Die Mainzer Kunst-Galerie zeigt die Heilige Schrift als Buch-Skulpturen. In Planung ist eine Müller-Tenckhoff-Schau.
Bibel als Buchskulptur. Eines der Werke von Bernd Goering
(Foto: Goering)
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MAINZ - Nach Beendigung der Solo-Schau mit einem Rheinhessen-Gemälde des impressionistischen Malers Carl Müller-Tenckhoff startet die von Christian Vahl weitergeführte Mainzer Kunst-Galerie (Weihergarten 11) am Samstag, 26. Januar, eine weitere unkonventionelle Kunstaktion mit einer „Flying Exhibition“ – einer Ausstellung nur für kurze Zeit. Der in Lörrach lebende Künstler Bernd Goering setzt sich in zirka 70 Exponaten mit der Bibel auseinander, wobei ihm das „Buch der Bücher“ in der Stadt des ersten Bibeldrucks durch Johannes Gutenberg als skulpturaler Werkstoff dient.
Goerings haptische Arbeiten, die die Heilige Schrift auch schon mal mit Stacheldraht umwickeln, rufen Assoziationen zur Rezeptionsgeschichte hervor, aber auch zu stofflichen Aspekten einer Bibelkultur, die durch aktuelle Funde in den Höhlen von Qumran am Toten Meer neue Nahrung erhalten hat.
Auf skulpturale Wirkung verdichtete Exponate
Die auf ihre skulpturale, sinnliche Wirkung verdichteten Exponate illustrieren feingeistig-hintergründig Wesen und Wirkung der Bibel, ohne dabei 110 Stunden Lesezeit investieren zu müssen, die eine komplette Bibellektüre im Schnitt erfordert. Allein schon aus zeitökonomischer Sicht liefert die Ausstellung, die nur an diesem Samstagnachmittag zu sehen ist, ein Maximum an biblischem Erkenntnisgewinn. 700 000 Stunden währt ein durchschnittliches Leben in Deutschland, 25 000 Stunden davon werden vor dem Fernseher verbracht und nur fünf Stunden mit Bibellesen, rechnet Goering vor. Genauso lange dauere seine Präsentation. Bleibe der Besucher fünf Stunden in der Galerie, dann habe er seine statistische Kontaktzeit mit der Bibel für sein Leben bereits „abgearbeitet“.
AUSSTELLUNG
„Flying Exhibition“ Bibelskulpturen von Bernd Goering, Samstag, 26. Januar, 11 bis 16 Uhr, Vernissage: 11.15 Uhr
Die Bibelskulptur-Schau in Anwesenheit des Künstlers öffnet um 11.15 Uhr und ist bis 16 Uhr zu sehen.
Derweil hallt das Echo auf die Müller-Tenckhoff Ein-Bild-Schau weiter. Nach der AZ-Berichterstattung und der Vernissage vor zwei Wochen hätten sich zahlreiche Mainzer bei ihm gemeldet, die selbst Werke des in Münster geborenen, aber hauptsächlich in Mainz lebenden Malers (1873-1936), der als bedeutendster Spätimpressionist in Rheinland-Pfalz gilt, besitzen, erzählt Vahl, studierter Kunsthistoriker und hauptberuflich Direktor der Herz- und Gefäßchirurgie der Mainzer Uni-Medizin. Seitdem seien 21 neue Müller-Tenckhoff-Bilder in Privatbesitz aufgetaucht, die den Grundstock für eine künftige Werk-Ausstellung bilden sollen.
Müller-Tenckhoff-Schau in Planung
Vahl hat bereits beim Kulturdezernat um Unterstützung bei Fragen eines Ausstellungskatalogs, des Transports oder der Versicherung der Bilder angefragt. Horst Müller-Tenckhoff, der Neffe des Malers, will weitere Gemälde aus seinem Familienbesitz beisteuern. Neben der anvisierten Müller-Tenckhoff-Retrospektive kann Vahl sich auch vorstellen, künftig herausragende Kunstwerke, die sich in Mainzer Bürgerstuben finden, in der Galerie, die ein Forum für regionale Künstler, aber auch Kommunikationstätte für alle Mainzer sein will, zu präsentieren.
Die Mainzer Kunst-Galerie, Weihergarten 11, ist samstags von 10 bis 13 Uhr, werktags nach Ankündigung geöffnet; Telefonkontakt (mobil) 0172-622 10 27.