Alzey: Rockergruppe „Rules Five“ geben Standort am Kronenplatz auf
Von Meike Hickmann
Volontärin
Die Treffen im Clubheim galten als ruhig, für kriminelle Vorfälle waren sie nicht bekannt. Foto: photoagenten/Axel Schmitz
( Foto: photoagenten/Axel Schmitz)
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ALZEY - ALZEY. Ob in einer Bar oder auf der Straße, eine mit Lederjacken bestückte Gruppe lässt Straßenseite und Tresen wechseln. Und das schneller, als die Aufschrift „Rules Five“ auf den Jacken gelesen ist. Sie waren als Letzte übrig vom Club: Das Alzeyer Charter hat nun über Facebook sein Ende verkündet. „Wir müssen euch bedauerlicherweise mitteilen, das nach der Auflösung des Muttercharter Hessens (...) wir selbst keinen Sinn mehr sehen, weiter zu machen“, heißt es in der Meldung. Damit verschwindet nach Bandidos und Hells Angels ein weiterer Rockerclub aus der Stadt – lediglich die als ruhig geltende Gruppe „Gremium“ ist noch ansässig.
Auch die Polizei zeigte sich überrascht von der Nachricht. „Warum es dazu kam, können wir nicht sagen und wollen auch nicht spekulieren“, sagte ein Kripomitarbeiter. Die Rules Five weihten ihr Clubheim am Kronenplatz 2012 ein, damals sorgenvoll beäugt – auch von der AZ. Doch schon die Eröffnung verlief unproblematisch, wenn auch mit großer Polizeipräsenz. Die AZ beschrieb es damals als „Grillparty“. Sie seien „eine ganz normale Rockergruppe“ gewesen, bestätigt auch der Beamte. Normalität heißt in diesem Fall: kein Supporterclub eines größeren Clubs, keine politische Rolle, wenige öffentliche Auftritte, ansonsten Treffen im Clubheim.
Die Rules Five galten als unauffällig und redebereit
Die Rules Five seien sogar „sehr kooperativ“ gewesen. „Wenn es Redebedarf gab, war immer jemand zur Kommunikation bereit – das ist nicht immer so bei Rockerclubs“, sagte der Beamte. Im Gegenteil, viele verweigerten jedes Gespräch mit der Polizei. So habe über Lärm, Kontrollen und Verkehrsproblematiken bei Ausflügen in die Stadt gesprochen werden können. „Natürlich fühlt man sich nicht wohl, wenn 15 Leute mit diesen beschrifteten Jacken in eine Bar kommen – aber es gab keine nennenswerten Probleme.“ Der bedrohlichen Wirkung und teils martialischen Aufmachung zum Trotz seien sie wenig aggressiv gewesen. Besonders mit dem Anführer sei die Polizei gut klargekommen.
ROCKERGRUPPEN IN ALZEY
Von Juni 2011 bis Dezember 2014 hatten die Bandidos ein Charter in der Wormser Straße.
Vor der Eröffnung wurde die Frontscheibe des ehemaligen Ladenlokals zertrümmert und eine Flasche mit einer stinkenden Substanz hineingeworfen.
Im Juni 2012 fielen sechs Schüsse auf dassselbe Fenster. 2013 beschlagnahmte die Polizei bei einer Durchsuchung Waffen.
Eine Großrazzia 2014 beendete die Aktivität der Bandidos.
Anfang 2016 zogen die Hells Angels in Albig ein, im Sommer 2017 aber wieder aus.
Die Rules Five weihten ihr Clubheim im Juni 2012 ein, ab 2011 waren sie in der Stadt aktiv.
Nachdem sie gestern ihr Ende verkündeten, ist nur noch Gremium in Alzey ansässig.
Anders als die zum Beispiel von 2011 bis 2014 in Alzey ansässigen Bandidos: Schon zur Eröffnung wurde das Clubheim der Hells-Angels-Erzfeinde angegriffen, gut ein Jahr später kam es zu einer Schießerei. Um einen weiteren Konflikt zu verhindern, durchsuchte die Polizei 2013 den Club und beschlagnahmte Schusswaffen, Messer und Schlagstöcke. Nach einer Großrazzia 2014 wurde das Charter in der Wormser Straße geschlossen.
Als 2016 die Hells Angels in Albig einzogen, waren Rocker erneut Thema in der Stadt. Doch bis sie im Sommer dieses Jahres wieder auszogen, war das Betragen der Rocker mehr engelsgleich als höllisch – in Albig blieben sie eher unauffällig und traten selten in Erscheinung.
Rockergruppen verlieren allgemein an Bedeutung, befindet die Polizei. „Insignientrageverbote, Vereinsverbote und Kontrollen erhöhen den Druck und das mindert einfach den Spaß daran“, vermutet der Kripomitarbeiter.
Auch die „Rules Five“ waren in den vergangenen Jahren immer weniger in die Öffentlichkeit getreten, die Feiern mit herangeschleppten Biertischgarnituren waren seltener – ihre Lederjackengruppen, ein Bild der Vergangenheit.