Die zweibändige Werkausgabe lädt dazu ein, das Werk des Norwegers zu entdecken. Von der Darmstädter Jury wurde sie zum Buch des Monats Dezember gewählt.
Man hat ihn schon den „Beckett Norwegens“ genannt, er ist bekannt für seine lakonische, knappe, verdichtete Sprache und seinen absurden Humor: Der 1929 geborene Kjell Askildsen hat es zu Lebzeiten zum Klassiker der skandinavischen Literatur gebracht. „Ich bin ein wortkarger Mann, doch gelegentlich führe ich Selbstgespräche“: Dieser Satz leiht dem ersten von zwei Bänden seiner Werkausgabe den Titel, die von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats Dezember gewählt wurde.
Jurymitglied Oliver Jungen schreibt zur Begründung: „In Zeiten ungeniert anschwellender Romanschwarten muss man den heute neunzigjährigen norwegischen Schriftsteller Kjell Askildsen, den seitentechnisch vielleicht unproduktivsten Autor der Gegenwart, schon dafür lieben, dass er sein erhebliches Talent zu einem guten Teil dafür verwandt hat, Entbehrliches auszumerzen. Jedes Wort ist hier an seinem Platz, wie die treffliche Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel zeigt. Adjektive haben Seltenheitswert. So entstanden eisklare Romane von gerade einmal sechzig Seiten Umfang wie etwa die das Spiel der Leidenschaften unter den Bedingungen der Dauersichtbarkeit durchexerzierende Leuchtturm-Erzählung ,Umgebungen‘. In ihrer Reduktion sind Askildsens Geschichten, die von knorrigen, wortkargen und stoischen Figuren bevölkert werden und oft um die Absurdität von Beziehungen kreisen, von einer gletschertiefen psychologischen Wahrheit. Mit sicheren Handgriffen öffnen sie Vorstellungsräume, in denen sich wohl alle Leser wiederfinden können. Dieses über Jahrzehnte entstandene, leuchtfeuerhelle Werk in seiner knappen, edlen Gänze kennenlernen zu dürfen, ermöglicht diese prächtige Gesamtausgabe.“