Ballett „Winterreise“ kommt ins Darmstädter Staatstheater
Tim Plegge hat den Liederzyklus „Winterreise“ choreografisch gestaltet. Schuberts Wandersmann kommt hier in ein Hotel. Nach der Uraufführung im Staatstheater Wiesbaden kommt die Produktion des Hessischen Staatsballetts ab dem 11. November nach Darmstadt.
Von Stefan Benz
Kulturredaktion Darmstadt
Ramon John tanzt den Wanderer im Ballett „Winterreise", das ab 11. November in Darmstadt zu sehen ist. Foto: Regina Brocke
( Foto: Regina Brocke)
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DARMSTADT - Der rastlose Wanderer aus Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ (1827) findet für einen Theaterabend Unterkunft im Grand Hotel. Sebastian Hannak hat für Tim Plegges Tanzstück ein mondänes Foyer wie aus den Zwanzigern gebaut, in dem ein koboldhafter Page den Wanderer begrüßt. Oder sollte man von einer Wandergruppe sprechen? Denn bei dieser Produktion des Hessischen Staatsballetts, die Anfang Oktober in Wiesbaden uraufgeführt wurde und nun nach Darmstadt kommt, gibt es neben einem Tänzer, der den Wandersmann verkörpert, auch einen Tenor, der ihm die Stimme leiht.
Mit den Füßen im Foyer, mit dem Kopf in der Natur
Daneben choreografiert Ballettdirektor Tim Plegge Gemütszustände wie Wahnsinn und Zögerlichkeit, Kälte und Rastlosigkeit, Rebellion und Unschuld. Plegge, der bislang die großen Handlungsballette wie „Aschenputtel“ und „Kaspar Hauser“ gestaltete, zeigt hier nun eher eine Revue der Stimmungen und bindet den Sänger choreografisch ins Geschehen ein. Dabei ist der Tanz bisweilen aufwendiges Ornament für ein musikalisches Nachtstück, denn Hans Zenders Interpretation von Schuberts „Winterreise“ wirkt wie die Vivisektion der romantischen Seele: Das knirscht, klappert und heult. Zwar singt der Wanderer im Grand Hotel, aber wie man aus dem Orchestergraben hören kann, ist er im Geiste wohl noch in einer eisigen Wolfsschlucht.
Am Samstag, 11. November, steht nun die erste einer Reihe von Aufführungen des Staatsballetts in Darmstadt. David Zimmer, den das Publikum noch aus der Oper „South Pole“ kennen mag, bestreitet die Vorstellungen am 11. und 24. November. Simon Bode, der sich in Wiesbaden auch physisch eindrucksvoll neben den Tänzern behauptete, tritt am 17. November auf. Wie bei der Premiere ist der langgliedrige Ramon Jones der Wanderer. Sechs von zehn Tanzrollen werden in Darmstadt neu besetzt.