Mit Anmut und Leichtigkeit

Wenn Julia Lange auf ihrer akustischen Gitarre zu Roland Dyens’ „Tango en skai“ anhebt, klingt das wie eine Liebeserklärung an ihr Instrument. Den Gitarrenhals mit Hilfe...

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LICHTENBERG. Wenn Julia Lange auf ihrer akustischen Gitarre zu Roland Dyens’ „Tango en skai“ anhebt, klingt das wie eine Liebeserklärung an ihr Instrument. Den Gitarrenhals mit Hilfe einer Stütze dicht neben ihrem Kopf plaziert, wird sie eins mit dem Zupfinstrument. Die schlanken Finger ihrer linken Hand tänzeln grazil auf dem Griffbrett dahin, während die der rechten Hand den Fluss und Rhythmus des Tangos aus den Saiten kitzeln. Es ist wie beim Tanz: Die harte Arbeit des Übens, wie sie für solch eine Darbietung nötig ist, kann das Publikum nur erahnen. Beim Vortrag ist alles Leichtigkeit, Anmut und Leidenschaft.

Mit ihren neunzehn Jahren wirkt die Musikstudentin aus Langstadt-Babenhausen wie ein Profi. Zum einen aufgrund der technischen Versiertheit und Musikalität im Vortrag, zum anderen – und das macht den Konzertabend im Kaisersaal von Schloss Lichtenberg so besonders – durch die natürlich-lockeren Anmoderationen der Stücke, mit denen sich die Künstlerin in die Herzen der Zuhörer redet. Sie begrüßt alte Schul- und Gitarrenlehrer im Saal; jetzt, wo sie weit weg in Dresden im Fach „Rock, Pop, Jazz“ an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber studiert. Sie erzählt aus ihrem Leben, von ihrem Youtube-Kanal und ihren Fernsehauftritten, und wie wichtig es ihr sei, den Menschen zu zeigen, was die Gitarre alles könne.

Ausgehend von einer formvollendeten Interpretation voller zarter Triller von Bachs Fuge BWV 1000 spannt sie dann einen weiten Bogen vom klassischen Gitarrenspiel über lateinamerikanische Klänge bis hin zu ihren eigenen Arrangements von Nummern aus dem Rock- und Pop-Genre an der Steelstring-Gitarre. Ob „All of me“ von John Legend, Santanas’ „Europa“ oder „Yesterday“ von den Beatles – in ausgedehnten Introduktionen tastet sich Lange an die jeweilige Stimmung des Songs heran. Sie umgarnt die Melodien mittels unterschiedlichster gezupfter und perkussiver Fingerstyle-Elemente – einmal sogar mit Hilfe einer Loop-Station – und lässt feine, zauberhafte Hommagen an die Urheber entstehen. Bei ihren Eigenkompositionen „Blues in E“ und „Train to Venice“ genießen die begeisterten Zuhörer dann Julia Lange pur.

Im Jahr 2020 folgt der Lichtenberger Musikpreis

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Unterstützung erhält die Gitarristin bei einigen Songs von Julius Imhäuser (Gitarre), Leo Imhäuser (Cachon und Soundtechnik) und Andrea Riós (Gesang). Besonders gefällt das Kleinod „Milonga“ des argentinischen Komponisten Jorge Cardoso, bei dem Langes weicher Klang der Akustikgitarre mit Julius Imhäusers silbrig-hellen Klang der Steelstring-Gitarre verschmilzt. Als Nachwuchskünstlerin wird Lange den nächsten Lichtenberger Musikpreis der Herfried-Apel-Stiftung erhalten. Man kann gespannt sein, wie sich die Künstlerin bis zum Preisträgerkonzert im Jahr 2020 weiterentwickeln wird.