Tina Dico singt im ausverkauften Darmstädter Staatstheater

Optisch retro, musikalisch auf der Höhe der Zeit: Tina Dico beim Auftritt in Darmstadt. Foto: Dirk Zengel
© Dirk Zengel

Mit dem Echo um die Wette: Die dänische Sängerin Tina Dico gibt ein magisches Konzert im Darmstädter Staatstheater.

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DARMSTADT. Nebel wabert über die Bühne, Schlagzeug und Keyboard versprühen sphärischen Klangbombast. Und da beißt die sinnliche Kraftstimme von Tina Dico (42) auch schon zu: Mit „Not Even Close“ hat die dänische Sängerin am Dienstagabend auf Einladung der Centralstation im Darmstädter Staatstheater ein magisches Konzert eröffnet. Das Große Haus ist ausverkauft.

Mit Blümchenkleid und blondem Bauernzopf wirkt die nordische Grazie optisch retro, auch ein floral getünchter Bühnenbehang zaubert Landhausflair im Hintergrund. Umso futuristischer klingt zuweilen ihr Pop: Mit brillant abgemischten Halleffekten singt Dico manchmal mit ihrem Echo um die Wette, zupft dazu auf ihrer Akustikgitarre. Marianne Lewandowski wirbelt am Schlagzeug auch munter wummernde, zischende und zirpende Elektro-Beats. Verspielt klingen ihre dezenten Einwürfe am Xylophon, etwa zu „Nobody’s Man“. An den Keyboards sorgt Helgi Jónsson für Bassläufe und elektronisch mystische Prunksalven.

Dieses eingespielte Trio verbindet ein schier überirdisch klingender Satzgesang: Im Refrain von „The Woman Downstairs“ schmiegen sich die Stimmen erstmals brillant aneinander. Nur passend, dass sie mit dem Klassiker „Helplessly Hoping“ von Crosby, Stills, Nash & Young noch eine Hymne des Satzgesangs nachlegen. Vierter Musiker im Bunde ist Multiinstrumentalist Dennis Ahlgren, der sich zwar gesanglich zurückhält, aber an E-Gitarre, Bass und Bouzouki glänzt. Bei „Room With A View“ lässt er seine Lap-Steel-Gitarre auf dem Knie herrlich klagen. Jónsson bläst dazu auf der Posaune jazzige Arrangements.

Der dezent schwarz gekleidete Isländer Jónsson ist mit Dico verheiratet, sie haben drei Kinder. In ihrer dänischen Heimat ist die Sängerin ein Star, tritt dort unter ihrem echten Namen Dickow auf. Auch im Rhein-Main-Gebiet gibt es viele Fans, das Paar ist hier regelmäßig zu hören. Erst im Vorjahr ist Jónsson in der Darmstädter Centralstation aufgetreten, damals spielte seine populäre Gattin in der Band. Rhythmus- und Synthesizer bestimmen auf der aktuellen „Fastland Tour“ den Wohlklang. Der Kontrast verleiht Dicos Stimme besondere Strahlkraft. Sie weiß die Akustik der Opernbühne zu nutzen, tritt für intime Momente immer wieder neben ihr Mikrofon, singt unverstärkt in den Saal. Das Publikum ist begeistert, singt immer wieder beseelt mit, feiert den nordischen Konzertabend.

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Schon im Vorprogramm hat der junge dänische Singer-Songwriter Nicklas Sahl (22) für Aufsehen gesorgt. Sein prägnanter Gesang schraubt sich in schwindelerregende Höhen, seine Single „Hero“ führte im Vorjahr bereits die dänischen Charts an.

Von Daniel-Patrick Görisch