Philipp Lenhard, Autor der ersten Biografie von Friedrich Pollock, der „grauen Eminenz der Frankfurter Schule“, im Interview über historische und aktuelle Formen der Judenfeindschaft.
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Philipp Lenhard arbeitet als Akademischer Rat am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität in München und ist Antisemitismus-Experte.
(Foto: Thomas Hauzenberger)
Philipp Lenhard arbeitet als Akademischer Rat am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität in München und ist Antisemitismus-Experte. Foto: Thomas Hauzenberger
Friedrich Pollock war ein Weggefährte Horkheimers. Foto: Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
FRIEDRICH POLLOCK, „GRAUE EMINENZ DER FRANKFURTER SCHULE“
Nachdem Hitler am 30. Januar 1933 um 11.15 Uhr zum Reichskanzler ernannt worden war, habe es nur wenige Stunden gedauert, bis ein SA-Trupp in Kronberg im Taunus das Haus besetzte, das von den Freunden Friedrich Pollock und Max Horkheimer bewohnt wurde. Das erzählt Philipp Lenhard, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität München, in seiner 2019 im Suhrkamp-Verlag erschienenen Pollock-Biografie, die den Mitbegründer des Instituts für Sozialforschung im Untertitel „die graue Eminenz der Frankfurter Schule“ nennt.
Der 1894 geborene Ökonom und Soziologe war wie Horkheimer, mit dem er als junger Mann einen Freundschaftsvertrag geschlossen hatte, ein kapitalismuskritischer Fabrikantensohn. Seit 1932 hielt er sich vor allem in Genf auf, wo er mit seinen Mitarbeitern vorausschauend eine Zweigstelle des Instituts eröffnet hatte. Die SA-Leute mussten also, wie Lenhard schreibt, „etwas enttäuscht“ feststellen, dass die Hausbewohner nicht greifbar waren.
Das Phänomen, vor dem Pollock und Horkheimer flüchten mussten, hat Horkheimer in einer intellektuellen Partnerschaft, die ungleich bekannter geworden ist als jene mit Pollock, während der Zeit des Exils in den USA analysiert: „Elemente des Antisemitismus“ ist ein Kapitel „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und Theodor W. Adorno überschrieben. „Sie werden vom absolut Bösen als das absolut Böse gebrandmarkt“, formulieren die Autoren über die Juden im antisemitischen Mechanismus.
Online-Vortrag
An diesem Donnerstag, 17. September, 19 Uhr, spricht Philipp Lenhard in einem Online-Vortrag über aktuelle Formen der Judenfeindschaft. Weitere Informationen und Zugang über die Homepage der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden: www.jg-wi.de.