Alzeyer Tafel begeht zehnjähriges Bestehen mit Festgottesdienst
Von Roswitha Wünsche-Heiden
Dekanin Susanne Schmuck-Schätzel befragte VG-Bürgermeister Steffen Unger zum Thema Barmherzigkeit in ihrer Interview-Predigt. Foto: photoagenten/Axel Schmitz
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ALZEY - Am 4. Oktober 2007 war der erste Ausgabetag der Alzeyer Tafel. Nun fand zu ihrem zehnjährigen Bestehen in der Nikolaikirche ein ungewöhnlicher, langer ökumenischer Festgottesdienst mit anschließendem Empfang statt. Das Fest in dieser Form zu begehen, erwies sich als sinnvoll, weil der Verein zur Ausgabe von Lebensmitteln an Menschen in schwierigen Lebenslagen sein Bestehen, wie ein großes Transparent hinter dem Altar wissen ließ, einer Initiative der Alzeyer Kirchen verdankt.
100 Helfer 350 Stunden in der Woche aktiv
„Wir können mit dem Erreichten zufrieden sein“, meinte der Vorstandvorsitzende Stefan Brux von der Katholischen Kirchengemeinde Alzey und nannte als Beleg etwa die beeindruckenden Zahlen von 2800 Bedarfsgemeinschaften, die man in der vergangenen Zeit mit 1300 Tonnen Lebensmitteln versorgt habe. Auch bedankte er sich bei den etwa 100 ehrenamtlichen Helfern, die in rund 350 Wochenstunden an fünf Wochentagen arbeiteten, allen Geldspendern sowie den etwa 20 Märkten und Händlern, die immer für Nachschub an einwandfreien, aber unverkäuflichen Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs sorgten.
Musikalisch stellte Pastoralreferent Harald Reinfelder von der Katholischen Kirchengemeinde Nieder-Olm den emotionalen Bezug zu den Bedürftigen her, die bei der Feierlichkeit nicht präsent waren. Er sang von „schweren Zeiten“ und von dem müden und einsamen alten Mann, der in den Straßen der Stadt unterwegs ist, und begleitete die Gemeindelieder auf der Gitarre.
Das Evangelium, die Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium, lasen Sigrid Kormannshaus (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde) und Frieder Wiener (Evangelische Stadtmission). Für die zentralen Begriffe der anschließenden Predigt hatte die evangelische Dekanin Susanne Schmuck-Schätzel die besondere Form eines Interviews gewählt. So äußerte sich Bürgermeister Christoph Burkhard zum Thema „Gerechtigkeit“. Er bedauerte, dass es Tafeln überhaupt geben müsse. Die Herstellung gerechter Verhältnisse in der Gesellschaft sei ein lange währender Prozess, an dem die Politik permanent weiterarbeiten müsse. „Können Sie sich eine Welt ohne Barmherzigkeit vorstellen?“, fragte die Dekanin Steffen Unger, den Bürgermeister der VG Alzey Land. Dieser erläuterte an Begriffen wie sozialem Engagement, Nächstenliebe, Verzeihen und zweite Chance geben, dass Barmherzigkeit weit über eine mit Steuergeldern zu finanzierende Unterstützung hinausgehe. Landrat Ernst Walter Görisch, der sich dazu äußern sollte, was zum Frieden beitrage, ging vorrangig auf den sozialen Frieden ein. Für den gelte es Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer ein friedliches Zusammenleben möglich sei.
Bezaubernde Botschaften eines Illusionisten
Zur Freude der Gottesdienstbesucher hatte man den Illusionisten Matthias Drechsel eingeladen, der seine spannenden Zaubereien christlich interpretierte und etwa einen Puzzletrick in der Aussage münden ließ, dass eine Entscheidung für ein ehrenamtliches Engagement nicht den persönlichen Rahmen sprengen müsse. Schließlich leitete der katholische Dekanatsreferent noch zum individuellen Dialog mit Gott an, ehe man gemeinsam mit einem Lied um Gottes Segen bat.