juniorwahl teil. Am Wahlabend bietet die Schule auch eine Wahlparty für die Teilnehmer an. Bei den Schülern herrscht jedoch große Skepsis, ob alle auch mit Ernsthaftigkeit an die Sache herangehen. „Gerade bei den Jüngeren, die sich damit nicht beschäftigen, wird sich bestimmt ein Spaß daraus gemacht“, sagt die 18-jährige Annsophie. Noch kritischer ist Henning. Sein Bruder sei in der siebten Klasse und habe auf einer anderen Schule bei der Juniorwahl teilgenommen, ohne das Thema vorher behandelt zu haben. „Da kann kein repräsentatives Ergebnis rauskommen“, sagt er. Am meisten fiebern aber alle dem Ergebnis der richtigen Wahl entgegen.
Yannik konzentriert sich aber nicht nur auf das Ergebnis: „Ich bin gespannt, was dabei rauskommt, wenn ich das Ergebnis der Junior- und Bundestagswahl vergleiche.“