Beim neunten Darmstädter Waldkunstpfad zeigen ab Samstag, 11. August, 23 internationale Künstler hinter dem Böllenfalltor ihre Werke. Das Thema ist die „Kunst Ökologie“.
ERÖFFNUNG IST AM SAMSTAG
Der neunte Internationale Waldkunstpfad in Darmstadt wird am Samstag, 11. August, um 15 Uhr am Ludwigshöhturm eröffnet.
Die Ausstellung und der Infostand (Eingang Klappacher Straße hinter dem Parkplatz des Polizeipräsidiums) sind bis 23. September geöffnet. Dort ist das Planheft mit Erläuterungen zu den Werken für 3 Euro erhältlich, ein QR-Code mit Audioguide-Texten kostet 2,50 Euro. Der Infostand hat samstags von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Öffentliche Führungen sind jeweils samstags und sonntags um 15 Uhr.
Am Samstag, 11., sind ab 14.30 Uhr, am Sonntag, 12. August, ab 12 Uhr Performances und Künstlergespräche an den Exponaten zu erleben. Sonntags, 12., beginnen um 14 und 17 Uhr im Waldkunstdorf Aufführungen des Kindertheaterstücks „Robin Hood und seine Erben“. (aka)
DARMSTADT - Die Hitze der vergangenen Wochen zeugt vom schlechten Umgang des Menschen mit der Natur. Selbst beim Rundgang mit den Kuratorinnen Ute Ritschel und Sue Spaid über den neunten Internationalen Waldkunstpfad hinter dem Darmstädter Böllenfalltor, der am Samstag eröffnet wird, kommen erste Besucher am Donnerstag ins Schwitzen. Die Sonne bahnt sich ihre Wege auch im dichten Forst. Umso verblüffender ist das Gefühl am Ende der 2,6 Kilometer langen Wegstrecke mit den 16 Exponaten, die 23 Künstler aus neun Ländern hier in den vergangenen Wochen geschaffen haben. Es ist Staunen über den Ideenreichtum der Werke zum Thema „Kunst Ökologie“ sowie über die vielen Ansätze, die dabei vor allem der Kreativität der Natur Bewunderung zollen. In aller Bescheidenheit, denn die Materialien, die verwendet werden, sind zum großen Teil Hölzer dieses Waldes, die ihre Zeit als Stamm oder Ast hinter sich haben. Die Arbeiten sind ästhetisches Recycling, das von Werden und Vergehen zeugt, einem Leitmotiv dieser Schau, wie es scheint.
Isabelle Aubrys „Pollen Windows“ beispielsweise sind hölzerne Informations-Kästen. Sie stehen an gleich mehreren Stellen im Wald und verblüffen mit ihrer Information, wie klein die Pollen sind, aus denen die Rieseneiche, die gewaltige Buche oder auch der Brombeerstrauch daneben entstehen. Gerade einmal zehn Mikrometer, also 0,01 Millimeter, ist der Durchmesser einen Eichen-Pollens. Aubry erweist diesem Phänomen der Befruchtung in ihren Boxen mit Fotografien in gleich fünftausendfacher Vergrößerung die gebührende Ehre.
Hinterm Goetheteich haben der Künstler Joachim Jacob und der Darmstädter Biologe Florian Schneider ihre allein von der Größe und Länge her beeindruckende Installation „Crossing the Valley. The Metamorphosis of Decay“ aufgebaut. Hunderte dicker Äste, wie in Regalen getürmt, verdeutlichen die drei Phasen des Verfalls von Totholz zu Dünger – und damit zu einem Neubeginn des natürlichen Kreislaufs.
Ein „Wald Weites Web“ haben dagegen Bianca Bischer und Stefanie Welk mit ihrer permakulturellen Wuchsplastik geschaffen, in der die Mycelfäden mehrerer Pilzsorten in einer Art Beet sowie in den kreisrund darum gelagerten Birkenstämmen zu einem biologischen „Riff“ wuchern werden. Der Mensch wird hier dazu eingeladen, zum Teil des Ökosystems zu werden: „Waldkunstpfad“-Spaziergänger dürfen essen, was aus diesem Habitat wächst. Sauberes Wasser, ein Gut, um das die Menschheit nach allen Vorhersagen bald Kriege führen könnte, ist das Thema von Vera Thaens. Sie reinigt den Herrgottsbach mit dafür eigens gesetzten Pflanzen und hat bei der Sternwarte ein spannendes Rückhaltebecken für Regenwasser aufgebaut, an dem über mehrere Reinigungsstufen Pflanzen sowie Lavagestein ihr Werk tun, dann ein Geflecht aus Weidenruten vor Verdunstung schützt.
Poetische Magnetfelder
Daniela Di Maro und Imke Rust forschen ein ganzes Stück poetischer nach natürlichen Energien. Die über den Rundweg verteilten „Magnetfelder“ Di Maros sind kleine, in Begrenzungssteine eingelassene Kreisel-Kompasse, die von illuminierten Zitaten umrahmt werden: Wegweiser durch ein natürliches Leben. Imke Rust findet dagegen ihr Bild für verborgene Energien der Natur, wenn sie 106 augenfällig rote Äste als „Fließende Energie“ wie einen Bach 70 Meter in Wellen bergab anordnet.
Zum „Hingucker“ dieser Schau wird dennoch wohl Kim Goodwins „Viewing Temple“ werden. Insgesamt sieben Meter hoch reicht seine sechseckige Pagode aus verwobenen Weidenruten in die Höhe. Wer bis zur Mitte hinaufsteigt, kann von einer Aussichtsplattform aus sehr ungewohnte Blicke in die umgebenden Baumkronen werfen. Und sich dabei der Hoffnung hingeben, dass die Ergebnisse der Versuchsanordnungen von Torsten Grosch und Haike Rausch nicht so schlecht ausfallen, wie zu befürchten ist. Denn sie machen auf Brettern angebrachte Moose, die ja ihre Nährstoffe, aber auch Schadstoffe direkt aufnehmen und Einflüsse sichtbar machen, nicht nur an mehreren Orten des Waldkunstpfads zu sehr aussagekräftigen Bioindikatoren. Parallel dazu hängen ihre „Moss Indicators“ auch an sieben Punkten in der Darmstädter Innenstadt. Wie die schlechte Luft an der Hügelstraße beim Staatstheater nach den sechs Ausstellungswochen wohl aussehen wird?