Komödie "Abschiedsdinner" im Wiesbadener Bergkirchenviertel von den Autoren Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière ist ein großer Spaß
Von Ingeborg Toth
Eine Szene aus der Komödie "Abschiedsd inner" in den Kammerspielen, bei der es um den Wert der Freundschaft geht. Foto: Christof Mattes
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WIESBADEN - Die Idee dieser sehr französischen Komödie ist rasch erzählt: Ein junges Paar, zwei Kinder und offenbar wohlhabend und viel beschäftigt, macht sich eines Tages klar, dass Freundschaften eine zeitraubende Sache sind. Jedenfalls dann, wenn man sie pflegen möchte.
Das Tischtuch soll zerschnitten werden
Die beiden, Pierre und Clotilde, gehen die Liste derer durch, die man eigentlich abservieren könnte. Ganz wörtlich gemeint: Aufgetischt wird ein Abschiedsdinner, von dem die alten Freunde nicht wissen sollen, dass es eines ist. Danach soll das Tischtuch für immer zerschnitten werden. Diese zeitoptimierende Maßnahme trifft als Erste Bea und Antoine. Bea bekommt das Publikum in den bis auf den letzten Platz besetzten Kammerspielen im Bergkirchengebiet gar nicht zu sehen. Antoine kommt allein zum "Abschiedsdinner".
So wollen es die beiden Autoren Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière (beide Jahrgang 1971), denen eine Komödie gelingt, in der Menschen bewusster leben wollen und dabei schmerzlich den Wert der Freundschaft opfern.
Das geht jedenfalls Pierre so - großartig gespielt von Thomas Zimmer, der wunderbar albern sein kann und weiß, dass solche Komödien nicht von beruhigenden Harmonien leben. Aber von Wortwitz und schnellen Dialogen - beides scheint ihm gleichsam zuzufliegen. Svenja K. Assmann als Clotilde, seine Frau, ist als Figur etwas klischeehafter angelegt. Sie ahnt letztlich trotz weiblicher Intuition nicht, dass doch alles ganz anders läuft zwischen den alten Freunden. Aber das muss letztlich auch so sein, sonst käme der überraschende Schluss nicht zustande.
Benjamin Muth ist köstlich in der Rolle des Antoine, der offenbar Erfahrung hat mit der professionell unterstützten Suche nach Glück. Als ihm klar wird, was bei dieser Einladung abläuft, schlägt er seinem Freund einen Rollenwechsel vor. Aber statt einfach den Versuch zu unternehmen, sich in den anderen hineinzudenken, besteht Antoine darauf, auch die Kleider zu tauschen. Zwei männliche Striptease-Nummern auf offener Bühne - ein herrlicher Spaß für das Publikum.
Dank der klugen Regie von Jan Käfer läuft das Stück auch nicht Gefahr, als Klamotte zu enden. Das gilt auch für die Szene, in der die beiden Männer in Abwesenheit von Clotilde einander ihre Liebe gestehen. Nein, auch hier bedient sich der Regisseur nicht aus dem Fundus althergebrachter, zur Genüge bekannter Plots. Beim Bühnenbild beschränkt man sich auf die denkbar einfachste Dekoration: Auf der Bühne steht ein Podest. Es ist mit einem Teppich überzogen und lässt sich für alles und jedes verwenden.
Das eineinhalbstündige Stück "Das Abschiedsdinner" besitzt weder dramaturgische Schwächen noch weist es handwerkliche Mängel auf - er ist rundherum ein Spaß für ein Publikum mit gehobenen Ansprüchen. Man sollte es gesehen haben: Sind doch französische Stücke in den Privattheatern auf dem Vormarsch, sie haben die lange Zeit herrschenden Briten fast verdrängt. Die Komödie wäre zum Beispiel an Silvester genau richtig. Aber die nächsten Vorstellungen sind für den 15., 22., 23. und 29. Dezember geplant.