Darmstädter Autorin Ilona Einwohlt stellt Kinderbuch vor
Linn wird in der Schule gemobbt, aber von ihrer neuen Freundin Shark lernt sie, sich zu wehren. Am Freitag stellt Ilona Einwohlt ihr Buch "Wild und wunderbar" in Darmstadt vor.
Von Johannes Breckner
Redaktionsleiter Bergsträßer Echo
Virtuosin im Spiel mit Klischees: Ilona Einwohlt mit ihrem jüngsten Buch.
(Foto: Torsten Boor)
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DARMSTADT - Mit den Nacktschnecken beginnt die Freundschaft. Linn bugsiert sie in den Schulspind ihrer Klassenkameradin Marie, und Shark hilft dabei. Marie hat es verdient, immer wieder piesackt sie Linn, und das nur, weil sie die Tochter der unbeliebtesten Lehrerin an der ganzen Schule ist. Aber mit ihrer neuen Freundin Shark, die eigentlich Sophia Hyazinth Amanda Ricarda Kornelius heißt, lernt Linn, sich selbstbewusst gegen die Mobbing-Attacken zu wehren.
Fabulierlust und sympathische Figuren
So beginnt "Wild und wunderbar", das neue Kinderbuch der Darmstädter Autorin Ilona Einwohlt. Schon der Anfang liest sich so, als habe sie sich noch befreiter als sonst der Fabulierlust hingegeben. "Man muss eine gute Geschichte haben", sagt sie, "und eine, die sich von anderen unterscheidet, die spannend ist und lustig." Der neue Roman schlägt jedenfalls einen ganz eigenen Ton an, hat fantastische und skurrile Begebenheiten. Dazu ziemlich viel Witz und sympathische Figuren, zum Beispiel Linns kleinen Bruder Oskar.
Aber gar keine Ratschläge? Wo es doch in Einwohlts früheren Büchern immer auch um die Bewältigung von Problemen ging, um Öko-Fragen und die Nöte der Pubertät, um Geschlechterrollen und Jungs und Pickel. Naja, ganz ohne kommt auch "Wild und wunderbar" nicht aus, es ist ja eine Geschichte über zwei Mädchen, die gegenseitig das Beste aus sich herauskitzeln, die Freundinnen werden und innere Stärke zeigen. "Trau dich, zeig dich, steh zu dir", steht auf dem Plakat zur Buchpremiere. "Klar, das Buch reflektiert auch Mädchenbilder", sagt Einwohlt, "da kommt man dann doch nicht aus seiner Haut raus."
LESUNG
Am Freitag, 24. August, stellt Ilona Einwohlt ihr Buch ab 16.30 Uhr in der Eberstädter Waldorfschule (Arndtstraße 6) vor. Unter anderem wird "verrücktes Essen" versprochen - auch der Insektenlutscher, der im Buch vorkommt. (job)
Macht ja auch nichts: So wie ihre Ratgeberbücher die Tipps in Geschichten verpacken können, so leben ihre Erzählungen auch von der klaren Haltung im Blick auf die Welt, von der die Leserinnen durchaus profitieren können. Mit Klischees zu spielen und sie zu brechen, so arbeitet Einwohlt gerne. Für beide Seiten ihrer Arbeit hat sie treue Verlage gefunden - Arena im erzählenden Bereich, Fischer/Sauerländer für die aufklärenden Bücher. Aus den Lektoraten kommen auch thematische Vorschläge, "wir füttern uns gegenseitig mit Ideen", sagt die Autorin.
Denn für eine ganze Generation junger Leserinnen ist Einwohlt auch zur ratgebenden Freundin geworden. Als in der Folge von "Prinzessin Lilifee" die Mädchenwelt rosarot wurde, setzte sie ihre handfesten Typen dagegen. "Weil ich ein Mädchen bin" erklärte jungen Leserinnen alles über die Pubertät, im vergangenen Jahr ist "Gucken verboten" erschienen, ein Aufklärungsbuch, das sehr offen auch schwierige Themen anspricht wie Selbstbefriedigung oder Transsexualität. Das gefällt nicht jedem, nach einem Online-Bericht, der in dramatisierter Darstellung geteilt wurde, musste Einwohlt erleben, was eine Hasskampagne im Netz ist.
Im Grunde geht es ihr immer um Selbstbewusstsein und innere Stärke, auch in den Schreibworkshops, die sie für Schüler anbietet und die immer auch Coaching-Elemente enthalten. "Schreiben heißt, das Innere nach außen zu zeigen", sagt sie, "die Kinder sollen Spaß dabei haben und mit einem guten Gefühl rausgehen." Und wenn sie dann aus ihren Geschichten vorlesen und zeigen, was in ihnen steckt, bekommt auch Ilona Einwohlt manchmal Gänsehaut.