Theater trifft Digitalwelt: Neues Festival in Darmstadt

Kunst hat viele Farben: Das Logo des ersten PAD-Festivals in Darmstadt. Foto: Akademie der Darstellenden Künste
© Akademie der Darstellenden Künste

Schauspiel und Oper, Musik und Dichtung treffen auf digitale Künste: Ende September hat das neue Festival „Performing Arts Digital“ in Darmstadt Premiere.

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DARMSTADT. (job). Als wegen der Corona-Vorsicht die öffentliche Kultur pausieren musste, entdeckten Theater die digitalen Kanäle. Sie wurden vor allem als Speicher-, Online- und Kommunikationsmedium genutzt, um mit dem Publikum in Kontakt zu bleiben. Doch die Verbindung darstellender und digitaler Künste bietet größere inhaltliche und ästhetische Chancen: Sie sollen beim Festival „PAD 01“ erkundet werden, das am 30. September in Darmstadt beginnt und bis 4. Oktober dauert. Mit Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt-Rhein/Main entwickelt die Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim ein umfangreiches Programm, das teilweise online, aber an verschiedenen Orten der Stadt auch live erlebbar sein wird, verspricht die Akademie. Noch lässt die Internetseite www.performingarts.digital nur Umrisse erkennen; in den kommenden Wochen sollen auf ihnen die teilnehmenden Künstler und ihre Projekte veröffentlicht werden; die Seite soll zu einer „interaktiven Bühne“ heranwachsen und die künstlerischen Arbeiten aus den Sparten Theater, Oper, akustische Kunst und Film in Verbindung mit innovativen Technologien vorstellen, heißt es in einer Mitteilung der Akademie, die „hochkarätige Projekte nationaler und internationaler“ Künstlerinnen und Künstler verspricht. Ihre Beiträge, schreibt die Akademie, experimentieren mit Formaten, die neue Erzählweisen etablieren und die Rolle des Zuschauers neu ausrichten. Sie widmen sich aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen und führen den Zuschauer unmittelbar hinein in die digital erweiterte Kunst der Gegenwart. Es sind Erfahrungen entlang der Grenze zwischen Realität und virtuellem Raum. Das Publikum werde vom Beobachter zum Akteur und zu einem Teil der Inszenierung.

Ein Festivalort wird die katholische Innenstadtkirche St. Ludwig sein. Dort inszeniert der Künstler Werner Cee seine Klanginstallation „When Weather was Wildlife“, der ein preisgekröntes SWR-Hörspiel zugrunde liegt und die Versuche des Menschen spiegelt, ins Wettergeschehen einzugreifen. Die Darmstädter Version bietet zusätzlich zu den Klängen ein Live-Konzert und die von Bettina Obrecht geschriebenen „Cloud Songs“, die von einem Puppenspieler interpretiert und mit dem Handy per QR-Code abgerufen werden können.

In der Centralstation wird das Ensemble „Cyberräuber“ in seinem Stück „Prometheus unbound“ künstlich erzeugte Töne, Bildwelten und Text auf reale Darsteller treffen: ein Experiment zwischen Künstlicher Intelligenz und echtem Theater. Ein Beitrag der Künstlerin Evelyn Hriberšek wird im „Earlstreet“ den Bogen vom antiken Eurydike-Mythos in die Gegenwart spannen. Das Gesamtkunstwerk mischt Kunstinstallation, Musiktheater und Computerspiel, bei dem der Zuschauer auf eine individuelle, interaktiv gesteuerte Reise eingeladen werden soll.