„Postfaktisch“ landete im Jahr 2016 auf Platz eins bei den „Wörtern des Jahres“. Archivfoto: Susann Prautsch
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WIESBADEN - So ein neues Jahr ist ja auch sprachlich noch ganz jungfräulich. Welche Begriffe werden 2018 entstehen, welche Worte das Jahr prägen? In besonderer Weise beschäftigt sich die in Wiesbaden ansässige Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) mit jenen Wörtern, die im Laufe eines Jahres in den Medien auftauchen: Seit 1977 kürt die GfdS daraus das „Wort des Jahres“. Jetzt hat sie diese Liste, die seitdem entstanden ist, mit erläuternden und analysierenden Texten zu einem Buch zusammengestellt: „Von „Szene“ bis „postfaktisch“. Die „Wörter des Jahres der Gesellschaft für deutsche Sprache 1977 bis 2016“.
Jochen A. Bär und Jana Tereick haben ein Buch herausgegeben, das sie Helmut Walther, dem Erfinder der „Wörter des Jahres“, widmen und markante Begriffe auf ihren Ursprung und ihre Bedeutung hin untersuchen. Dabei stehen nicht nur die Spitzenreiter der jährlichen Rankings im Mittelpunkt, sondern auch die Nebenschauplätze. Und da entdeckt man auch Kurioses und Unterhaltsames. 1985 beispielsweise kam „Rambo“ als Synonym für „brutaler Kerl, Kraftprotz“ auf Platz 7 – analog zu der Filmreihe mit Sylvester Stallone, die 1985 als „größter Kassenschlager der Saison“ galt.
Vom „Problembären“ bis zu „Peanuts“
Ebenfalls Platz sieben belegte der „Problembär“ (2006), der damals von Österreich nach Deutschland wanderte und eine öffentliche Debatte auslöste. Bayerns damaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber hatte den Bären in einer seiner berühmten Pressekonferenzen so genannt: „Äh, wir haben dann einen Unterschied zwischen dem normal sich verhaltenden Bär, dem Schadbär und dem äh Problembär.“ Letzterer wurde dann sogar zum „Risikobären“ hochgestuft und am 26. Juni 2006 erschossen.
Kurzweiliger und informativer Streifzug
Wort und Unwort zugleich: Als Hilmar Kopper, damals der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, 1994 im Zusammenhang mit der Rekordpleite von Jürgen Schneider 50 Millionen D-Mark als „Peanuts“ bezeichnete, konnte er nicht ahnen, dass ihm damit dieser Doppelschlag gelang. Es belegte in der Zehner-Liste der GfdS ebenfalls Platz 7. Nettes Nachspiel dazu: Schneiders Geschichte wurde 1996 verfilmt unter dem Titel „Peanuts – die Bank zahlt alles“.
All das spiegelt sich in diesem informativen und kurzweiligen Streifzug durch Geschichte und Geschichten wider. Manche der insgesamt rund 400 hier versammelten Jahres-Worte sind längst etabliert, über andere ist Vergessen gewachsen. Und bei einigen lassen sich aus heutiger Sicht durchaus inhaltliche Linien entdecken: Auf die „Montagsdemonstrationen“ (1989, Platz drei) folgte die „Ostalgie“ (1993, Platz neun), auf das „Kruzifixurteil“ (1995, Platz drei) die „Parallelgesellschaften“ (2004, Platz zwei), auf die „Jamaika-Koalition“ (2005, Platz sechs) das „Jamaika-Aus“ – das jüngste Wort des Jahres, das die GfdS Mitte Dezember für 2017 gekürt hat.