DARMSTADT - Ein Prinzip der „Guten Stube“, der monatlichen Musikreihe im Darmstädter Hoffart-Theater, ist es, dass Bands dort nur einmal auftreten dürfen: Die Veranstalter Alexandra Welsch und Torsten Jahr wollen eine möglichst große musikalische Bandbreite anbieten. Gerne organisieren sie aber für befreundete Künstler bei weiteren Deutschlandtouren gelegentlich zusätzliche Auftritte in Darmstadt.
So kam in Zusammenarbeit mit der Initiative „Wohnzimmer Riegerplatz“ das Open-Air-Doppel am Riegerplatz zustande, das zwei Interpreten am Dienstag erneut zusammen auf die Bühne brachte. Der Frankfurter Songwriter Bernhard Karakoulakis alias „Boo Hoo“ trat schon gemeinsam mit der bissigen kanadischen Antifolk-Formation „The Burning Hell“ im Ausland auf, zusammen nahm man auch tags zuvor bereits in Darmstadt eine Split-Single in Lolo Blümlers „Ironbar“-Studio auf.
„Boo Hoo“ interpretierte neben aktuellem Material melancholische Songs aus dem Album „Afghan Hounds“ von 2010. Neben dem Titeltrack über Beziehungskonflikte kamen dabei metaphernreiche Kompositionen wie das beschwingte „Autumn, Winter, Spring“ und „A Woody Allen Song“ zu Gehör.
Mit dem Instrumentalstück „Race to Revival Beach“, das nahtlos in das ältere Stück „Wallflowers“ überging, startete „The Burning Hell“ ihren mitreißenden Set. Zum Trio geschrumpft, wird Gitarrist Mathias Kom aktuell von Ariel Sharratt an der Bassklarinette und Darren Browne an der Bouzouiki unterstützt. Das autobiografische „My Name Is Mathias“ titelte der bissige Songautor in „My Name Is Matze“ um. Klezmer-Anklänge fanden sich ebenfalls in „Realists“ über ein pannenreiches Konzert in Toronto.
„Bedtime Stories“, eine Erinnerung an die Märchen seiner Kindheit, widmete Kom den tanzenden Jüngsten auf dem Platz. In den Texten beschreibt er seine Faszination für das Böse in den Fabeln und die Enttäuschung darüber, wenn der Hexe oder dem Troll am Ende ein schreckliches Schicksal zuteil wurde. Und schon schloss sich „The Troll“ an: Sängerin und Gitarristin Ariel Sharratt wechselte innerhalb des Songs am Schlagzeug die Position mit Kom.
Dieser Auftritt wurde zum rockigen Finale des Abends mit Stücken wie „Canadian Wine“, „Amateur Rappers“ oder „Barbarians“ über den Alltag eines alleinerziehenden Wikingers eingeläutet. Bei der Zugabe „It Happens In Florida“ gelang es Kom dann sogar, das große Publikum zum Tanzen und Mitsingen zu bewegen.