Das Internationale Musikfestival Koblenz (IMUKO) gastiert in diesem Sommer im Rheingau. Den Auftakt machte Cellist Benedict Kloeckner im Kreuzgang von Kloster Eberbach.
ELTVILLE - (VM). Das Rheingau Musik Festival ist in diesem Sommer in Kloster Eberbach nur als schöne Erinnerung oder als Zukunft präsent („Wir freuen uns auf einen Sommer voller Musik 2021“ steht auf einem Plakat). Die Gegenwart indes nutzt das Internationale Musikfestival Koblenz (IMUKO), um seine Visitenkarte mit Open-Air-Konzerten im Kreuzgang und auf Schloss Vollrads abzugeben. Sozusagen als kleines gallisches Festival-Dorf, das sich gegen den Würgegriff der Pandemie behauptet.
Bach-Cellosuiten treffen zeitgenössische Miniaturen
Den Auftakt machte ein maximales Minimalprogamm: Der Cellist und IMUKO-Gründer Benedict Kloeckner widmet sich Bachs Solosuiten, unterbrochen von neuen Cello-Miniaturen, die eine von der Seuche geprägte Gegenwart auch im Spiegel verheerender Vergangenheit reflektieren. Der Text einer Ballade von Guillaume de Machaut hat den US-Amerikaner Geoffrey Gordon zu einem zwischen zarter Klage und Aufbäumen changierenden Werk inspiriert: „Nes quón porroit“ bezieht sich auf eine Trennung während der Pest im 14. Jahrhundert. Die Auftragswerke haben sehr unterschiedliches Gewicht, sind aber immer ein reizvolles Kontrastprogramm zu den Suiten. Die Wärme von Benedict Kloeckners Celloton ersetzt dabei den Heizpilz in ungemütlicher Witterung: Während der Wind im Auftaktkonzert am Baldachin des kleinen Podiums zerrt, modelliert der Cellist mit geschmeidiger Bogenhand Präludien und Tanzsätze, als würden sie improvisierend im Moment erschaffen. Zum Höhepunkt solch lebendiger Interpretationskunst wird im zweiten Abend die Suite Nr. 6 in D-Dur. Die fast zwangsläufige Zugabe, der „Gesang der Vögel“ von Pablo Casals, stellt die lautstarken Beiträge der gefiederten Zaungäste im Kreuzgang deutlich in den Schatten.