Das Orchester ist bewährter Begleiter des Weihnachtskonzerts in der Wiesbadener Marktkirche. Dessen Leiter, Kantor Thomas J. Frank, gibt einen Ausblick auf das Programm.
WIESBADEN. Im Mai hat sie treffsicher mit dem Bogen den Frühlingswalzer getanzt – im Dezember gilt es, mehrere „Ave Maria“ klangvoll einzuleiten. Seit Jahren ist die Kammerphilharmonie Rhein-Main musikalisch treuer Begleiter des Kurier-Benefizkonzerts, das am 16. Dezember in der Marktkirche stattfinden wird – und dessen Ausfall im vergangenen Jahr virusgeschuldet in diesem Frühjahr mit Maiglockenklang ausgeglichen wurde. Nun wieder jahreszeitlich passend darf es sich im Konzert Ausschnitten aus Bachs „Weihnachts-Oratorium“ widmen, das es in Gänze zuvor bereits, am 3. Dezember, in der Marktkirche aufführen wird. Dirigiert wird es vom künstlerischen Leiter des Benefizkonzerts und Kantor der Marktkirche Thomas J. Frank. Seit 1995 musiziert er mit dem Klangkörper, der sich vornehmlich aus Musiklehrerinnen und -lehrern der Musikschulen im Rhein-Main-Gebiet zusammensetzt. Musikerinnen und Musiker aus den Staatsorchestern Wiesbaden, Darmstadt und Mainz sind auch mit dabei. Alle also sind versierte Profis, die lediglich zum jeweiligen Auftritt miteinander proben und damit auch keinen festen Leiter haben. Wenn sie zusammenspielen, lobt Thomas J. Frank das „wunderschöne Piano“ des Orchesters und eine Flexibilität, die für die verschiedenen Auftritte und auch die unterschiedlichen Stimmungslagen im Verlauf des Benefizkonzerts nötig ist.
Denn, wie Dirigent Frank auch für sich selbst erklärt: „Schwierig wird die Vielfalt des Programms sein.“ Da steht der Händel neben der Frank-Komposition, die Nico-Dostal-„Weihnacht, Weihnacht“ vor dem von René Kollo komponierten Tenorlied vom „Weihnachtsfrieden“, und das „Ave Maria“ mittendrin. Auch wenn die Kammerphilharmonie alle Stücke fein beherrscht – das Orchester muss auch die unterschiedlichen Noten beisammen und sie gut sortiert haben. So banal diese Herausforderung auch klingen mag – mit dem richtigen Blättern „sind schon ganz andere baden gegangen“, weiß der Marktkirchen-Kantor.
Liegen die Noten also gut gerichtet auf dem Ständer, ist der Geigenbogen bestens gespannt, das Blechblasinstrument innerlich trocken, gilt es, gut aufeinander zu hören – „sehr gut“, betont der Dirigent, um Solisten und Chor begleiten zu können. Die für das Programm ausgewählten Stücke seien so schwierig für die Kammerphilharmonie nun nicht, schließlich sei sie durchaus gewohnt, auch seine Kompositionen zu spielen, und Frank fügt hinzu: „Man merkt auch den Willen, es dem lebenden Komponisten recht machen zu wollen“. Er wiederum revanchiert sich beim Orchester, indem er „einige herausfordernde Stellen für nahezu jedes Instrument eingebaut“ hat, „sodass an sich jeder ein kleines Solo hat“. Da wird auch seine „Adventskantate“ für Ausübende wie Zuhörende zu einem besonderen Klang-Ereignis.
Es spielt aber noch etwas anderes mit in diesem Benefiz-Konzert: der Ort. Thomas J. Frank nennt es den „Raum als musikalische Dimension“. Denn oft habe er gehört, dass nach dem Auftritt in der Marktkirche nun wirklich Weihnachten sei. Die Atmosphäre der Kirche sei einfach so wunderschön, dass auch die Kammerphilharmonie von ihr angesteckt werde und der Dirigent, wenn denn der letzte Ton verklungen ist, in glückliche Orchester-Gesichter schaut.