Alzeyer Tafel zieht erste Bilanz nach Wiedereröffnung
Der Neustart ist gelungen, doch alte Probleme der Alzeyer Tafel zeigen sich in der Ausnahmesituation umso deutlicher. Kurzfristig lösen lassen sie sich aber wohl kaum
Von David Kost
Volontär
Die Tafel hat wieder geöffnet.Volker Jakob (v.l.), Elke Kiefer und Dagmar Hoch-Kraft sortieren Lebensmittel.
(Foto: BK/Axel Schmitz)
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ALZEY - Es läuft noch nicht alles rund. Aber lieber Sand im Getriebe, als ein Getriebe, das still steht – da waren sich alle Beteiligten einig. „Die Zeit, in der die Alzeyer Tafel geschlossen hatte, war wichtig und unser Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Aber es ist gut, dass es jetzt wieder weitergeht“, zog Tafelleiter Gerd Koenen bei einem Gespräch von Vertretern und Trägern des Vereins mit dem Landrat Heiko Sippel eine erste Bilanz. Seit Pfingsten versorgt die Tafel Bedürftige wieder mit Lebensmitteln (diese Zeitung berichtete). Auch Sippel zeigte sich „froh und dankbar, dass die Pforten der Tafel wieder offen stehen“.
Auch wenn die erste Bilanz der Verantwortlichen nach dem Neustart positiv ausfällt und das neue System mit kontaktloser Übergabe im Freien zu funktionieren scheint, sind die Schwierigkeiten, mit denen die Tafel kämpft, deutlich.
An vorderster Stelle: das alte Thema mit den neuen Räumen. „Das Gebäude hier in der Friedrichstraße hat Mängel, da kommen wir normalerweise mit zurecht“, sagte Koenen. „Doch in Corona-Zeiten zeigen sich die Schwächen besonders deutlich.“ Kleine Räume, enge Gänge – es herrscht Platzmangel in der Friedrichstraße. Eine provisorische Lösung wird es aber nicht geben. Ein Umzug sei in der aktuellen Situation nicht zu machen. Zudem müsse auch eine vorübergehende Bleibe gewisse Voraussetzungen erfüllen mit Blick auf Ausstattung und Hygienevorgaben. Also geht die Suche weiter, ebenso wie die Ausgabe der Lebensmittel unter erschwerten Bedingungen. Doch gerade die bekommen einige Helfer deutlich zu spüren. Stefan Brux, Diakon in der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph und damit Vertreter von einem der Träger der Tafel, warnt: „Einige der Mitarbeiter sind nah an der Belastungsgrenze.“ Eine kurzfristig Lösung ist aber auch hier nicht in Sicht. Denn neue Helfer einzuarbeiten, sei angesichts der begrenzten Kapazitäten aktuell nicht möglich. Zudem falle viel Arbeit im Büro an, wo etwa von Dienstag bis Donnerstag, jeweils nachmittags, neue Berechtigungsmachweise ausgegeben werden. Jedoch seien hier auch oft Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu tragen – das könne nicht kurzfristig ein neuer Mitarbeiter erledigen, so Brux.
Thema bei dem Gespräch war auch das Engagement des DRK-Kreisverbandes Alzey in den vergangenen Wochen. Das DRK hatte hunderte Haushalte im Landkreis mit Lebensmittelpaketen versorgt, während die Tafeln geschlossen hatten. Bei allem Lob für die Aktion gab es bei den Trägern aber auch eine gewisse Irritation über das Ausmaß der Hilfe. So seien dort wesentlich mehr Menschen unterstützt worden, als durch die Alzeyer Tafel und zudem „plötzlich Dinge möglich gewesen, die normalerweise nicht gehen“, wie Joachim Schuh, evangelischer Pfarrer in Alzey und ebenfalls Träger-Vertreter, sagte.
Das sei vor allem der konkreten Situation geschuldet gewesen, reagierte Sippel. „So etwas funktioniert nur temporär und die Ressourcen sind nicht dauerhaft verfügbar.“ Hier habe man profitiert von der hohen Spendenbereitschaft und freien Personalkapazitäten.
Die Differenz zwischen der Zahl der Tafelkunden und der Personen, die von der DRK-Aktion profitierten, begründete Sippel damit, dass auch viele Personen aus dem Landkreis Lebensmittel geliefert bekommen hätten. Und: „Es sollten lieber ein paar mehr etwas bekommen, als dass jemand durchs Raster fällt“, sagte Sippel.