Neue Bühne Darmstadt öffnet wieder

Vom Wort zur Männerfreundschaft: Rainer Poser (links) und Axel Raether proben „The King’s Speech“. Archivfoto: Andreas Kelm
© Archivfoto: Andreas Kelm

Seit März musste das „Theater für die Sinne“ pausieren, jetzt holt die Neue Bühne in Arheilgen ihre abgesagte Premiere nach: Ab 30. Mai ist „The Kings’s Speech“ zu sehen.

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DARMSTADT. „Theater für die Sinne“ verspricht die Neue Bühne Darmstadt ihrem seit vielen Jahren treuen Stammpublikum. Dazu gehört auch die Nähe: Im Arheilger Theater sitzen die Zuschauer dicht an der Spielfläche, vor den Vorstellungen und in der Pause wird eine ambitionierte Verpflegung geboten, und zwar von den Schauspielern selbst, die ihre Figuren kellnern lassen. Bei der nächsten Premiere ist es also durchaus möglich, sich von einem angehenden König ein Bier bringen zu lassen. „The King’s Speech“ erzählt die Geschichte von Prinz Albert: Der Sohn des britischen Königs Georg V. leidet an einer Sprechstörung, entsprechend verhasst sind ihm öffentliche Auftritte. Als sein Bruder abdankt und er sich anschickt, König zu werden, entdeckt seine Frau die Kleinanzeige des Sprachtherapeuten Lionel Logue – und zwischen dem Mitglied des Königshauses und dem eigenwilligen Lehrer entwickelt sich eine besondere Art der Freundschaft. Vor zehn Jahren begeisterte sie das Kinopublikum, in Darmstadt spielt Axel Raether den Prinzen, der von Rainer Poser als Lionel Logue trainiert wird.

Eigentlich sollte die Premiere Mitte März gefeiert werden. Aber schon in den letzten Probentagen war klar, dass die gebotene Corona-Vorsicht zur Absage zwingen würde. Geprobt wurde trotzdem, und danach gab es regelmäßige Proben, um Renate Renkens Inszenierung frisch zu halten. „Der Text eröffnet viele Freiheiten und Möglichkeiten“, lobt Raether, der bei der Vorbereitung auf viele historische Film- und Tondokumente zurückgreifen konnte – und der auch mal selbst stotternd ein Brötchen kaufte, damit er weiß, wie sich das anfühlt. Die Kunst ist ja nicht, möglichst perfekt zu stottern, sondern das Innenleben des stotternden Royal erfahrbar zu machen.

Wegen der aktuellen Abstandsregeln können viel weniger Plätze vergeben werden als sonst – bis zu 70 Besucher wären möglich, die Neue Bühne plant zunächst mit 50. Das hat auch Auswirkungen auf den Sommerspielplan: Damit möglichst viele Menschen „The King’s Speech“ erleben können, wird das Stück den ganzen Sommer über gespielt. Eigentlich wäre eine andere besondere Freundschaft an der Reihe gewesen – aber „Harold and Maude“, als Sommerstück 2020 geplant, wird verschoben.