Eiswein krönt bei einigen Winzern rund um Alzey Jahrgang 2018

Mit 17 Mann holte das Weingut Ute und Gunter Weinmann in Wörrstadt am frühen Dienstagmorgen Spätburgundertrauben für Eiswein ein. Foto: Ute Weinmann
ALZEY - Beim Jahrgang 2018 war das Glück den Winzern hold. Lange gab es keine so große Ernte mehr und das Lesegut war angesichts der Trockenheit gesund wie selten. Dass nun manche Betriebe die Lese mit einem Eiswein krönen können, hatte kaum noch jemand geglaubt. Aber die vergangenen beiden Frostnächte bescherten auch im Alzeyer Raum manchem Winzer das Glück der edelsüßen Spezialität, etwa in Udenheim, Biebelnheim, Wörrstadt und Framersheim.
Total glücklich hörte sich gestern Abend Ute Weinmann vom Weingut Gunter und Ute Weinmann in Wörrstadt an. „Das ist für uns schon ein toller Tag, wir haben nicht damit gerechnet, dass es noch klappt“, sagt sie. Sie hätten so lange mit einer Spätburgunder-Parzelle darauf hingearbeitet. „Wir haben im Sommer die Blätter in der Traubenzone entfernt, damit die Trauben lange gesund bleiben. Und als wir im September/Oktober entschieden hatten, dass das unser Eiswein werden soll, haben wir weiter daran gearbeitet, dass alles klappt.“ Dazu gehörte auch, die Reben einzunetzen, um sie vor den Staren zu schützen, die so gerne auf der Hochspannungsleitung neben dem Haus beim Weinberg lauerten. „Es war ja schon in den zwei Nächten vorher kalt, aber wir haben noch eine Nacht gewartet, weil uns die Qualität sehr am Herzen lag“, sagt Weinmann. In der Nacht auf Dienstag sei es dann definitiv kalt genug gewesen für einen guten Eiswein. In den ganz frühen Morgenstunden wurden 17 Familienmitglieder, ehemalige Auszubildende und Freunde zusammengetrommelt, die zwischen sechs und 7.45 Uhr Trauben für rund tausend Liter Eiswein lasen. Die tiefste Temperatur lag zu dieser Zeit bei minus 10 bis 10,2 Grad. „Es ist wirklich die Krönung dieses ganz besonderen Jahres“, sagt Weinmann. 160 Grad Oechsle waren es nach der Messung des Winzers, die Bestätigung durch das Labor fehle aber noch. „Einen Eiswein aus roten Trauben haben wir noch nie gemacht. Aber wir hatten schon länger nichts Edelsüßes mehr und haben gezielt darauf hingearbeitet“, so Weinmann, deren Betrieb bereits Anfang November Riesling Beerenauslese eingeholt hatte.
Im Vergleich zum vergangenen Jahr war die Risikobereitschaft der Winzer insgesamt viel höher, einen Teil ihrer Trauben für die Eisweinlese hängenzulassen, heißt es bei der Landwirtschaftskammer. Im gesamten Anbaugebiet Rheinhessen wurden 363,5 Hektar für Eiswein angemeldet, 2017 waren es gerade mal 15,5 Hektar. Aber ohne Anmeldung darf seit einigen Jahren kein Eiswein mehr gelesen beziehungsweise vermarktet werden.
In Udenheim, wo der Eiswein eine besonders große Tradition hat, da der Ort quasi als „Kältepol Rheinhessens“ gilt, sind am frühen Dienstagmorgen bei Dunkelheit auch diverse Lesemaschinen gesichtet worden. „Wir sind froh, dass wir die Lese jetzt zu einem weitgehend guten Ende gebracht haben“, hieß es gestern beispielsweise im Weingut Fauth. Während am Montag nur eine kleine Partie eingeholt werden konnte – „das Zeitfenster war sehr klein“ –, waren die Bedingungen am Dienstagvormittag optimal. „Wir haben Riesling, Silvaner und Cabernet Blanc gelesen mit Mostgewichten zwischen 148 bis 160 Oechsle“, sagt Betriebsinhaber Rudolf Fauth.
Schon einen Tag vorher hatte das Weingut Dr. Hinkel in Framersheim seinen Eiswein heimgebracht. „Wir hatten schon gar nicht mehr damit gerechnet, es waren sehr viele Trauben runtergefallen“, sagt Hedda Hinkel. Aber als es dann ausgerechnet am Montag, als Blutmond war, so kalt wurde, entschied sich die Winzerfamilie doch zur Lese. „Es waren minus 9,5 Grad, es hing nicht mehr viel, aber zum Schluss hatten wir 150 Liter Riesling geerntet und wir sind superglücklich“, so Hedda Hinkel. Ob er auch ein besonderes Etikett angesichts des Blutmonds bekommt, darüber denke sie noch gar nicht nach. „Nun muss er erst einmal ausgebaut werden.“