Großes Interesse an Hospiz-Thema bei Nachtvorlesung in Alzey
Palliativärzte und Hospizvereine aus Rheinhessen widmen sich im DRK Krankenhaus dem Thema Sterben und den diversen Aspekten während dieses Prozesses im Umgang mit den Patienten.
Von Barbara Mümpfer
Bei der Nachtvorlesung im DRK Krankenhaus sprachen verschiedene Referenten zum Thema Hospiz (v.l.): Richard Grünewald, Katharina Nuß, Dr. Christoph Samuel Kern, Dr. Friedel Rohr und Moderator Dr. Günter Gerhardt.
(Foto: BilderKartell/Axel Schmitz)
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ALZEY - Mehr als 80 Prozent der Deutschen möchten ihren letzten Atemzug zu Hause oder in einem Hospiz tun. Die Wirklichkeit aber sieht anders aus: Noch immer sterben die meisten Menschen in einem Krankenhaus oder einem Pflegeheim. Dabei wird die ambulante Versorgung und Begleitung Todkranker durch Palliativärzte und Hospizvereine immer besser und ist in Rheinhessen sogar ausgesprochen gut. Das jedenfalls stellten die Referenten der jüngsten von Dr. Günter Gerhardt moderierten Nachtvorlesung des Gesundheitsnetzes Region Alzey und dieser Zeitung im DRK Krankenhaus fest.
Palliativmedizin ist die ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer fortschreitenden, unheilbaren Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung. Dabei stehen die Linderung von Schmerzen, Atemnot und anderen belastenden Krankheitsbeschwerden sowie psychischen, sozialen und spirituellen Problemen im Vordergrund. Der Verein zur Förderung der ambulanten Palliativversorgung Rheinhessen/Pfalz hat sich genau dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben und unterhält im Kreis Alzey Worms einschließlich Nierstein/Oppenheim sowie Teilen des Donnersbergkreises Stützpunkte der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung. Wie der Zweite Vorsitzende des Vereins, Dr. Friedel Rohr, berichtete, arbeiten in diesen Zentren speziell ausgebildete Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten Hand in Hand. Sie unterhalten einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst, kommen zu den Patienten nach Hause und setzen neben der klassischen Schulmedizin auch alternative Therapieformen wie Homöopathie, Mistel- oder Cannabistherapie ein. Voraussetzung für diese Leistungen ist eine Verordnung des Haus- oder eines Krankenhausarztes. 2018 begleiteten die Fachkräfte der SAPV-Stützpunkte in Rheinhessen 692 Patienten durchschnittlich 28 Tage lang bis zu ihrem Tod.
Sterbende benötigen aber nicht nur medizinische Versorgung und Pflege. Am Ende wollen viele von ihnen nach der Erfahrung des Palliativmediziners Dr. Christoph Kern auf ihr Leben zurückschauen und überlegen, was sie ihren Angehörigen Bleibendes hinterlassen können. Außerdem ängstige sie die Frage, was nach dem Tod auf sie zukomme. „Man braucht dann jemanden, der sich Zeit nimmt und zuhört“, erklärte Dr. Kern.
Für solche Gespräche stehen die Mitglieder des Hospizvereins „Dasein“ bereit, der vor 20 Jahren in Alzey gegründet wurde. „Damals wurden Sterbende im Krankenhaus noch häufig in einen separaten Raum geschoben und sich selbst überlassen“, erklärte die Vereinsvorsitzende Katharina Nuß. „Das wollten wir ändern. Wir kommen überall dahin, wo Menschen sterben, nach Hause, ins Krankenhaus und ins Hospiz.“ Die ehrenamtlichen Sterbebegleiter schenkten den Todkranken Zeit, hielten Klagen über das Leid und den nahen Tod, aber auch die häufig vorhandene Sprachlosigkeit aus. Darüber hinaus helfen sie den Angehörigen, mit ihrer Trauer fertig zu werden.
In einer Zeit, in der Menschen immer älter werden, Familien aufgrund ihrer eigenen Belastung überfordert sind oder weit voneinander entfernt leben, sind Hospize eine gute Alternative. Allerdings sind die Wartezeiten dort für manchen Sterbenden zu lang. Der Verein Rheinhessen Hospiz baut deshalb in Eppelsheim eine weitere Einrichtung dieser Art. Dort sollen nach den Worten des Vorstandsmitglieds Richard Grünewald voraussichtlich in zwei Jahren zwölf „Gäste“ die Möglichkeit haben, liebevoll betreut und in Würde ihre letzten Tage zu verbringen. Die Kosten der Pflege übernimmt zu 95 Prozent die Krankenkasse, fünf Prozent muss der Verein selbst aufbringen. In eines der Gebäude wird der Palliativ-Stützpunkt Rheinhessen-Pfalz einziehen.
Dass das Thema „Sterben in Würde“ auch in der Vorweihnachtszeit auf reges Interesse stößt, zeigte die große Besucheranzahl der Nachtvorlesung. Das wird bei der nächsten Veranstaltung am 19. Februar wahrscheinlich nicht anders sein. Dann geht es nämlich um Demenz.