250 Teilnehmer demonstrieren in Alzey gegen Rechts
Von Stefanie Widmann
Mitarbeiterin Lokalredaktion Alzey
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ALZEY - „Wir sagen Nein. Wir sind gegen Menschenverachtung, gegen Rassismus, gegen Hetze, gegen Hass. Das hat hier in Alzey keinen Platz.“ Gleich zu Beginn der Demonstration auf dem Roßmarkt brachte Bürgermeister Christoph Burkhard auf den Punkt, was später alle Redner in der einen oder anderen Form ausführten. Als Beweis zitierte Burkhard auch die Ergebnisse vergangener Wahlen. Bei der Landtagswahl 2016 hätten es die NPD auf 0,5 Prozent und die Republikaner in Alzey auf 0,1 Prozent geschafft. „Das muss eine Demokratie aushalten, aber es ist wichtig, dass wir hier sind und den Rechten klar machen: Wir wollen Euch nicht!“
Bis zu 250 Teilnehmer auf dem Roßmarkt
Bis zu 250 Menschen fanden sich am Samstag zeitweise auf dem Roßmarkt ein. Sie folgten einem Aufruf des Bündnisses „Alzey gegen Rechts. Bunt statt braun“, das zu einer Gegendemonstration aufgerufen hatte, nachdem bekannt geworden war, dass „Die Rechte Südwest“ für diesen Tag zur Kundgebung nach Alzey kommen wollte. Ulrich Feuerbach vom DGB Alzey-Worms moderierte die Veranstaltung auf dem Roßmarkt, bei der auch die Landesfamilienministerin Anne Spiegel vorbeischaute, die sich in Alzey zeitgleich mit DGB-Vertreterinnen getroffen hatte. „Ich bin dankbar, dass wir spontan den Zeitplan etwas verschoben haben, um hier Flagge gegen Rechts zu zeigen“, so Spiegel. Dies sei wichtig in einer Zeit, in der sich der Rechtspopulismus in Europa ausbreite. „Den Kopf in den Sand stecken, ist keine Option“, so die grüne Ministerin. „Viele sind entsetzt, dass wieder diese Braunen durch die Straßen marschieren, als hätten wir nichts aus der Geschichte gelernt“, beklagte Hans-Georg Orthlauf-Blooss von der katholischen Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge Rheinhessen und rief dazu auf, den Anfängen zu wehren und nach Wegen zu einer gerechten und solidarischen Gesellschaft zu suchen.
„Wir müssen deutlich machen, dass wir eine Stadt, ein Land sind, in dem Faschisten keinen Platz haben“, betonte auch Alexander Ulrich, Bundestagsmitglied der Linken aus Kaiserslautern, und erfreute sich ausdrücklich an der Vielfalt der beteiligten Parteien und Vereinigungen. Die Rechten, die da nach Alzey kämen, gehörten zur „übelsten Sorte“, seiner Meinung nach müssten solche Parteien verboten werden. „Haut ab, keiner braucht Euch!“, so Ulrich. Feuerbach sprach von „rechten Rattenfängern, die da in Alzey sprechen sollten, und verwies darauf, was man aus der Geschichte wisse, wohin das unter Hitler geführt habe. „Faschismus ist ein Verbrechen.“ Kemal Gülcehre vom Beirat für Immigration und Integration Alzey-Worms mahnte, hier gehe es „um die Zukunft unserer Demokratie und unseres friedlichen Zusammenlebens“. Eine bessere Staatsform als die Demokratie gebe es nicht, es gelte, sie zu schützen. Michael Kohn (Verdi/RFK) machte deutlich, dass in der Rheinhessen-Fachklinik, wo er arbeite, ohne Kollegen mit Migrationshintergrund gar nichts laufen würde. „Die Klinik würde zusammenbrachen, wir brauchen Zuwanderung.“ Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Anklam-Trapp verwies auf die Tradition der Völkermühle Rheinhessen, sich für Toleranz gegenüber Migranten einzusetzen.
MIT DABEI
Das Bündnis „Alzey gegen Rechts. Bunt statt braun“ hatte zur Demonstration aufgerufen.
Folgende Regionalverbände haben sich angeschlossen: Deutscher Gewerkschaftsbund, IG Metall, SPD, Jusos, die Linke, solid Alzey, Die Grünen, Amnesty International, CDU, Junge Union, CDA, Alevitische Gemeinde, Die Moschee, Katholische Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorger, Katholisches Dekanat, Beirat für Immigration und Integration.
Auf dem Stadthallenplatz fanden sich wenig später 23 Rechte zur Kundgebung ein, während die Antifa mit einem Vielfachen an Anhängern hinter den Absperrungen dagegen hielt. Rund 100 Polizisten sorgten für die Sicherheit.