Forst-Festival: Rockige Ausgabe am Darmstädter Riegerplatz
Hartes Pflaster und eine härtere musikalische Gangart: Das sechste Forst-Festival, diesmal auf dem Riegerplatz in Darmstadt, bot ein rockigeres Programm als in früheren Jahren.
Von Gregor Ries
Besuch aus Beirut: Die Band „Postcards“ mit Sängerin Julia Sabra beim Forst-Festival auf dem Riegerplatz.
(Foto: Guido Schiek)
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DARMSTADT - Die anhaltende Hitzeperiode sorgte dafür, dass die sechste Auflage des Forst-Festivals vom Bessunger Jugendhof auf den Riegerplatz verlegt werden musste. Nach der gelungenen Open-Air-Premiere im Juli in Kooperation mit der Initiative „Wohnzimmer Riegerplatz“ griffen die Veranstalter Alexandra Welsch und Torsten Jahr auf diese alternative Möglichkeit zurück. Dem harten Pflaster trotzten manche Besucher erneut mit Decken und Isomatten.
Härter und rockiger war in diesem Jahr auch das Programm. Der vertrauten Folk-Zielsetzung samt Blues- und Rock’n’Roll-Einflüssen entsprach Opener Jan Bratenstein noch am meisten. Dass sich der Nürnberger „The Black Elephant Band“ nennt, zeugt von seinem schrägen Humor. Mit oft kurzen Songs wie „Dancing With Mr. Chocolate“ warf der Antifolk-Barde an Gitarre und Mundharmonika einen bissigen und witzigen Blick auf die Widrigkeiten des Alltags.
„Pornophonique“ lassen sich feiern
Erstmals seit vier Jahren traten die Lokalmatadoren „Pornophonique“ wieder in ihrer Heimat auf. Natürlich hatten Kai Richter an der Gitarre und Felix Heuser am Gameboy ihre beliebten „8-Bit Lagerfeuer“-Songs dabei. Rund um die Videospiel-Thematik kamen Ohrwürmer wie „Game Over“, die Konsolen-Hommage „Space Invaders“ oder die Geschichte vom traurigen kleinen Roboter mit reichlich Gefiepse und Gequietsche zu Gehör.
Zugleich wurden die Fans mit neuem Material wie das stampfende „Night Will Fall“, „Safe Game“ oder das dem Festival gewidmete „Coming Home“ belohnt. Kai Richter, der seine Stimme bei einigen Refrains elektronisch verzerrte, versprach für den Winter ein neues Album – es wäre das erste nach elf Jahren.
Ihren bunten Gehörschutz konnten die jüngsten Besucher bei den folgenden Trios durchaus gebrauchen. Dafür entschuldigte sich Julia Sabra von der Beiruter Band „Postcards“ sogleich. Schon der Einstieg „Waves“ setzte auf den Wechsel aus melancholischen, getragenen Passagen und abrupten, krachenden Gitarreneinlagen. Selbst die Ballade „Flying Saucers“ über das komplizierte, riskante Leben im Libanon wartete im Mittelteil mit verstörenden Rückkopplungen auf. Im Kontrast dazu standen beschwingte Gitarrenpop-Oden wie „Black & White“, die von Sabras hellen Vocals lebten.
Nach ihrem Duo-Auftritt vor zwei Jahren innerhalb ihrer „Gute Stube“-Musikreihe engagierten Welsch und Jahr die französische Lo-Fi-Formation „June Bug“ ebenfalls für das Forst-Festival. Dieses Mal wurden Sarah June und Gitarrist Beryl von Schlagzeuger Sylvain Moustache unterstützt. Beständig wechselten sie die Stile zwischen Discorock à la „Pornophonique“, bösen Kinderlieder-Reimen, psychedelischem Stoner Rock oder Punk.
Ihren Soundpad verwendete die energiegeladene Sarah June nicht nur zur Drum-Unterstützung, sondern auch für Sampling-Einlagen. Verspielte, schräge Titel wie „Not So Fairy Fishy Tale“ animierten das Riegerplatz-Publikum schließlich zum Tanzen.