Ermittlungen im Seniorenstift

Michael Kibler geht mit seinen Darmstadt-Krimis in die elfte Runde. In „Abendfrost“ ermittelt Kommissar Steffen Horndeich mit seiner Kollegin Leah Gabriely im Fall der...

Anzeige

DARMSTADT. Michael Kibler geht mit seinen Darmstadt-Krimis in die elfte Runde. In „Abendfrost“ ermittelt Kommissar Steffen Horndeich mit seiner Kollegin Leah Gabriely im Fall der hochbetagten und wohlhabenden Harfenistin Lucrezia Maria von Selberg-Broode, die im Seniorenstift „Goldenstern“ tot aufgefunden wird. Was als einfach zu lösender Fall wirkt, bekommt ein besonderes Eigenleben, als Gerichtsmediziner Martin Hinrich entdeckt, dass die Dame seit geraumer Zeit langsam mit Frostschutzmittel vergiftet wurde, dazu ein Pfleger aus dem gleichen Stift erwürgt aufgefunden wird.

„Meine Ermittlerin Leah Gabriely ist angekommen in Darmstadt“, sagt der Autor über seine Hauptfigur, die ihren ersten Auftritt als BKA-Kommissarin im Buch „Sterbenszeit“ hatte und seit „Seelenraub“ an der Seite von Kommissar Steffen Horndeich bei der Mordkommission im Polizeipräsidium Südhessen ermittelt. Spielten der Herrngarten („Madonnenkinder“), das Jugendstilbad („Schattenwasser“) oder der Bismarckturm („Treueschwur“) prominente Rollen in seinen Darmstadt-Krimis, so ist es dieses Mal das Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus. „Ich schaue bewusst nach Orten, die in Darmstadt herausstechen, aber nicht unbedingt in jedem Reiseführer zu finden sind. Das Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus kenne ich seit meiner eigenen Studienzeit und fand es immer faszinierend“, erklärt Michael Kibler seine Wahl.

Gästehaus der TU-Darmstadt wir zum Seniorenstift

Nicht zum ersten Mal definierte er dabei ein Gebäude für seine Geschichte um: Aus dem Gästehaus der TU Darmstadt wurde das Seniorenstift „Goldenstern“. „Ich habe natürlich bei der TU angefragt und sie haben nicht nur zugestimmt, dass ich das Haus und seine Geschichte im Buch verwenden kann, Corinna Hochrein, die für die Veranstaltungen des Lichtenberg-Hauses zuständig ist, hat mir sogar eine Führung ermöglicht. Mir ist es wichtig, die Atmosphäre einzusaugen und zu spüren, worüber ich schreibe. Ich hätte noch gut und gerne 50 Seiten an Beschreibungen des Hauses hinzufügen können“, so der Autor.

Anzeige

Zwei Themen greift Michael Kibler in diesem Buch auf. Das eine ist die Pflegesituation, das zweite ein völlig anderes, nämlich rumänische Straßenhunde. „Beide Themen sind für sich sehr wichtig, aber auch so umfangreich, dass sie am Ende für die Handlung eine untergeordnete Rolle spielten“, sagt er.

Dabei sei es ihm zum ersten Mal passiert, dass sich die Geschichte während des Schreibens in eine andere Richtung entwickelt habe. Wie in jedem Buch hatte Kibler bei „Abendfrost“ ein Grundgerüst der Dramaturgie erstellt. Er wusste, wer wie ums Leben kommt und warum. „Aber meine Hauptfiguren muss ich sehen, ich muss sie im Kopf kennenlernen“, erklärt er den kreativen Prozess. Während der Abgabetermin beim Verlag Mitte des Jahres immer näher rückte, habe es bis Februar gedauert, ehe dieser „Klick-Moment“ einsetzte.

„Ich war beim Konzert des Duos Harfenzauber aus Seeheim. Melanie und Ulrich Knoop machten so wunderbare Musik, dass sich auf einmal Lucrezia Maria von Selberg-Broode in meinem Kopf formte und ihr gesamter Lebenslauf während des Konzerts entstand. Danach schrieb sich die Geschichte wie von selbst, auch wenn diese Figur Einfluss auf die Kreation weiterer Figuren hatte“, sagt Kibler.

Für die Fans seiner Krimi-Reihe hat er aber auch noch eine Besonderheit ins Buch gepackt. „Obwohl Kommissar Steffen Horndeich in allen Büchern eine der Hauptfiguren ist, weiß man über ihn und seine Vorgeschichte eher wenig. Daher wird es Zeit, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen und bei dem weiterzumachen, was ich in meinem ersten Darmstadt-Krimi ‚Madonnenkinder‘ begonnen habe“, sagt Kibler.