Neujahrs-Gala mit buntem Programm im Staatstheater Wiesbaden
Von Volker Milch
Redakteur Kultur/Politik/Wirtschaft Wiesbaden
Staatsorchester-Akademisten mit Roland Vanecek am Flügel eröffnen die Neujahrsgala. Foto: Team Brennweite/Michael Ehresmann
( Foto: Team Brennweite/Michael Ehresmann)
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WIESBADEN - Nein, diesmal gibt es keinen Eklat mit knallenden Türen wie im Neujahrskonzert des Staatsorchesters. Jedenfalls nicht im ersten von drei Durchgängen der sonntäglichen Neujahrsgala für die Freunde des Staatstheaters und Mitglieder der Theatergemeinde, zu der erstmals auch die Abonnenten eingeladen waren. Wenn der moderierende Intendant Uwe Eric Laufenberg, mit festlicher Fliege geschmückt, den Besuchern im Großen Haus erläutert, dass „wir Sie manchmal verstören müssen, weil das Leben so ist“, geht ein wissend amüsiertes Raunen durch die ausverkauften Reihen.
Staatsorchester-Akademisten eröffnen die Gala
Der Intendant blickt stolz auf 310 000 Besucher und eine etwa 87-prozentige Auslastung im Jahr 2017 zurück und kündigt für 2018 unter anderem „Altmeister“ wie den Regisseur und Bühnenbildner Achim Freyer (Händels „Jephtha“) an. Und stellt die jungen Akademisten des Staatsorchesters vor, die den bunten Morgen mit Roland Vanecek am Klavier eröffnet hatten. „Normalerweise ist Roland Vanecek an der Tuba unterwegs“, sagt Laufenberg, und diesen Normalzustand erweitert das Multitalent noch mit Stimmbandeinsatz.
Eine Mehrfachbegabung ist auch Chefdisponent Frank Bettinger, der als Pontius Pilatus („Jesus Christ Superstar“) beeindruckt. Für einen kabarettistischen Höhepunkt sorgt Thomas Kreimeyer, indem er anhand des Themas „Frühstücksei“ mit dem Publikum zutiefst emotionale Fragen diskutiert: „Was fühlen Sie, wenn das Ei fertig ist?“ Die Komik des Trios „Kunstgefixe“ (Tobias Lutze, Max Pulst und Paul Simon) erschließt sich hingegen weit weniger leicht, löst sich am Ende aber im heiteren Wohlgefallen am Auftritt des Jungen Staatsmusicals auf.
Der in Ton und Tanz so begabte Nachwuchs sorgt mit Szenen aus „Saturday Night Fever“ und „Jesus Christ Superstar“ für die dynamischsten Momente der Gala, in der Tom Gerber („Unterwerfung“) fürs Innehalten in der Schauspielsparte zuständig ist. Die Opernsparte ist mit Tamara Gura und Mirko Roschkowski vertreten: Der Tenor sorgt als Mr. X aus Kálmáns „Zirkusprinzessin“ mit Levi Hammer am Flügel für den charmanten Operettenschmelz, der von einer Neujahrsgala ja auch erwartet wird. Die reifere Jugend im Publikum hätte sich davon wohl noch mehr gewünscht.
Über die starke Präsenz des flotten, bunt illuminierten Staatsmusical-Kollektivs werden sich die Theaterfreunde aber auch gefreut haben. Der Vorsitzende Helmut Nehrbaß wünscht den Besuchern nicht nur „beglückende“ Theaterstunden im neuen Jahr, sondern erzählt auch aus der Geschichte des 1931 gegründeten Vereins, dessen 1300 Mitglieder das Theater in „Schwerpunktbereichen“ wie eben Staatsmusical oder Liederabenden unterstützt. „Das Theater sollte nicht nur leichte Kost bieten“, betont Nehrbaß und hebt das Auftragswerk „Schönerland“ und den „Ring“-Zyklus als besondere Leistungen der rund 600 Theater-Beschäftigten im Jahr 2017 hervor. Dass auch die leichte Kost handwerklich sehr anspruchsvoll sein kann, zeigt das Percussion-Quartett Edzard Locher, Theresia Seifert, Martin Lorenz und Lukas Heckmann.