Die Erste Allgemeine Verunsicherung begeistert auf ihrer Abschiedstournee Jung und Alt in der Jahrhunderthalle in Frankfurt.
Von Andreas Schermer
Klaus Eberhartinger beim Song „Ba, Ba, Banküberfall“ in der Jahrhunderthalle.
(Foto: Rudolf Uhrig)
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FRANKFURT - Auch nach vier Dekaden seit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album 1978 wird man heute noch – oder wieder – mit höchster Verlässlichkeit verunsichert bei der Ersten Allgemeinen Verunsicherung. Nach Konkurs 1996 und mehrjähriger Bühnenabstinenz tritt die österreichische Kulttruppe noch einmal ins Rampenlicht, um „Servus“ zu sagen – unter dem verunsichernden Titel „1000 Jahre EAV (Erste Allgemeine Verunsicherung) Abschiedstournee (die Erste) 2019“.
Geblieben von der einstigen Besetzung sind bis heute das Aushängeschild, Sänger Klaus Eberhartinger sowie Bandgründer, Texter, Grafiker und Gitarrist Thomas Spitzer. In dieser Best-Of-Revue in der Jahrhunderthalle in Frankfurt wirken die Stücke wie Momentaufnahmen ihrer Zeit, die strukturell und textlich gerne variiert werden. So hat etwa ihre sarkastische Erzählung über den fiktiven Tschernobyl-Mutanten „Burli“ von 1987 durch Fukushima neue Impulse erhalten.
Die ältesten Zitate „Tanz Tanz Tanz“, „Alpenrap“ und „Schweinefunk“ stammen aus dem Album „Spitalo Fatalo“ von 1983. Da war der heutige Schlagzeuger Aaron Thier gerade mal 2 Jahre alt – Bassist Alvis Reid war noch gar nicht geboren. Neben Keyboarder Franz Kreimer und Gitarrist Kurt Keinrath haben sich aber die beiden Band-Chefs eine jugendliche Frechheit bewahrt mit bissigem Wortwitz und spitzfindiger Doppeldeutigkeit in Liedtexten, Moderationen und Bühnensketchen.
So beschreibt Eberhartinger in „Trick der Politik“ eine Welt der Magier und Illusionisten: „Hier lassen sie einen nicht ganz sauberen Riesengewinn eines Konzerns verschwinden, dort taucht er frisch gewaschen wieder auf. Bei schmutzigen Geschäften wäscht eine Hand die andere. Komischerweise sind am Ende immer wir die Eingeseiften und Angeschmierten. Tja, das ist der Trick der Politik.“ Einst waren die Konzerte der EAV subversive Rockshows mit theatralen Elementen. Heute bieten die sechs Austropopper ein bestuhltes Musiktheater. Dabei ist kaum zu behaupten, die Fans seien mit der Band gemeinsam alt geworden, denn im Publikum mischen sich gleichermaßen alle Altersklassen. Am meisten gefeiert werden die Stücke aus den „Alben Geld oder Leben!“ von 1985 und „Liebe, Tod & Teufel“ von 1987. Seinen einst markanten Tanzstil mit tollkühnen Seitensprüngen wagt der 68jähre Eberhartinger heute nur noch einmal andeutungsweise in der Zugabe als „Märchenprinz“, den er aber scherzhaft humpelnd und mit Griff zur Lende gleich wieder beendet.
Nach dem letzten Zugabeblock „Fata Morgana“ und dem traditionellen Finale „Morgen fang‘ ich ein neues Leben an“, würdigen die Fans in der Jahrhunderthalle mit stehenden Ovationen das inhaltlich höchst abwechslungsreiche Abschiedsprogramm mit einer satten Aufführungsdauer von 2 Stunden und 45 Minuten.